Gut, seine besten Zeiten als Fussballer hat er hinter sich. 2012 ist Joel Lynch auf dem Höhepunkt seiner Karriere. Damals spielt der Innenverteidiger, der als Junior bei Brighton & Hove Albion ausgebildet wurde, bei Huddersfield Town. Über 120 Spiele macht er für die «Terriers» in der zweithöchsten Liga Englands.
Lynch, damals knapp 25 Jahre alt, überzeugt. So sehr, dass er kurzerhand für das walisische Nationalteam aufgeboten wird. Gegen Bosnien kommt er zu seinem Debüt. Mit den Stars Aaron Ramsey und Gareth Bale darf er beim 0:2 knapp eine Viertelstunde ran. Es sollen seine einzigen Minuten im Nati-Dress werden.
Es kam viel «Bullshit»
Nach vier Jahren in Huddersfield spielt Lynch später noch für die Queen Park Rangers und für Sunderland. Seit diesem Sommer ist er vereinslos. Aufhören möchte der heute 33-Jährige noch nicht. Aber aufgrund der Corona-Pandemie ist es schwierig, einen neuen Verein zu finden. «Covid hat vieles komplizierter gemacht, was Probetrainings für Spieler angeht», erzählt er in der «Times». Normalerweise könne man bei einem Profiteam wenigstens mittrainieren, «aber viele wollen aktuell keine Extraspieler reinholen».
Not macht erfinderisch: Lynch schaltet auf dem Networking-Portal «LinkedIn» Anzeigen. Er postet Videos von seinem Spiel, um Klubs auf ihn aufmerksam zu machen.
Und tatsächlich fliegen wenig später bereits Angebote rein. «Das war der Wahnsinn», erzählt Lynch. «Ich könnte stundenlang erzählen, was ich da gesehen habe. Es muss alle zwei Tage gewesen sein, dass irgendein Angebot von irgendeinem Agenten rein kam.» Das meiste sei aber «Bullshit» gewesen.
Angebot aus Saudi-Arabien
So habe er beispielsweise eine Offerte aus Saudi-Arabien erhalten. Über 800'000 Franken hätte er verdienen sollen. Bis heute aber wartet er auf einen Rückruf.
Es habe aber auch professionellere Angebote gegeben. Von einem League-Two-Klub aus der vierthöchsten Liga in England beispielsweise. Der hätte ihm knapp 1000 Franken pro Woche bezahlt. Lynch aber möchte mindestens in der dritthöchsten Spielklasse auflaufen.
Und so geht die Suche weiter. Geldsorgen habe er nicht, stellt Lynch klar. Er möchte einfach seine Karriere ausklingen lassen. Es müsse aber vor allem auch für seine Familie – er hat einen 17 Monate alten Sohn – stimmen. Wer weiss: Vielleicht wird der ehemalige Nati-Spieler ja doch noch auf «LinkedIn» fündig. (mam)