In der Schweiz hat Gianni Infantino (50) Probleme. Gegen ihn läuft ein Strafverfahren wegen des Verdachts auf Amtsmissbrauch, Verletzung des Amtsgeheimnisses, Begünstigung und Anstiftung zu diesen Tatbeständen im Zusammenhang mit den Treffen mit Ex-Bundesanwalt Michael Lauber.
In Afrika interessiert dies niemanden. Es ist der 16. Februar, als der Fifa-Präsident einen Monster-Trip nach Afrika auf sich nimmt: 11 Länder in 10 Tagen! Die Reiseroute: Zürich, Mauretanien, Senegal, Zentralafrikanische Republik, Ruanda, Republik Kongo, Demokratische Republik Kongo, Südafrika, Sudan, Marokko, Mali und Benin. Am 26. Februar ist er zurück in der Schweiz.
«Die Realität vor Ort sehen»
Infantino weiht Stadien, Regionalbüros und Akademien ein, spricht über die Förderung des Frauenfussballs und über ein Turnier, das quer über den Kontinent in den Schulen Afrikas gespielt werden soll. «Diese Dinge zeigen, wie wichtig die soziale Rolle des Fussballs und der Fifa in der Welt ist», so Infantino. Über seine jüngste Reise sagt er: «Nichts ist so gut wie der direkte Kontakt. Du musst die Realität vor Ort sehen, um die Menschen verstehen zu können. Ich will von den Leuten, den Spielern, den Trainern und den Offiziellen hören, wo die Fifa die besten Fortschritte bringen kann.»
In den afrikanischen Ländern wollen nicht nur Fussball-Bosse Infantino treffen. Auch zehn Staatspräsidenten laden ihn ein. Marokko ist die Ausnahme, dort trifft er «nur» den Aussenminister. Infantino hat einen Zugang in die Regierungszentralen, wie ihn kein Schweizer Spitzenpolitiker hat.
«Die Staatsoberhäupter wissen, dass Fussball mehr ist als nur Sport», sagt Infantino. «Fussball kann die Menschen einen, zu einem gemeinsamen Ziel. Fussball kann helfen, Teamgeist, Fairplay und Respekt für die Regeln zu haben. Und Fussball kann den Menschen Hoffnung geben.»
Zwei Ex-Nati-Stars mit dabei
Infantino wird bei seinem Trip von zwei Ex-Nati-Stars begleitet. Von Pascal Zuberbühler (50) und Gelson Fernandes (34).
Pascal Zuberbühler, heute bei der Fifa als Chef der Torhüter angestellt, ist von seinem Chef beeindruckt: «Es ist unglaublich, wie Gianni Infantino als Botschafter des Fussballs empfangen wird und mit welchem Drive er diese Gespräche führt. Jeder Staatspräsident will mit ihm reden. Das ist eindrücklich. Zugleich ist es Knochenarbeit. Wenn du am Abend im Hotel oder wieder im Flieger bist, denkst du nur: Wow, war das ein Tag. Du bist erschlagen von all den Gesprächen.»
«Ich will etwas zurückgeben»
Zuberbühler begleitet Infantino in Marokko, Mali und Benin. «Wir wollen jedem Talent auf der Welt die Möglichkeit geben, sich zu entwickeln, egal ob in Afrika oder in Europa. Darum ist es so wichtig, dass wir von der Fifa gute Trainingsmöglichkeiten und Infrastruktur zur Verfügung stellen.»
In den anderen acht Ländern ist Gelson Fernandes Teil der Fifa-Delegation. Der Ex-Frankfurt-Star lernt die Fifa derzeit als Praktikant kennen, er sagt: «Dank dieser Reise konnte ich sehen, was Fussball für die Leute bedeutet und was Fussball bewegen kann. Gerade wenn es um die Organisation und Infrastruktur in Afrika geht, gibt es viel zu tun.» Er sei glücklich, dieses Praktikum machen zu können. «Ich hoffe, ich kann den Menschen ein bisschen etwas zurückgeben. Der Fussball hat mir viel gegeben.»
127 Länder hat Gianni Infantino seit seiner Wahl zum Fifa-Präsidenten im Jahr 2015 schon besucht. Bei allen 211 Mitgliedsverbänden will er auf Stippvisite, so sein Ziel. Mit solchen Turboreisen dürfte es kein Problem sein, dieses Ziel in naher Zukunft zu erreichen.