Buchli und Gisi gucken den Nati-Match
So schlug sich Ruefer in Spiel 1 nach der Xhaka-Affäre

Er hat im Quali-Spiel gegen Andorra den härtesten Job aller Schweizer: Kommentator Sascha Ruefer. Blick hat dem SRF-Mann 90 Minuten lang zugehört.
Publiziert: 17.06.2023 um 13:37 Uhr
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Aktualisiert: 17.06.2023 um 13:46 Uhr
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Sascha Ruefer sitzt erstmals seit der Xhaka-Affäre bei einem Nati-Match wieder am SRF-Mikrofon.
Foto: Keystone

Erstmals seit der grossen Diskussion um seine Person kommentiert Sascha Ruefer (51) im EM-Quali-Match gegen Andorra wieder ein Nati-Spiel. Eine Aufgabe, die eigentlich auch am Mikrofon ein Selbstläufer sein sollte, gerät aufgrund der Geschehnisse vor zweieinhalb Monaten plötzlich in den Fokus. Kurz vor Ostern war es, als dem SRF-Mann in der «WOZ» unterstellt wurde, er habe sich während der Dreharbeiten zur Nati-Doku «The Pressure Game» rassistisch über Nati-Captain Granit Xhaka (30) geäussert. Zwei Tage später konnte der Verdacht widerlegt werden, als Kommentator und Sender die Bilder der Dreharbeiten ausgewählten Journalisten zugänglich machten. Doch der Schaden war erst einmal angerichtet, es wird etwas an Ruefer kleben bleiben – zu Unrecht. Kommt dazu: Eine Aussprache mit Xhaka gab es bislang nicht. Schwierige Voraussetzungen also für den Kommentator. Steffi Buchli und Emanuel Gisi haben zusammen Fussball und Ruefer aufs Mikrofon geschaut. Und versucht, der Sache auch ein Augenzwinkern abzugewinnen.

Buchli: Iss du mal noch deine Pizza. Achtung, da ist Xhaka im Bild.

Gisi: Ruefer sagt kein Wort. Isst du nichts?

Buchli: Nein, wenn ich esse, kann ich nicht zuhören.

Gisi: Da ist er schon wieder. Ruefer sagt wieder nichts. Die Hymne, ich hab den Mund voll, sing du mit.

Buchli: Vielleicht singt Ruefer. Er ist ja schliesslich ein richtiger Schweizer.

Gisi: Da sind wir schon mitten im Thema. Achtung, Xhaka im Bild.

Ruefer (20.45 Uhr): Xhaka, Zakaria, Freuler.

Buchli: Langweilig. Beim nächsten Mal MUSS er was über ihn sagen. Vielleicht hat er was vorbereitet.

Gisi: Es ist ja fies. Andorra – Schweiz, das ist eine Pflichtübung für die elf auf dem Feld. Die werden sie souverän lösen, wenn es nicht mit dem Teufel zugeht. Ruefer ist der einzige Schweizer im Stadion, der heute richtig getestet wird.

Ruefer (20.46 Uhr): Granit Xhaka, der wie viele andere Schweizer auch, eine unglaublich lange Saison hinter sich hat. Mental eine grosse Herausforderung.

Buchli: Wem sagst du das! Auch für Ruefer. Also ich wäre nervös heute. Hat er diesen ersten Satz vorbereitet oder nicht? Das ist die grosse Frage

Gisi: Bestimmt. Er hat im Vorfeld den Kollegen von «CH Media» zwar gesagt, der Andorra-Match sei ein Spiel wie jedes andere. Aber natürlich weiss er, dass wir alle zuhören, was er über den guten Granit Xhaka sagt. Oder eben nicht sagt.

Ruefer: Xhaka hat in dieser Saison 31 Chancen eingeleitet …

Gisi: DAS hat er garantiert vorbereitet.

Buchli: Gut, er macht das auch hauptberuflich. Meinst du, Xhaka wird sich irgendwann für eine Geste der Versöhnung einspannen lassen?

