José zurück in Italien
Mourinho muss in Rom seinen Ruf retten

Nicht mal zwei Wochen nach seinem Rausschmiss bei Tottenham unterschreibt José Mourinho bei der AS Roma. Hier findet er, wonach er sich sehnt: Druck. Und Imagepflege betreiben kann er auch.
Publiziert: 05.05.2021 um 08:24 Uhr
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Die Entlassung bei den Spurs war die dritte seit 2015 – zuvor flog er bei Chelsea und ManUnited.
Foto: AFP

Am Sonntag noch führte er Fans und Journalisten in die Irre. Sagte, dass er nicht wisse, wie seine Zukunft aussehe und es auch sein könne, dass er im Sommer noch nicht wieder ins Trainer-Business einsteige. «Ich muss nicht nur auf den richtigen Verein warten, sondern auch auf das beste Umfeld», sagte José Mourinho der «Times» – als habe er da noch lange nicht gewusst, was er vom Sommer an tue. Was er aber wolle, unabhängig von Land und Liga, das betonte er. «Es geht nur um den Druck. Ich will ihn. Ich würde immer Druck wählen.»

Zwei Tage später nun steht fest, wo der Exzentriker dieses Bedürfnis stillen will: bei der AS Roma! Für drei Jahre unterschrieb der «Special One», dessen erstes Italien-Engagement bei Inter 2010 im Triple mündete.

Nun sagt er: «Nach Gesprächen mit den Besitzern habe ich sofort ihre Ambitionen verstanden. Die unglaubliche Leidenschaft der Roma-Fans hat mich dazu gebracht, dieses Angebot anzunehmen, und ich kann es kaum erwarten, die nächste Saison zu beginnen.»

Mourinho kommt für Paulo Fonseca, der die Saison zwar beenden darf, nach dem 2:6 im Europa-League-Halbfinal bei ManUnited jedoch untragbar geworden ist.

Bei der United war Mourinho auch mal, bis er im Dezember 2018 nach zweieinhalb Jahren geschasst wurde – wie zuvor bei Chelsea und zuletzt bei Tottenham.

Drei Entlassungen seit 2015

Nach drei Entlassungen in gut fünf Jahren ist nun die Roma die Bühne, auf der der Portugiese Imagepflege betreiben muss. Der Ruf des «Besonderen», der Titel gewinnt und Rekorde bricht, egal wo er trainiert, ob in Portugal, England, Italien oder Spanien, er ist ramponiert. Und wird erweitert um den Vorwurf, der ihm schon immer nachhing, selbst zu erfolgreichsten Zeiten: dass er destruktiv spielen lasse und die Attraktivität scheue.

Was sein früherer Spieler Gareth Bale diese Woche nach dem 4:0 gegen Sheffield sagte, war Musik in den Ohren aller Mourinho-Mäkler: «Es liegt daran, dass wir offensiver sind, näher zum Tor stehen und deshalb auch mehr Tore erzielen können.»

Dass das Ergebnis auch mit der Qualität des Gegners zu tun gehabt haben könnte und sich das Spiel auch mit Mourinho an der Seitenlinie hätte gewinnen lassen – Sheffield ist als Letzter längst abgestiegen –, das ist einerlei. Vielmehr belegt das Nachtreten seines prominenten Spielers etwas anderes: dass Mourinho offenkundig das Gespür für seine Spieler verloren hat. Galt er früher als Menschenfänger, der die Kabine im Griff hat und von dem die Spieler schwärmen, selbst ein nicht gerade pflegeleichter wie Zlatan Ibrahimovic – so sind atmosphärische Störungen bei seinen letzten Stationen verbürgt. Zum Beispiel mit Paul Pogba bei ManUnited.

Nun sucht Mourinho sein Glück bei den heissblütigen Römern. In Italien dürfte sein nüchterner, kalkulierter Fussball besser verstanden werden als etwa bei Tottenham. Schwierig wird der Job gleichwohl – zumal die Tifosi nichts weniger erwarten dürften als Titelgewinne. Nur gut, dass er Druck mag. (mis)

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