Schon erstaunlich, wie sich Salatic schnell an die Lebensbedingungen in Ufa in der unwirtlichen Republik Baschkortostan gewöhnt hat. Maximaltemperatur im Januar: minus zehn Grad! Ufa, eine Million Einwohner, liegt viel näher bei Kasachstan als beim 1400 Kilometer westlich gelegenen Moskau. «Aber mit dem Flugzeug ist man von Moskau in zwei Stunden dort», sagt der Zuger.
«Oft isst man georgisch»
Das Abenteuer Ufa ging er nach dem Abgang aus Sion vor einem Jahr ein. Er ist positiv überrascht: «Es hat gute Restaurants, sehr gutes Fleisch, gute Italiener. Oft isst man georgisch, das ist sehr gut. Und jetzt, im Hochsommer, wirds auch mal dreissig Grad. Aber bis April ist es schon eiskalt. Minus 23 Grad ist nichts Aussergewöhnliches.» Salatic lebt mit der ganzen Familie in Ufa: Matteo (7), der älteste, geht in die erste Klasse, in eine russische Privatschule. «So kann er nach Deutsch, Serbisch und Englisch bald auch Russisch.»
In Ufa hatte Salatic einen exzellenten Mentor: Sergej Semak, Captain des legendären 2008er-Teams von Russland, das erst im Halbfinal am späteren Europameister Spanien scheiterte. Doch Semak wird nun Coach des grossen Zenit St. Petersburg. Und nimmt Salatic gleich mit? «Sagen wir es so: Wir haben auch schon darüber gesprochen», sagt der Ex-Hopper.
«Wir erhalten den Lohn immer rechtzeitig»
Ufa ist ein Sonderfall im russischen Fussball. Einer von vielen. Dort ist es so, dass die Stadt das Budget des Klubs garantiert. Weil die Mannschaft der Stolz der Republik ist. «Wir erhalten den Lohn immer rechtzeitig», so Salatic. Anders als bei Cupsieger und Retortenklub FK Tosno, der sportlich aus der Premjer Liga abstieg, später aus finanziellen Gründen vom Spielbetrieb ausgeschlossen wurde. Ufa profitierte und erbte den Platz des Cupsiegers im Europacup. Tosno ist nach FK Kuban schon der zweite Klub, der am grünen Tisch ausgeschlossen wurde. Salatic: «Das ist die Krux mit den Oligarchen. Wenn man sich auf einen einzigen Geldgeber verlassen muss, der aber die Lust verliert, stürzt das Ganze wie ein Kartenhaus ein.»
Später ereilte dasselbe Schicksal auch Traditionsklub Amkar Perm: bankrott! Der Klub wurde sofort aufgelöst. «Die höchste russische Spielklasse ist bankrott», sagt Wladimir Leontschenko, Präsident der Spielergewerkschaft.
«Folgen des Kriegs dominieren immer noch»
Die ganze Liga sei schon ziemlich wild, so Salatic. «Als wir am Flughafen im tschetschenischen Grosny ankamen, standen überall Sicherheitsleute mit Kalaschnikows. Die Folgen des Kriegs dominieren das Stadtbild immer noch. Da wirkt es dann befremdlich, wenn wir uns im Stadion auf der Ersatzbank unter Louis-Vuitton-Wolldecken warmhalten…»
Besserung, so Salatic, sei nicht in Sicht. «Russland mit seinem Becken von 144 Millionen Menschen und mit der grossen Fussball-Tradition müsste eine absolute Fussball-Topnation sein. Doch es investiert niemand in die Ausbildung. Niemand will Geld ausgeben, um gut ausgebildete Juniorentrainer zu holen und Nachwuchszentren aufzustellen. Man hat es da und dort mit einigermassen vernünftig bezahlten ausländischen Trainern versucht, doch das hat sich schnell zerschlagen.»
Salatics Quintessenz: «Hochbegabte wie Alexander Golowin sind eine Ausnahme im russischen Fussball. Sollte sich die Mentalität des kurzfristigen Erfolgs nicht bald ändern, werde das auch so bleiben.»
Vom 14. Juni bis 15. Juli findet in Russland die Fussball-Weltmeisterschaft 2018 statt.
- Alle Infos, Highlights und Hintergründe – kurz den WM-Ticker – finden Sie hier.
- Sämtliche Ergebnisse und die besten Torjäger gibts hier in der Übersicht.
- Die Spieler aller teilnehmenden Mannschaften im Porträt: Wer wie gut spielt, lesen Sie hier im interaktiven Special.
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