Nati-Goalie Mvogo sitzt auf gepackten Koffern
«Es muss nicht Barcelona oder Real sein»

Seit gut einer Woche ist Yvon Mvogo (30) zurück im Training bei Lorient. Doch für den Freiburger ist klar, dass seine Zukunft nicht in der Bretagne beim Absteiger in die Ligue 2 liegt. Die Zeichen stehen nach zwei Jahren auf Abschied.
Publiziert: 06.08.2024 um 17:31 Uhr
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Aktualisiert: 06.08.2024 um 22:26 Uhr
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Yvon Mvogo hat neun Länderspiele für die Nati absolviert.
Foto: TOTO MARTI
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Christian FinkbeinerStv. Fussballchef

Der Transfermarkt ist in diesem Sommer nach der EM noch nicht richtig ins Rollen gekommen. Für die Torhüter ist die Situation noch spezieller, gibt es doch in den europäischen Top-5-Ligen nur knapp 100 Plätze als Nummer 1. «Es gibt nicht viel Bewegung im Markt», sagt Yvon Mvogo (30). Der Freiburger wird Lorient verlassen. Erste Angebote, beispielsweise von Celtic Glasgow oder Serie-A-Aufsteiger Parma, hat er aber abgelehnt.

Am Schweizer Nati-Keeper lag es nicht, dass Lorient den Gang in die 2. Liga antreten musste. «Wir hatten spielerisch viel Qualität, aber mental hat uns etwas gefehlt», so Mvogo. Trotz des Abstiegs will der gebürtige Kameruner die zwei Jahre in der Bretagne aber nicht missen. «Ich habe gegen grosse Spieler und grosse Mannschaften gespielt.» Nun sei die Zeit gekommen, um weiterzuziehen. Das Ziel ist klar: einen Vertrag in einer Top-5-Liga als Nummer 1. «Ich muss das Vertrauen des Klubs spüren und mich wohlfühlen. Aber vor allem muss ich spielen, spielen, spielen.»

Spielpraxis geniesst oberste Priorität, auch mit Blick auf die Nati. Denn obwohl er an der EM in die Hierarchie hinter Yann Sommer (35) und Gregor Kobel (26) die Nummer 3 war, hat Mvogo die Ambition nicht aufgegeben, dereinst auch in der Nati das Tor regelmässig zu hüten. Der bevorstehende Transfer ist für ihn deswegen umso wichtiger. «Es muss nicht Barcelona oder Real sein», sagt er. Denn bei einem europäischen Topklub hätte Mvogo als Nummer 2 schon früher einen Vertrag erhalten können.

Grosse Ambitionen – auch in der Nati

Mvogo hofft, dass in der Nati die Karten neu gemischt werden und dass auch er während der sechs Nations-League-Spiele im Herbst seine Chance erhalten wird. «Ich habe Ambitionen, auch wenn die Konkurrenz gross ist. Was Yann in Zukunft macht, weiss nur er selber. Aber auch sonst haben wir mit Greg (Kobel), Jonas (Omlin), mir, aber auch den Jungen wie Marvin (Keller) sehr viele gute Goalies.»

Dass auf ihn Verlass ist, hat Mvogo nicht nur in den Testspielen im Frühjahr bewiesen, als er dreimal keinen Gegentreffer erhielt. Auch während der EM sorgte er für eine positive Stimmung. «Klar ist es frustrierend, wenn man nicht spielt. Aber ich habe im Training Gas gegeben und Yann unterstützt.»

Trotz der Reservistenrolle schwärmt Mvogo von der EM. «Es war eine super, super Sache. Ich bin ja schon ein Weilchen dabei, aber einen solchen Teamgeist habe ich noch nie erlebt.» Hauptverantwortlich dafür sei der Trainer gewesen, der auch auf neue Spieler gesetzt habe. Aber auch die Routiniers hätten einen tollen Job gemacht. «Jeder war für den anderen da. Der Star war die Mannschaft.»

Der Einfluss der Ersatzspieler für eine erfolgreiche Kampagne sei nicht zu unterschätzen. Als Beispiel nennt Mvogo Xherdan Shaqiri (32). «Er ist einer der besten Spieler von uns, kam manchmal rein und hat teilweise gar nicht gespielt. Aber er blieb immer positiv, hat den jungen Spielern geholfen, war ein Vorbild.» Dass Shaq zurücktritt, hat ihn erstaunt. «Nicht nur fussballerisch, sondern auch als Typ ist er ein Riesenverlust.»

Auch Mvogo ist dank seiner positiven und kommunikativen Art sehr wichtig für die Kabine. Privat lebt er, der mit sechs in die Schweiz gekommen ist, eher zurückgezogen. «Ich bin einer, der sehr viel gibt, wenn ich mit Menschen zusammen bin. Zu Hause brauche ich dann aber meine Ruhe, um Energie zu tanken.» Gerne liest er Bücher über Motivation oder schaut mal einen Action-Film.

Der Glaube gibt ihm Halt

Das Hilfsbereite und Kommunikative hat er von seiner Mutter, zu der er ebenso wie zu seiner Schwester ein sehr enges Verhältnis pflegt. «Unsere Mutter hat alles für uns gemacht und geschaut, dass es uns an nichts fehlt. Sie hat zwei Rollen gespielt: Sie war streng wie ein Vater, hatte aber auch das Liebevolle einer Mutter.»

Von seiner Mutter, die ihn regelmässig besucht, bekam er auch den Glauben an Gott mit. Mvogo betet jeden Morgen und Abend. Auf regelmässige Kirchenbesuche muss er aufgrund seines Jobs momentan verzichten, was er aber für sich allein nachholt. Als Kind waren diese für ihn Pflicht. «Ich hatte keinen Bock, da es jeweils mein einziger freier Tag war», sagt er mit einem breiten Grinsen. «Aber meine Mutter überzeugte mich, dass es wichtig ist, Gott zu danken.»

Heute ist er seiner Mutter dankbar, dass sie hartnäckig geblieben ist. «Der Glaube gibt mir sehr viel Kraft.» Auch deshalb lässt er sich durch die derzeit laufenden Verhandlungen und die Unsicherheit nicht aus der Ruhe bringen. «Ich vertraue meinem Berater.»

Mvogo sitzt auf gepackten Koffern. Wohin es ihn ziehen wird, ist offen. Saudi-Arabien? Der Freiburger lacht: «Das wird vielleicht mal gegen Ende meiner Karriere ein Thema sein.» Derzeit hat er aber andere Pläne: «Das nächste grosse Ziel ist die WM.» 2026 will Mvogo am Turnier in Nordamerika dabei sein. Als Stammtorhüter. In einer Top-5-Liga – und vielleicht auch in der Nati.

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