Gestern Abend streift sich Megan Rapinoe (38) beim 2:0-Sieg über Südafrika zum letzten Mal das US-Trikot über. Zugleich endet im Soldier Field in Chicago vor 61'500 Zuschauern in der 54. Minute nach ihrer Auswechslung ein Kapitel Fussballgeschichte. Nach 17 Jahren und 203 Länderspielen. Keine andere Spielerin hat seit ihrem Debüt den Frauenfussball und dessen Relevanz mehr geprägt.
Auch in ihrer Rede direkt nach dem Schlusspfiff gehts um mehr als nur Fussball. «Es macht mich wirklich stolz, dass wir nicht nur auf dem Spielfeld so erfolgreich waren, sondern auch dazu beigetragen haben, die Welt ein bisschen besser zu machen.»
Das US-Frauenteam würdigt Rapinoe als Wegbereiterin, Ikone und Vorbild. «Du hast diesen Sport, dieses Land und diese Welt zu einem besseren Ort gemacht. Danke», sagt ihre Teamkollegin Alex Morgan (34).
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Letztes Pflichtspiel vor Augen
Über die Jahre wurde Rapinoes Jubelpose mit ihrem rosafarbenen Haarschopf und den ausgebreiteten Armen Symbol für einen langen Kampf: Chancengleichheit, weibliche Selbstbestimmung, #MeToo, Respekt für Transpersonen, lesbische und schwule Menschen. Die zweifache Weltmeisterin und Olympiasiegerin nutzte die Bühne des Sports für gesellschaftliche Themen.
Nichts hielt die lesbische Sportlerin davon ab, für ihre Werte einzustehen und Minderheiten ein Gesicht zu geben. Weswegen sie auch nicht davon zurückschreckte, sich mit dem ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump (77) anzulegen. Bei ihrer Wahl zur Weltfussballerin des Jahres 2019 forderte Rapinoe zudem ihre männlichen Kollegen auf, sich gegen Homophobie und Rassismus aufzulehnen. Für ihr Engagement erhielt sie 2022 vom amtierenden US-Präsidenten Joe Bilden (80) die Freiheitsmedaille, die höchste zivile Auszeichnung der USA.
Auf dem Spielfeld verblüffte sie die Zuschauer mit ihrem Offensivspiel, exakt getimten Flanken, gezirkelten Freistössen und direkt verwandelten Eckbällen. Ihr letztes Pflichtspiel wird sie am 15. Oktober im Trikot ihres Klubs OL Reign absolvieren. Danach ist Schluss. Zumindest auf dem Spielfeld. (men)