Man hat ihm gesagt, dass er wohl nie richtig werde laufen können. Als Declan Thompson fünf ist, wird bei ihm Morbus Perthes diagnostiziert, eine seltene orthopädische Kinderkrankheit, die den Hüftkopf schädigt. Ganze achtzehn Monate hat er daraufhin im Rollstuhl sitzen und sich mehreren Operationen unterziehen müssen.
Mama Gemma und Papa Lee sind von den Ärzten damals informiert worden, dass ihr Sohn sich den Fussball aus dem Kopf schlagen müsse. Und nicht nur das. Declan Thompson muss auch sonst einiges einstecken. «Als ich damals zu einem Weihnachtsfest ging, sahen mich Leute an und haben mich ausgelacht. Das hat mir am meisten wehgetan», erzählt Thompson Jahre später.
Mit elf Jahren besiegt er die Krankheit
Doch Declan ist ein Kämpfer. