Die Karriere von Yann Sommer – von Vaduz bis zu den Bayern
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Sommer, der Perfektionist
Wie aus dem Herrliberger Knirps ein Welttorhüter wurde

Eigentlich war schon bei der Geburt von Yann Sommer klar, dass er Goalie werden würde.
Publiziert: 05.08.2023 um 00:50 Uhr
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Aktualisiert: 05.08.2023 um 10:49 Uhr
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Dass Yann Sommer eine grosse Karriere im Tor machen wird, zeichnete sich schon nach der Geburt ab. Hier eine Dankeskarte seiner Eltern für ein Geburtsgeschenk.
Foto: zVg
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Michael WegmannStv. Fussballchef

Am 17. Dezember 1988 kommt Yann Sommer in Morges VD auf die Welt. Die Freude ist gross. Nicht nur bei seinen Eltern Monika und Daniel, sondern auch bei deren Verwandten und Freunden. Der Kleine wird reichlich beschenkt.

Im Januar 1989 bedanken sich Yanns Eltern für die Präsente. Eine solche Dankeskarte liegt Blick vor. Darin steht: «Eben hat mich mein Vater im FC bei den Junioren K angemeldet. Meine grossen Füsse und fangsicheren Hände sind eigentlich die Garantie für eine erfolgversprechende Karriere auf dem grünen Rasen. Mit Eurem Glücksklee kann ich mir bald den ganzen 5-Meter-Raum vor dem Tor ansäen. Eigentlich eine Garantie für torlose 90-Minuten-Erlebnisse. (...)»

Kommentar von Blick-Fussballchef Christian Finkbeiner

Grossvater, Vater und Onkel waren schon Goalies

Da ist Yann einen Monat jung. Heute, mit 34, ist er 83-facher Nati-Goalie und seit Sommer Deutscher Meister mit Bayern München. Jetzt der Wechsel zum italienischen Spitzenklub und Champions-League-Finalisten Inter Mailand.

Eine Weltkarriere als Goalie hat er hingelegt. Ab Geburt geplant? Daniel Sommer muss lachen, als Blick ihm die Dankeskarte vor der EM 2016 in Frankreich zeigt. «Wenn man dies heute liest, scheint es schon so, als wäre Yanns Karriere geplant gewesen!» Das sei aber nicht so gewesen, sagt Sommer senior. «Diese Karte ging an Fussballerfreunde. Auf die restlichen Karten haben wir andere Dinge geschrieben.»

Sein Goalie-Talent hat Yann dennoch in die Wiege gelegt bekommen. Schon sein Grossvater steht zwischen den Pfosten und auch Vater sowie Onkel Marc sind überdurchschnittliche 1.-Liga-Torhüter. Papi Sommers Laufbahn endet jedoch noch vor Yanns Geburt nach zwei Meniskusoperationen. Dennoch sieht Yann seinen Vater noch in Aktion. Daniel springt 1992 mit 38 für ein halbes Jahr bei Herrliberg in der 3. Liga ein – für Bruder Marc, der verletzt ist. Der dreijährige Yann schaut jeweils zu, darf sogar mit aufs Teamfoto.

Mit Goalie-Handschuhen ins Bett

Als Vierjähriger tritt Yann 1993 dem FC Herrliberg bei. Als der Trainer die Bubis fragt, wer ins Tor stehen wolle, schnappt sich nur Klein-Yann die Handschuhe. Als Bub habe er die Handschuhe kaum abgezogen, sagt Sommer später einmal, «nicht mal, als ich schlafen ging. Der Geruch war ganz speziell.»

Als die Sommers 1997 nach Basel ziehen, steht für Yann schon der erste Klubwechsel an. Auf Rat des ehemaligen Küsnachter Kollegen Marco Bernet (bis 2014 Technischer Direktor beim FC Zürich) geht Yann zu Concordia Basel, wo sein Vater sogar als Goalietrainer einspringt.

Mit dem FC Basel feiert Yann Sommer vier Schweizer Meistertitel.
Foto: Blicksport

An den FC Herrliberg wird Sommer immer wieder erinnert. Beim letzten Nati-Zusammenzug freut sich der Bayern-Keeper darüber, als ihm zwei gelbe Shirts des FC Herrliberg zur Unterschrift hingehalten werden.

Mit 14 wechselt das grosse Talent zum FC Basel. Mit 18 kommt er in die 1. Mannschaft. Als dritter Goalie hinter Costanzo und Crayton muss er unter Christian Gross in den Trainings oft rechter Aussenverteidiger spielen. Seine internen Gegner heissen Mladen Petric, Eren Derdiyok, Christian Gimenez oder Julio Hernan Rossi. Kein Wunder, gehört das Spiel mit den Füssen bis heute zu seinen ganz grossen Stärken.

Sommers Karriere ist zwar nicht ab Geburt geplant, seine Karriere-Schritte sind trotzdem vorbildlich: Es folgen zwei Lehrjahre mit Ausleihen zu Vaduz und GC. Im Sommer 2014 wechselt er mit 6 Titeln auf seiner Visitenkarte vom FCB zu Borussia Mönchengladbach und wird nach Benaglios Rücktritt die Nr. 1 in der Nati und zum Liebling der Nation.

Gitarre, Singen, Kochen und Fotografieren

Sommer ist ein Fussball-Star zum Anfassen. Immer freundlich und entspannt, ob im Umgang mit Fans oder Journalisten. Und er hat zumindest für einen Fussballer eher ausgefallene Hobbys: Sommer spielt Gitarre und nimmt Gesangsunterricht. «Musik gleicht mich aus und bringt mich mit anderen Menschen zusammen, die meinen Horizont erweitern», sagt er einmal. Er kocht leidenschaftlich gern, interessiert sich für Architektur und fotografiert regelmässig. So hat er auf jeder Reise eine kleine Kamera dabei, um Erinnerungen festzuhalten.

Seit 2019 verheiratet: Gemeinsam mit Ehefrau Alina hat Sommer zwei Kinder.
Foto: Privat

In seinen neun Jahren in Gladbach wird Sommer auch bei Borussia zum grossen Rückhalt und Fan-Liebling. Und er findet in dieser Zeit auch privat sein Glück: 2016 kommt er mit Alina zusammen, 2019 wird geheiratet. Die Töchter Mila (bald 4) und Nayla (2) machen ihr privates Glück perfekt. In der Dokumentation «Yann Sommer – out of the box», die vor der WM in Katar auf SRF ausgestrahlt wurde, schwärmt Alina von Yanns unglaublich ruhiger Art und dem liebevollen Umgang mit den Kindern. Die studierte Juristin verrät dabei auch die Rollenverteilung in der Familie. Er kümmert sich um seine Fussballerkarriere, sie sich um die Kinder. «Das haben wir so besprochen. Allerdings muss ich auch sagen, dass ich mich sehr freue, wenn ich eines Tages wieder als Anwältin arbeiten kann.»

«Mit 40 fit wie Buffon? Weltklasse!»

Darauf wird sie wohl noch ein wenig warten müssen. Jetzt dürfte die Familie Sommer vorerst mal nach Italien ziehen. Der Meister-Goalie von Bayern München hat gerade bei Inter Mailand unterschrieben.

Und das muss noch lange nicht das Ende sein. Denn was Trainingsfleiss und Professionalität angeht, ist Sommer Perfektionist und Vorbild. Er will das Maximum aus sich und seinem Körper herausholen. Deshalb ist sein Trainings-, Ernährungs- und Schlafplan genaustens durchdacht. Mentales Training, Meditation, Konzentrationstraining kommt hinzu. Es heisst, Sommer absolviere sogar für seine Augenmuskeln regelmässig ein Übungsprogramm.

Auf die Frage, wie es wäre, wenn er mit 40 noch so parat wäre wie Italiens Goalie-Legende Gigi Buffon, meinte er vor ein paar Jahren zu Blick: «Weltklasse.»

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