Patrice Evra (40) hat seine Fussball-Karriere vor gut drei Jahren beendet. Ruhig ist es um den ehemaligen Linksverteidiger von Manchester United und Juventus aber nicht geworden. In den Sozialen Medien hat er eine riesige Community aufgebaut – allein auf Instagram sind es 9 Millionen Follower, die er täglich mit witzigen Videos zum Lachen bringt.
Evra ist aber auch dafür bekannt, dass er regelmässig gesellschaftskritische Themen und Tabus anspricht. Im Herbst hat er etwa erstmals darüber gesprochen, dass er im Alter von 13 sexuell missbraucht worden war. Man solle, anders als er es getan habe, nie schweigen, rät Evra. Dasselbe gelte, wenn es um das Thema Sexualität geht – ein besonders im Fussball nach wie vor heikles Thema.
Erschreckendes Geständnis
Für Evra sind solche Themen inzwischen alles andere als delikat. Bei seiner Biografie-Präsentation in Paris hat er offen über homosexuelle Mitspieler gesprochen, die ihm während seiner Karriere begegnet sind. «Ich kann euch sagen, dass es in jeder Mannschaft mindestens zwei Schwule gibt. Aber im Fussball ist man am Ende, wenn man das sagt.» Ihm hätten sich immer wieder Mitspieler anvertraut, die ihre sexuelle Orientierung dem Rest der Mannschaft lieber verheimlichen wollten.
Was Evra danach enthüllt, ist erschreckend. «Ich erinnere mich, dass einmal jemand kam, um mit dem Team über Homosexualität zu sprechen. Einige Kollegen sagten dann, Homosexualität sei gegen ihre Religion und wenn sich ein Schwuler in der Umkleide befinde, müssten sie aus dem Verein geworfen werden.»
Schwerer Stand
Andere Profis hätten hingegen mit ihrem eigenen Abgang gedroht, sollten sie von einem schwulen Teamkollegen erfahren. Evra selbst konnte seinen Ohren schon damals kaum trauen: «Da habe ich gesagt ‹haltet die Klappe›», erinnert er sich an seinen Ausbruch nach dem Kabinen-Erlebnis aus seiner Zeit in England.
Heute noch haben homosexuelle Fussballer einen schweren Stand. Weltweit steht mit Josh Cavallo nur ein aktiver Profi-Fussballer zu seiner Homosexualität. Und mit wie viel Hass er seit seinem Outing im Oktober konfrontiert wird, hat er am vergangenen Wochenende selbst bestätigt. Auf Instagram hat er sich über homophobe Beschimpfungen während des Spiels seines Klubs Adelaide United bei Melbourne Victory beklagt. (cef)