Gisi: Ich fänds gut. Sie müssen ja nicht gerade zusammen in die Ferien fahren. Wobei … ich wüsste schon gern, auf welche Destination sich die beiden einigen würden.

Buchli: Sicher nicht Andorra.

Ruefer (21.06 Uhr): Es ist bisher ein grundsolider Auftritt der Schweizer. Manchmal sogar lustvoll.

Buchli: Grundsolid ist auch der Kommentator. Viel Lust kann ich allerdings bei Ruefer noch nicht ausmachen.

Gisi: Man ist immer nur so gut, wie es der Gegner zulässt.

Buchli: Haben wir irgendwo ein Phrasenschwein? Ich hole mir ein Bier, alkoholfrei natürlich, wir sind im Dienst.

Gisi: Einen doppelten Espresso für mich.

Ruefer (21.12 Uhr) Xhaka, mit links!

Buchli: Heee, Gisi, nicht dösen. Wir haben einen Auftrag zu erfüllen. Aber ich gebe dir recht. Ich habe mir diese Übung hier ehrlich gesagt auch spektakulärer vorgestellt. Ruefer spielt irgendwie unser Spiel nicht mit.

Gisi: Ich gehe jetzt Wäsche aufhängen. Auch grundsolides Handwerk.

Ruefer (21.20 Uhr): Die Schweizer spielen lustvoll.

Buchli: Der Fernseher hat einen Sprung in der Platte. Oder «lustvoll» ist heute Ruefers Lieblings-Adjektiv.

Gisi: Im Publikum hat eben einer ein Schild hochgehalten: «Granit, can I have your shirt?»

Buchli: War es Ruefer?

Gisi: Glaube nicht.

Ruefer (21.29 Uhr): Xhaka zieht das Spiel förmlich an. Er hat am meisten Ballkontakte.

Ruefer (21.31 Uhr): Amdouni! (Xhaka köpft am Tor vorbei) Vielleicht war er irritiert, weil Xhaka vor ihm stand.

Gisi: Das war doch umgekehrt.

Ruefer: Es war genau umgekehrt.

Gisi: Ha! Ich dachte schon, jetzt unterschlägt er uns den Xhaka noch. Das wäre ja ein Aufreger gewesen. Endlich eine Schlagzeile!

Buchli: Nix da. Aber immerhin: Pause.

Ruefer (21.34 Uhr): Die Schweizer haben alles im Griff. Es gibt fast nichts zu bemängeln.

Buchli: Es geht weiter.

Ruefer (21.49 Uhr) Kobel ist wie der Security-Mann bei einer Chilbi. Er steht da und hat nichts zu tun.

Gisi: Ein Witzchen! Das ist der Ruefer, wie wir ihn kennen! Er hat gerade «keine Wechsel» vermeldet. Auch nicht auf der Kommentatoren-Position, stellen wir fest. Auch wenn der SFV dem Vernehmen nach auch schon darauf gepocht hat, dass doch mal jemand anders als Ruefer die Nati kommentieren solle. Was natürlich höchst fragwürdig ist. Die sollten sich auf andere Dinge konzentrieren und die Journalisten ihren Job machen lassen.

Ruefer (21.50 Uhr): Elvedi: Blond, kurze Haare. Ich würde ihn fast für Eminem halten.

Buchli: Die Gag-Kadenz steigt. Ruefer ist schon fast wieder der Alte. Mir gefällts.

(21.55 Uhr): Ein Foto von Ruefer wird eingeblendet. Unterzeile: Kommentator.

Buchli: 60 Minuten gespielt. Zweidrittelsbilanz. Wie findest du Ruefer heute?

Gisi: Ich habe in den letzten Wochen ja auch viel Champions League geschaut, bei den Freunden von Blue. Man muss es sagen: Ruefer hat ein gutes Gefühl dafür, auch mal eine Pause zu machen. Zumindest heute, zumindest gegen Andorra. Das ist ja die hohe Kunst. Nicht so viel reden.

