Shambolic heisst auf Englisch chaotisch oder wirr. Die «Sun» beschreibt den Auftritt von Arsenal bei ManCity mit diesem Adjektiv. Und wer die Boshaftigkeit kennt, mit der auf dem englischen Boulevard die Worte für gewöhnlich gewählt werden, darf fast schon von Barmherzigkeit sprechen, die den Gunners gewährt wird.
Das 0:5 böte genug Anlass für drastische Kritik – zumal es noch zu knapp ist. Ilkay Gündogan, Ferran Torres oder Gabriel Jesus narren die Gunners und beweisen, dass auch ohne den gehandelten Cristiano Ronaldo Klasse im Überfluss im Team steckt. Überhaupt: Wo und wie nur hätte der alternde Portugiese in die feingetunte Pep-Maschine integriert werden können? Vermutlich ist auch Guardiola froh, muss er die Frage nicht beantworten.
Mikel Arteta hingegen kommt nicht umhin, Fragen zu beantworten, viele, bohrende, nervzehrende. Wie lange ist er noch Arsenal-Trainer? Spürt er Antonio Conte als potenziellen Nachfolger im Nacken? Warum überhaupt ist Arsenal mit drei Niederlagen gestartet? Oder auch: Warum nur verliert Granit Xhaka schon wieder die Kontrolle?
Coach Arteta wütend
Der Nati-Captain sieht nach 35 Minuten Rot. Mal wieder grätscht er, diesmal gegen Joao Cancelo. Mal wieder mit beiden Beinen. Mal wieder irgendwo im Mittelfeld, wo keine akute Gefahr droht. Mal wieder unbeherrscht – sodass es keine Rolle spielt, dass er auch noch den Ball trifft. Die Arsenal-Niederlage ist bereits da besiegelt.
«Das ist unentschuldbar», kommentiert BBC-Experte und Premier-League-Legende Xhakas Aktion. So könne man nicht in ein Tackling gehen, er habe die Gesundheit seines Gegenspielers gefährdet, so Shearer weiter. Und: «Das ist die elfte Rote Karte in seiner Klub-Karriere – wen versucht er damit zu beeindrucken?».
Seinen Coach Arteta ganz klar nicht. Der Spanier gesteht seine Wut nach der Partie: «Ich bin wütend wegen der Konsequenzen für das Team», sagt Arteta gegenüber «BT Sport». Er erklärt: «Zu zehnt gegen einen solchen Gegner ist es sehr schwierig.»
Arteta hätte auch sagen können: hoffnungslos. So sehen es offenkundig auch die Arsenal-Fans, die den Gästeblock nach dem Platzverweis in grosser Zahl verlassen.
«Die Rote Karte ist hirnlos»
In dieser Woche bekräftigte Xhaka seinen Verbleib bei Arsenal. Er unterschrieb bis 2024 und gab ein Interview auf der Klubhomepage. Darin beklagte er, dass es zu viele Leute gäbe, die das Team «immer wieder ein bisschen zerstören wollen». An diesem Samstag jedoch ist er es, der Arsenal schadet. Und das neuerlich. Seit 2016 nun sah er viermal Rot – keinem anderen Premier-League-Spieler passierte das.
TV-Experte und Ex-West-Ham-Profi Dean Ashton sagt, was viele denken: «Wann lernt Xhaka endlich? Die Rote Karte ist hirnlos. Er ist kein unerfahrener Spieler mehr.» Büssen für die Unbeherrschtheit muss auch der Trainer. Arteta steht öffentlich schon länger zur Disposition – nach einer Bilanz mit zwei achten Plätzen, die durch den Sieg im FA Cup 2020 aufgehellt wird.
Längst gilt Antonio Conte als potenzieller Nachfolger, Meistermacher von Juventus, Chelsea und zuletzt Inter. Die Nati-Pause böte sich als Zeit für einen Wechsel an. Contes Teams gelten als taktisch abgebrüht und nervenstark. Vielleicht täte sein Einfluss Xhaka gut. (mis/ dad)