Auf einen Blick
- Nigeria verweigert Spiel in Libyen wegen «unmenschlicher Behandlung»
- Spieler sollen stundenlang ohne Essen am Flughafen festgehalten worden sein
- Die libysche Regierung hat den Flug der Nigerianer umleiten lassen
Eklat in der Afrika-Cup-Quali. Die nigerianische Nationalmannschaft hat angekündigt, nicht zum Auswärtsspiel im libyschen Bengasi anzutreten. Man sei nach der Ankunft «unmenschlich» behandelt worden, heisst es vonseiten des Verbands.
Statt wie geplant direkt am Austragungsort zu landen, wurde der Flug ins 230 Kilometer entfernte Al-Abraq umgeleitet – Medienberichten zufolge auf Anordnung der libyschen Regierung. Dort sollen die Kicker 18 Stunden auf einem verlassenen Flughafen festgehalten worden sein.
Leverkusen-Star Victor Boniface meldet sich über Social Media. Zunächst – um circa 8 Uhr am Montagmorgen – ist der Tenor beim Stürmer den Umständen entsprechend noch wohlwollend: «Wir sind seit fast 13 Stunden am Flughafen, kein Essen, kein WLAN und keinen Schlafplatz. Afrika, das können wir besser.»
«Wir wollen einfach nur nach Hause»
Rund drei Stunden später klingt es ganz anders. «Helft mir. Ruft meine Grossmutter an und sagt ihr, dass ich okay bin. Das ist krank.» Um circa 14 Uhr meldet sich Boniface erneut: «Es wird langsam unheimlich. Ihr dürft die Punkte behalten, wir wollen einfach zurück in unser Land.»
Übereinstimmende Berichte der libyschen Presse sagen, dass die Regierung die Gastmannschaft per Bus nach Bengasi habe bringen wollen. Für die Nigerianer sei das aber nicht infrage gekommen. «Wir werden eine Reise über die Strasse nicht akzeptieren, es ist nicht sicher», kommunizierte Captain William Troost-Ekong über X. Nachdem man seit den Morgenstunden auf Treibstoff gewartet habe, werde das Flugzeug endlich für den Rückflug nach Nigeria aufgetankt, meldete Troost-Ekong kurz nach 14 Uhr. Das Team ist im Verlauf des Abends in der Heimat gelandet.
Nigeria fordert Ausschluss
Delegationsmitglied Victor Ikpeba fordert gegenüber der Nachrichtenagentur AFP bereits den Ausschluss Libyens. «Wenn die CAF (Conféderation Africaine de Football, d. Red.) ihren Job versteht, sollte Libyen aus dem internationalen Fussball ausgeschlossen werden», findet Afrikas Fussballer des Jahres aus dem Jahr 1997. Nigeria hat bei der CAF mittlerweile offiziell Beschwerde eingereicht.
Laut der BBC könnte es sich um eine Racheaktion handeln. Im Vorfeld des Hinspiels, das Nigeria am Freitag zu Hause mit 1:0 gewonnen hat, sollen auch die Libyer beim Umsteigen drei Stunden am Flughafen festgehalten worden sein. Dies habe Captain Faisal Al-Badri nach dem Spiel gegenüber heimischen Medien beklagt.
Der libysche Verband dementiert derweil die Vorwürfe. Man habe grössten Respekt vor den nigerianischen Kollegen und möchte ihnen versichern, dass die Umleitung ihres Fluges nicht beabsichtigt war, schreibt die BBC.