Buchli: Der Mut zur Pause – genau. Manchmal geht Ruefer hart an die Grenze. Ich habe schon mehrfach gemeint, die hätten Tonprobleme beim SRF. Achtung. Drei Wechsel. Ok, gut. Xhaka bleibt. Unsere Chance auf eine grosse Schlagzeile ist noch intakt.

Ruefer (22.06 Uhr): (brüllend) EDIMILSON FERNANDES!

Gisi: Also ein Tonproblem hat er nicht.

Buchli: Genau mit diesen Rufen geht er manchen Fussball-Fans auf den Senkel. Aber ich finde: Das passt. Sein Name verpflichtet. Ich mag diese Ausbrüche.

Ruefer (22.11 Uhr): Und dann fällt das Tor! Andorra trifft!

Buchli: Ruefer hat es geahnt!

Gisi: Hat er? Er hat doch behauptet, Kobel sei an der Chilbi. Oder so.

Buchli: Ja, aber wenig später fand er, die Lust sei nicht mehr so gross, man müsse jetzt aufpassen.

Gisi: Der Ruefer in der Wüste, halt.

Buchli: Wo ist das Phrasen- und Kalauerschwein?

Gisi: Das sind keine Phrasen. Das ist Hochkultur!

Buchli: Wir halten fest: Die Chilbi ist vorbei! Hast du gehört: Ruefer hat gesagt: «Es gehen Hände hoch, aber das war kein Offside.»

Gisi: Sondern ein Überfall?

Buchli: Es waren Xhakas Hände. Das umging er durch die Passivierung elegant. Oder eben gar nicht mal so elegant.

Gisi: Ich habe schon den Eindruck, dass er das Ding ohne Kontroverse über die Bühne bringen will.

(22.26 Uhr): Ein Insekt krabbelt über die Kameralinse.

Ruefer (22.28 Uhr): Bei Akanji ist nicht alles Gold, was glänzt.

Gisi: Oha. Jetzt fährt er unserem Champions-League-Sieger an den Karren. Wobei Fachleute wissen: Gegen Andorra gewinnen wir normalerweise auch mit 2 Promille. Jack Grealish kann also jederzeit eingewechselt werden.

Buchli: Grealish spielt neu für Andorra? Das habe ich verpasst.

Gisi: Ich glaube, wenn er aussuchen kann, eher für Ibiza. Oder für Magaluf.

Ruefer (22.29 Uhr): Aus dem lustvollen Spiel der Schweizer ist ein Geknorze geworden.

Buchli: Nächstes Mal machen wir «lustvoll»-Bingo.

Gisi: Ich finde Ruefer heute ein bisschen ruhiger als sonst. Das steht ihm gut.

Buchli: Mir ist er zu ruhig. Ich mag dieses «Hibbelige» an ihm.

Gisi: Vielleicht ist auch einfach der Gegner nicht gemacht für mehr Aufregung. Die haben gerade einen 43-Jährigen eingewechselt.

Buchli: Für Ruefer ist das einer aus der «Corega-Tabs-Fraktion». Dieser Spruch ist lange her.

Gisi: Das war sein erster Shitstorm. Damals gabs den Ausdruck Shitstorm noch gar nicht.

Buchli: Er bereut die Aussage bis heute. So, bald haben wir's.

Ruefer (22:36 Uhr): Xhaka auf Freuler. Zu lang! Eine Minute noch.

Buchli: Schlusspfiff. Sag, müssen wir das jetzt bei jedem Nati-Spiel machen?

Gisi: Da musst du meine Chefin fragen.

Ruefer (22:38): Wir dürfen uns mit Kritik zurückhalten. Es war ein Pflicht-, ein Arbeitssieg.

Gisi: Ich finde ihn sehr versöhnlich heute, den SRF-Mann.

Buchli: Ich bin froh für ihn, dass er das hinter sich gebracht hat. Dieser Auftritt lag ihm sicher auf dem Magen.

Gisi: Es war auch für ihn ein Arbeitssieg. Jetzt kommt Jeff Baltermia. Gute Nacht.

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