Der Bellingham-Wahnsinn geht weiter
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Real Madrid – Getafe 2:1:Der Bellingham-Wahnsinn geht weiter

Jude Bellingham entzückt in Spanien
So tickt der neue König von Madrid

Fünf Tore und ein Assist in vier Ligaspielen: Mittelfeldspieler Jude Bellingham (20) bringt Real Madrid schon nach kürzester Zeit zum Träumen.
Publiziert: 04.09.2023 um 13:08 Uhr
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Aktualisiert: 05.09.2023 um 08:07 Uhr
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Drei Liga-Spiele, vier Tore und ein Assist: Jude Bellingham hat nach seinem Wechsel von Dortmund den hohen Druck bei Real Madrid locker weggesteckt.
Foto: Getty Images
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Michael WegmannStv. Fussballchef

103 Millionen Euro Ablöse hat Real Madrid dem BVB für Jude Bellingham überwiesen. Hinzu kommt ein Sechs-Jahres-Vertrag und ein astronomisches Preisschild: Wer Bellingham verpflichten will, muss eine Milliarde Euro bezahlen, heisst es in Spanien.

Ein normaler 20-Jähriger würde unter dem Druck solcher Summen zusammenbrechen. Nicht so Bellingham. Der schnappte sich bei Real gleich die Rückennummer 5 und lädt sich damit noch mehr Kilos auf die Schultern. Jene Nummer also, die einst der König der «Königlichen», der grandiose Zinédine Zidane (51) getragen hat. Die Message ist klar: Bellingham ist der neue Dirigent des Weissen Balletts, der neue König von Madrid.

Und er liefert sogleich ab. Und wie! Fünf Tore und ein Assist in den bisherigen vier Ligaspielen – und das als Mittelfeldspieler. Zuletzt am Samstagabend gegen Getafe, als Bellingham in der fünften Minute der Nachspielzeit den Siegtreffer erzielt. Zudem wird er zum Spieler des Monats August der La Liga ausgezeichnet – als erster Engländer überhaupt. Reals zweitteuerster Zugang der Geschichte hat den teuersten bereits überflügelt. Eden Hazard (32, kam 2019 für 115 Millionen Euro) erzielte in den vier Jahren bei Real gerade mal vier Ligatore.

Wer ist dieser Bellingham, der die letzten drei Saisons bei Borussia Dortmund für Furore sorgte, vermeintlich unverzichtbar war und jetzt ganz Madrid zum Träumen bringt?

Nur Birmingham City im Kopf

Jude Victor William Bellingham ist in der Kleinstadt Stourbridge aufgewachsen, in den West Midlands. Im Umkreis von 20 Kilometern sind gleich vier Profiklubs zu Hause. Wolverhampton, West Bromwich Albion und Aston Villa haben ihn nie interessiert. «Jude ist als Siebenjähriger zu Birmingham City und wollte nie weg», sagt seine Mutter Denise. Erst als ihr Sohn mit 13 in England U15 nominiert wird, hätte auch sie gemerkt, dass er talentiert sei. Gerade 16, debütiert er bei Birmingham City in Englands zweithöchster Spielklasse, wird zum jüngsten Torschützen des Klubs. Mit 17 folgt sein erster Einsatz in der Nationalmannschaft. Bei Dortmund wird er zum jüngsten Bundesliga-Captain aller Zeiten. Das Jahr in der Championship sei für ihn perfekt gewesen, sagt Bellingham, «die Liga ist technisch nicht so gut, dafür verlangt sie dir physisch alles ab».

Rooneys Ritterschlag

Klar wird das Supertalent schon ganz bald mit dem Frühreifsten aller englischen Fussballer verglichen. Mit dem grossen Wayne Rooney (37). Die zwei spielen im Sommer 2020 gar noch gegeneinander. Der 17-jährige Bellingham verliert mit Birmingham gegen den doppelt so alten Rooney mit Derby County 1:3. Rooney sagt danach anerkennend: «Was ich wirklich an ihm mochte, war, dass er jedes Mal, wenn ich den Ball abgab, einen Stollen auf mir stehen liess. Und ich habe mir gedacht: ‹Er hat etwas Besonders an sich›».

