Raquel Rosa über ihr Leben als Spielerberaterin
«Man darf den Spielern nicht alles abnehmen»

Raquel Rosa gehört zu einer Berufsgruppe, die nicht immer einen guten Ruf geniesst. In einem Interview erklärt sie, was eine gute Spielerberaterin ausmacht. Und wieso sie sich schon immer durchkämpfen musste.
Publiziert: 20.05.2023 um 16:13 Uhr
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Raquel Rosa ist eine der renommiertesten Spielerberaterinnen.
Foto: imago/Picture Point LE

Sie ist zusammen mit der Erbin des Imperiums von Mino Raiola (†54), Rafaela Pimenta, eine der renommiertesten Agentinnen in der Männerdomäne Profifussball. Raquel Rosa (42) berät Sommer-Teamkollege Dayot Upamecano (24), Chelsea-Star Reece James (23) und Champions-League-Finalist Hakan Calhanoglu (29). Und sie leitet das im vergangenen Jahr neu ins Leben gerufene Spielerberaterprogramm der Uefa, das «Uefa Player Agent Programme». Sie ist seit ihrer Kindheit hörbeeinträchtigt, spricht sechs Sprachen und hat ein Volkswirtschaftsstudium abgeschlossen.

«Angefangen hat alles bei der TSG Hoffenheim», erzählt die Brasilianerin im Interview mit der Münchner «tz». «Ich habe beim badischen Fussballverband meine Trainerlizenz gemacht. Und als Hoffenheim jemanden gesucht hat, der Portugiesisch spricht und Taktik versteht, da hab ich mich gemeldet.»

Danach ging alles sehr schnell, auch weil sie sprachlich hochbegabt ist, wurde sie vom damaligen Sportdirektor in Vertragsverhandlungen mitgenommen, um das Handwerk zu lernen. In der Zeit am Verhandlungstisch kam bei Rosa der Wunsch auf, die Seite zu wechseln.

Die Gründe für den Seitenwechsel liegen für die Polyglotte in der Tatsache, dass «Spieler ohne alle Informationen nicht die idealen Entscheidungen treffen können», und genau das wollte sie besser machen. Mit Erfolg.

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«Jeder kann nach seinem besten Wissen und Gewissen seine Arbeit machen, es gibt keine Anleitung.»
Raquel Rosa, Spielerberaterin
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Weil es keinen Leitfaden für Spielerberater gibt, wurde das «Uefa Player Agent Programme» ins Leben gerufen, davor «hat jeder nach seinem besten Wissen und Gewissen seine Arbeit gemacht, es gab ja keine Anleitung», sagt Rosa. Das Wichtigste für sie ist, die Karriere des Spielers vor allem im Sportlichen weiterzuentwickeln. Man müsse sich vertrauen können und respektieren. Jeder Spieler brauche etwas anderes: «Die einen wollen einen Opernsänger, damit sie besser gehört werden auf dem Platz, die anderen brauchen einen Koch. Aber man darf einem Spieler nicht alles abnehmen, sonst können sie nach der Karriere nicht mal selbst eine Pizza bestellen.»

Die wichtigsten Eckpunkte für Berater sind laut der Agentin Englischkenntnisse, Menschenkenntnis und Verhandlungsgeschick sowie das Wissen über alle Regeln und Klauseln der verschiedensten Ligen. Denn durch das leitfadenlose Arbeiten «können auch schnell mal Fehler bei der Vertragsausarbeitung passieren, nicht weil die Berater bösartig sind, sondern weil sie schlicht keine Ahnung haben von Gesetzgebungen und Klauseln in den Ländern».

Neben den oben genannten Punkten sagt die Brasilianerin auch, dass ein gutes und grosses Netzwerk sehr wichtig ist, um reagieren zu können, wenn mal etwas nicht nach Plan läuft. Aber dieses baue man sich über Jahre auf, das komme nicht von heute auf morgen.

Über Vorurteile und Sonderbehandlungen

Nach Geschlechterdiskriminierung gefragt, antwortet Rosa: «An eine Situation, in der ich aufgrund meines Geschlechts anders behandelt wurde, kann ich mich nicht erinnern. Ich denke, dass man vor allem an seinem Verhalten und seiner Expertise gemessen wird – das ist den Spielern und den Vereinsverantwortlichen wichtiger.»

Aber dennoch gibt sie auch zu, dass es Männer manchmal einfacher haben. Weil die Führungspositionen meist von Männern besetzt werden, könnten diese in aufstrebenden Mitarbeitern sich selber erkennen und diese dann fördern. Bei Mitarbeiterinnen ist es schwieriger.

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«Ich musste mich durch meine Schwerhörigkeit schon von klein auf durchboxen.»
Raquel Rosa, Direktorin «Uefa Player Agent Programme»
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Für Rosa gehört es dazu, sich durchzukämpfen – als Frau müsse man immer noch für höhere Gehälter oder Positionen kämpfen. Für sie ist das sowieso etwas ganz Normales: «Seitdem ich klein bin, musste ich durch meine Schwerhörigkeit immer hart kämpfen, um meine Ziele durchzuboxen. Ich lasse mich nicht limitieren.» (nsa)

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