Darum gehts
- TSV 1860 München: Investor Ismaik will Anteile verkaufen, Zukunft ungewiss
- Jens Lehmann als möglicher Nachfolger im Gespräch
- Ismaik besitzt seit 2011 60 Prozent der Anteile am Traditionsverein
Der TSV 1860 München ist einer der ältesten und traditionsreichsten Fussballvereine in Deutschland. Die grössten Erfolge feierten die Löwen in den 1960er-Jahren, als sie einmal Meister und einmal Pokalsieger wurden. Nach vielen Jahrzehnten, in denen 1860 zwischen der Erst- und der Zweitklassigkeit schwankte, läuft es in den letzten Jahren nicht mehr.
Nach dem Abstieg 2004 etablieren sich die Löwen zunächst in der 2. Bundesliga. Aufgrund der finanziell angespannten Situation werden 2011 60 Prozent der Anteile an den jordanischen Investor Hasan Ismaik (47) verkauft. Nur dadurch kann sich 1860 vor der Insolvenz retten. Ismails Ziel lautet: innerhalb von drei Jahren wieder in die Bundesliga.
Doch sechs Jahre später müssen die Münchner den sportlichen Abstieg aus der 2. Bundesliga hinnehmen. Weil die Lizenz für die 3. Liga verweigert wird, werden sie in die viertklassige Regionalliga durchgereicht. Zwar gelingt ihnen der direkte Aufstieg, seither stecken die Löwen allerdings in der Drittklassigkeit fest.
«Seit 14 Jahren leide ich unter diesen Leuten»
Nun will Investor Ismaik nach Jahren der Unruhe seine Anteile verkaufen. «Ich denke, 1860 braucht jemand Neues. Wenn ich bleibe, wird dieser Klub so bleiben, wie er ist», erklärt er gegenüber der ARD. Der 47-Jährige gibt sich die Schuld, dass er 1860 nicht richtig verstanden habe, bevor er die Anteile gekauft habe. «Ich hätte verstehen müssen, dass die Fans das nicht wollen.»
Für die Vereinsführung hat der Jordanier hingegen kritische Worte übrig. «Seit 14 Jahren leide ich unter diesen Leuten. Es gibt keine Wertschätzung, keinen Respekt, nichts», bedauert er.
«Es war nie ein Miteinander»
Dass im Verein Unruhe herrscht, merkte auch Maurizio Jacobacci. Der 62-Jährige war 2023 für rund neun Monate Trainer der Löwen. «Ungestört meiner Arbeit nachzugehen, war sehr schwierig, da das Politische täglich präsent war», erinnert er sich. Es habe immer zwei Seiten gegeben. Jene des Investors und jene des Präsidiums. «Es war nie ein Miteinander.»
Trotzdem ist der Berner Ismaik sehr dankbar für die Möglichkeit, bei 1860 gearbeitet haben zu dürfen. «Ohne ihn wäre das nie möglich gewesen.» Weiter lobt er den Jordanier: «Hut ab für all die letzten Jahre. Ohne ihn wäre 1860 vielleicht nicht mehr da, wo der Klub jetzt ist.»
Jens Lehmann als Nachfolger?
Wer die Anteile von Ismaik nun übernimmt, ist noch nicht klar. Laut Präsident Robert Reisinger sind Investoren mit regionalen Wurzeln «wünschenswert». Was für solche allerdings zum Problem werden könnte, ist das Geld. «Wenn man nicht 200 bis 300 Millionen Euro hat, wird es nicht funktionieren», erklärt Ismaik.
Gerüchte über einen Kauf gab es zuletzt um Jens Lehmann (55). Laut «Bild» hat die deutsche Goalie-Legende zusammen mit einer englischen Investorengruppe bereits im vergangenen Jahr Interesse gezeigt. In den letzten Monaten seien die Gespräche zwar ins Stocken geraten, mit der öffentlichen Verkaufsabsicht von Ismaik könnte das Thema aber wieder an Fahrt aufnehmen.
Ismaik hat einen Traum
Ganz egal, wer die Anteile von Ismaik letztlich erwerben will: «Meine Türen stehen offen», meint der Jordanier. Nach dem Verkauf wolle er dann «nur noch ein Fan» der Löwen sein. Einen grossen Wunsch hat der 47-Jährige aber weiterhin: «Ein Derby zwischen 1860 und Bayern in der Bundesliga ist mein Traum. Ich hoffe, dass dieser in Erfüllung geht, bevor ich sterbe.»