Glühender Zidane-Fan

Rooney? Ein Held seiner Jugend, klar. Steven Gerrard (43) auch. Sein grösster aber ist Zinédine Zidane. «Ich kann nicht aufhören, Videos von Zizou anzuschauen», verrät Bellingham vor einem Jahr. «Wenn man über Eleganz spricht, wenn man zurücklehnen und geniessen möchte, dann ist niemand besser als Zidane.» Zidane selbst meint zu seinem Nachfolger und dessen Trikotwahl vor Saisonstart: «Jude ist ein wichtiger Spieler, ein Spieler für die Zukunft, der bereit ist, für Real.»

Papi Mark Polizist und Tormonster

Judes erstes grosses Vorbild ist aber sein Vater Mark, selbst auch Fussballer. Über zwei Jahrzehnte macht dieser sich im Non-League-Football, in den Klassen unter den vier englischen Profiligen, einen Namen als Goalgetter. Mehr als 700 Tore erzielt er in 22 Jahren, sein letztes 2017 mit über 40. Nach den Spielen sei er immer als erster unter die Dusche gespurtet und sofort zur Arbeit, erzählen ehemalige Mitspieler. Bellinghams Vater ist Sergeant bei der West Midlands Police. «Was mein Dad macht, das macht er richtig», so Jude, der als Bub auch im Sturm spielt. «Kein Wunder, schliesslich habe ich meinen Dad so oft Tore schiessen sehen. Ich wollte unbedingt so sein wie er!»

Bruder Jobe auf seinen Spuren

Fussballtalent liegt in der Familie: Judes jüngerer Bruder Jobe (17) wandelt auf dessen Spuren. Der Mittelfeldspieler ist englischer U18-Internationaler und spielt aktuell bei Sunderland in der Championship. Sein Marktwert wird bereits auf über fünf Millionen Euro geschätzt und steigt konstant.

Deshalb trug er immer die Nr. 22

Er kann Bälle erobern und verteilen, ist Impulsgeber, Mentalitätsspieler und Torschütze. Deshalb trägt er bei Real Zidanes Nr. 5. Deshalb kommt er auch bei Birmingham zur Rückennummer 22, die er dann auch beim BVB trägt. Diese habe ihm der Birmingham-Coach schmackhaft gemacht, verrät Bellingham. «Er wollte damit signalisieren, dass ich auf dem Platz nicht so leicht festzulegen bin. Für ihn war ich keine Nummer 10, keine 8 und keine 4, sondern alles zusammen. Eben eine 22! Ich habe das als sehr grosse Wertschätzung meiner fussballerischen Fähigkeiten empfunden.»

Er gibt auch neben dem Platz Gas

Bellingham strotzt nur vor Selbstbewusstsein und gibt auch neben dem Platz Gas. «Ich bin zehnmal besser als in der vergangenen Saison», meint er kürzlich. Dass er auch neben dem Platz nicht zurückhaltend ist, weiss man längst. Das bekommt auch Felix Zwayer (40) zu spüren. Bei einem 2:3 gegen Bayern (2:3) rückt der Schiedsrichter aufgrund mehrerer umstrittener Entscheidungen ins Zentrum. «Man gibt einem Referee, der schon mal Spiele verschoben hat, das grösste Spiel in Deutschland. Was erwartest du?», kritisiert Bellingham darauf und wird dafür kritisiert.

Hey Jude ...

Die Spieler von Borussia Dortmund geben Bellingham im Sommer zur Begrüssung ein kleines Ständchen. Sie singen «Hey Jude» von den Beatles. Bellingham ist begeistert, sagt: «Super Idee, ganz spontan ist mir durch den Kopf gegangen: Wie hat man es bloss geschafft, die Jungs dazu zu überreden?» Er revanchiert sich und singt zum Einstand «So Sick» von Ne-Yo. Anscheinend ist er ein durchschnittlicher Sänger. Bellingham: «Das war nicht besonders gut, leider hat es Jadon Sancho mit seinem Handy aufgenommen.»

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