Polterabend. Mehrere Dutzend Fans haben bei der Ankunft der Italiener am Samstag in Basel das Hotel Mövenpick belagert und auf ein Autogramm oder Selfie der Stars gehofft. Die amtierenden Europameister liessen die Anhänger der Azzurri aber einfach hinter der Abschrankung stehen und flitzen unter Einhaltung der Corona-Massnahmen so schnell wie möglich in die Lobby. Besonders enttäuscht war eine Basler Braut, die zum freuchtfröhlichen Auftakt ihres Polterabends die Unterkunft der Italo-Stars aufsuchte.
Drohne. Die Trainings der Schweizer Nati werden aus der Luft gefilmt. Über dem Trainingsplatz auf dem FCB-Campus, auf dem Sommer, Akanji & Co. trainierten, schwebte diese Woche unüberhörbar eine Drohne. War da vor dem heutigen WM-Qualifikationsspiel gegen Italien ein Spion der Azzurri am Filmen? Nein, der Mann, der am Spielfeldrand den Joystick bedient, heisst Kevin Ehmes und ist Angestellter des Schweizerischen Fussballverbandes.
Game. Zu Nati-Zeiten von Alex Frei, Ludovic Magnin und den Degen-Zwillingen war Jassen Trumpf. Vor allem die Variante Molotow, bei der fünf oder sechs Mann mitspielen können. Später sassen die Nati-Spieler in der Freizeit meist vor ihrer Fifa-Konsole. Jetzt hats ihnen neuerdings ein Brettspiel angetan. «Brändi Dog» heisst es, ist ein Schweizer Produkt und eine Variante von «Eile mit Weile».
Bande. Steven Zuber (30), mit vier Assists an der EM der beste Passgeber des ganzen Turniers, muss das Vertrauen des Trainers spüren, damit er die volle Leistung bringen kann. Das war zuletzt bei Nati-Coach Vladimir Petkovic der Fall, nun mit Bestimmtheit auch bei Petkovics Nachfolger Murat Yakin. Die beiden kennen sich seit 2008. Damals ist Yakin bei GC U21-Trainer. Unter ihm schafft Zuber den Sprung in die erste Mannschaft. Wie wohl es ihm unter Yakin in der Nati ist, beweist der Söldner von AEK Athen letzten Mittwoch beim 2:1-Testsieg gegen Griechenland. Das 1:0 schiesst er selbst, das 2:1 von Ruben Vargas bereitet er vor.
Italo-Taucher. Nicht nur gute Erinnerung an den italienischen Fussball hat Murat Yakin. Im Oktober 1992 spielt der damals 18-Jährige mit GC im Europacup gegen die AS Roma. Ex-Real-Madrid-Trainer Don Leo Beenhakker setzt den Junior im Stadio Olimpico als Libero ein. «Schwimmfest auf zürcherisch», titelt die NZZ nach dem 0:3. Und schreibt: «Der erst 18-jährige Yakin, auf der Libero-Position nach dem Ausfall Sforzas des lange verletzten Schweden Gren vorgezogen, konnte dem Talent zum Trotz aus Mangel an Praxis und Erfahrung die heterogene Verteidigungsreihe mit dem besten Willen nicht zusammenhalten.»
Bilanz. Die Schweiz hat gegen Italien nicht nur wegen des blamablen 0:3 an der EM in Rom einiges aufzuholen. Die Bilanz gegen die Azzurri: 59 Spiele, 8 Siege, 22 Unentschieden und 29 Niederlagen bei 67:110 Toren. Im EM-Gruppenspiel am 16. Juni treffen Locatelli (2) und Immobile für den späteren Europameister. Erstarren die Schweizer wieder vor Ehrfurcht? YB-Spieler Michel Aebischer, der möglicherweise im Mittelfeld anstelle von Captain Granit Xhaka (Covid) und Remo Freuler (gesperrt) zum Einsatz kommt, sagt: «Wir haben keine weichen Knie. Das sind auch nur Menschen. Respekt ist da, aber keine Angst. Unser Kader ist gross genug, dass wir die Italiener vor Probleme stellen können.»
Ausverkauft. Der Spitzenkampf ist verlockend – auch für die Fans. Bereits am Tag zuvor ist der Kracher im Basler St. Jakobpark restlos ausverkauft. Knapp 31'500 Zuschauer werden das Joggeli am Sonntagabend zu einem Hexenkessel verwandeln. Auch an der Abendkasse wird es keine weiteren Karten mehr geben.
