Es ist der 17. Juni 2003, kurz nach 21 Uhr sickert die Nachricht durch: David Beckham, damals 28 Jahre alt, hat bei Real Madrid unterschrieben. Die Bestätigung beendet ein zweimonatiges Hin und Her um den englischen Weltstar, der weit mehr ist, als ein grandioser Fussballspieler. Nur Tage zuvor hatte Präsident Perez eine Verpflichtung des Engländers mit «Niemals, niemals, niemals!» kommentiert. Es passte zum Spektakel in Madrid.
2000 wird Florentino Perez zum Präsidenten von Real Madrid gewählt. Mit dem spanischen Unternehmer wurden «los Galácticos» (dt. die Galaktischen) ins Leben gerufen. Jedes Jahr unterschrieb ein Superstar in der spanischen Hauptstadt. Das Team war gespickt mit Stars wie Zidane, Figo, Ronaldo oder Roberto Carlos.
Pop-Ikone und Fussballer
«Noch nie in der Geschichte des Fussballs hatte ein Club so viele Stars in seiner Mannschaft wie jetzt Real», schrieb die spanische Sportzeitung «Marca», nachdem Beckham in Madrid unterschrieben hatte.
David Beckham war aber nicht nur ein weiterer Star im Real-Dress. Der Engländer war genauso Pop-Ikone wie Fussball-Star, ist beim Zeitpunkt des Transfers wohl die berühmteste Fussballpersönlichkeit weltweit. Klar bezeichnete man den Wechsel in Spanien als «Transfer des Jahrhunderts». Auch wenn diese Bezeichnung in Betracht auf die Ablösesumme nicht stimmt, hat sie die Fussballwelt doch nachhaltig verändert.
Der Superstar-Effekt
«Beckham kam mit wichtigen Sponsoren-Verträgen. Die Öffnung nach China, die Merchandising-Einnahmen dank der Stars, alles begann mit ihm. Der Paradigmenwechsel kam mit Beckham», sagt Sportmarketing-Professor Alvaro Fernandez Luna. Es ist klar, dass Beckham nicht nur wegen seines fussballerischen Könnens nach Madrid wechselt, sondern viel mehr wegen seiner enormen Reichweite. Kein Wunder, ist Beckham mit seiner Frau Victoria nur Tage nach dem Transfer in Asien auf grosser Promo-Tour.
Florentino Perez bekam mit Beckham nicht nur einen Freistoss-Spezialisten, sondern auch den asiatischen Markt. In der einwöchigen Tour in Asien verkaufte das Paar zahlreiche Real-Merchandising-Artikel wie Handys oder Beauty-Produkte, zusätzlich explodierten die Trikot-Verkäufe von einer Million zu drei Millionen verkauften Shirts in einer Woche. Fünf Millionen asiatische Fans waren plötzlich Real-Fans und drückten nicht mehr Manchester United die Daumen – Beckhams Ex-Klub.
Neue Ära im Fussball
37,5 Millionen Euro bezahlte Real für den Briten, der nur Wochen zuvor von der Queen zum Ritter geschlagen wurde. Dieser Betrag bringt heute keinen Fussball-Kenner mehr ins Staunen, war aber 2003 noch Rekord im damaligen Transferfenster und zwölftteuerster Transfer der Geschichte. 20 Jahre später steht der Spektakel-Wechsel noch auf Platz 217.
Sportlich war Beckhams Zeit in Madrid ernüchternd. In vier Jahren gewinnt er «nur» eine spanische Meisterschaft und den spanischen Supercup. 2007 wechselt der Brite in die USA zu LA Galaxy und beendet die erste Ära der «Galaktischen». Beckham sitzt in seiner letzten Saison bei Real oft auf der Tribüne, ist mit dem damaligen Trainer Fabio Capello im Klinsch.
Trotzdem hat der Transfer von «Spice Boy» Beckham eine neue Ära mit zahlreichen Zusatzklauseln und Verträgen eingeläutet, die heute in der Fussballwelt zum Standard gehören. (jsl)