Cristiano Ronaldo (38) feierte in seiner Karriere unzählige Erfolge. Unter anderem drei englische sowie je zwei italienische und spanische Meistertitel, fünf Triumphe in der Champions League, fünfmal Weltfussballer des Jahres und Europameister 2016.
Anstatt bei einem grossen Verein einen Schlusspunkt unter seine Karriere zu setzen, entschied er im vergangenen Winter, sich die letzten Jahre als Profi-Fussballer in der Wüste vergolden zu lassen. Doch nun scheint sich das Abenteuer Arabien als einziges Missverständnis herauszustellen. Angefangen hat aber alles in England.
Klartext im Interview
Alte Liebe rostet nicht – meint man. Entsprechend gross ist die Freude der Fans, als Ronaldo im Sommer 2021 zu Manchester United zurückkehrt. Dem Klub, bei dem er den Durchbruch schaffte und für den er bereits von 2003 bis 2009 spielte. Doch davon ist nach einem Jahr nicht mehr viel übrig. Mitte November 2022 holt Ronaldo zum Rundumschlag aus.
In einem TV-Interview nimmt er kein Blatt vor den Mund und kritisiert Verein und Trainer. Unter anderem sagt er: «Ich fühle mich vom Klub verraten!» Er sei zum «schwarzen Schaf» gemacht worden, ein Sündenbock für die Krise beim Team. Damit läutet er selber den Anfang vom Ende bei den Red Devils ein.
Vertragsauflösung
Ronaldo bereitet sich in Katar auf das erste WM-Spiel mit Portugal vor, als ManUtd am 22. November 2022 bekannt gibt, dass sich die Wege von Klub und Spieler trennen. «Cristiano Ronaldo verlässt Manchester United im gegenseitigen Einvernehmen mit sofortiger Wirkung», heisst es in der Mitteilung.
Der Portugiese meldet sich später ebenfalls zu Wort. «Nach Gesprächen mit Manchester United haben wir einvernehmlich entschieden, den Vertrag frühzeitig zu beenden», teilt er mit. «Ich liebe Manchester United und die Fans, das wird sich nie ändern. Nichtsdestotrotz fühlt sich der Zeitpunkt für mich richtig an, eine neue Herausforderung zu suchen.»
Die Wüste ruft
Gut einen Monat lang ist ungewiss, wo Ronaldo seine Karriere fortsetzt. Am 30. Dezember 2022 platzt die Bombe. Er wechselt zu Al-Nassr nach Saudi-Arabien. Nach dem Zerwürfnis mit ManUtd bedeutet das ein massives Lohn-Upgrade. Beim Premier-Ligisten soll er gemäss «Sun» rund 29 Millionen pro Jahr verdient haben. In der Wüste unterschreibt er einen Vertrag bis 2025 mit einem Gehalt von rund 200 Millionen pro Jahr.
«Die Vision, die Al-Nassr hat, ist sehr inspirierend. Ich freue mich sehr darauf, mich meinen Teamkollegen anzuschliessen und dem Team zu mehr Erfolg zu verhelfen», sind seine ersten Worte nach der Bekanntgabe.
Arabische Vorstellung
Anfang Januar wird Ronaldo offiziell bei seinem neuen Klub vorgestellt. Die Scheichs lassen sich nicht lumpen, präsentieren ihren Star mit einer pompösen Laser-Show. Und Ronaldo? Der leistet sich auf der Pressekonferenz einen Fauxpas. «Für mich ist es nicht das Ende meiner Karriere, wenn ich nach Südafrika komme», sagt er. Und bemerkt seinen Fehler nicht.
Torloses Debüt
Bis zu seinem ersten Einsatz brauchts Geduld. Ronaldo muss zwei Spielsperren absitzen – bei ManUtd hat er einem Fan das Handy aus der Hand geschlagen –, zudem fehlt zu Beginn die Spielberechtigung. Am 22. Januar ist es so weit. Im ersten Spiel bleibt er noch ohne Torerfolg, im zweiten trifft er mittels Penalty. In Spiel Nummer 3 dann seine Sternstunde: Er schnürt einen Viererpack.
Die Trennung
«Bayern oder Chelsea – oder wir machen Schluss», soll Ronaldo seinem Star-Berater Jorge Mendes im Herbst 2022 gedroht haben. Bekanntlich ist er bei Al-Nassr gelandet – und hat seinen Berater in die Wüste geschickt. Gemäss «El Mundo» soll Ronaldo der Meinung gewesen sein, dass sich Mendes zu wenig bemüht habe, seinen Wunsch zu erfüllen. Öffentlich wird die Trennung allerdings erst Ende Januar.
Viele Provokationen
Ronaldo scheint mit seiner Familie in Saudi-Arabien angekommen zu sein, bewohnt die Suite in einem luxuriösen Hotel in Riad. Allerdings muss er sich auf dem Rasen einiges gefallen lassen. Und das von Fans. Mitte Februar wird er beinahe von einem Flitzer umgemäht, der ihn beim Aufwärmen um ein Foto bittet und dabei auf dem nassen Rasen ausrutscht.
Anfang März provozieren ihn gegnerische Fans mit Messi-Sprechchören. Seine Reaktion? Ein Griff in den Schritt.
Trainer-Entlassung
Es wird unruhig bei Al-Nassr. Trainer Rudi Garcia (59) muss gehen. Gemäss «Marca» ist ein Kabinenstreit zwischen ihm und den Spielern ein Auslöser. Auch Ronaldo soll dazu beigetragen haben und beim Klub seine Unzufriedenheit mit Garcia deponiert haben.
Nervenflattern
Im April ist Ronaldo dünnhäutig unterwegs. Erst reisst er einen Gegenspieler mit einer Wrestling-Einlage zu Boden, eine Woche später schreit er auf dem Platz seine Mitspieler an. Er ist mit ihrer Leistung nicht zufrieden. Kein Wunder. Der Mann, der Titel am Laufmeter gewonnen hat, droht die Saison ohne Pokal zu beenden. Al-Nassr ist aus allen Pokalwettbewerben ausgeschieden und hat in der Liga Platz eins verloren.
Hinzu kommen Gerüchte um eine Beziehungskrise mit Freundin Georgina Rodriguez (29). Sie ist nicht mehr zufrieden in der Wüste. Ob Ronaldo ihr zuliebe Al-Nassr verlässt? Mit einem Kussfoto dementiert er zumindest die Krisengerüchte.
Aber laut «El Nacional» machen ihm auch Kultur und die Sprache zu schaffen – nebst der Aussicht, keinen Titel zu gewinnen. Immerhin: Ein Ex-Klub hat bereits Interesse gemeldet, ihn wieder zu verpflichten: Real Madrid. Allerdings nicht als Spieler, sondern als Botschafter. Ob er sich darauf einlässt, wird sich zeigen. (bir)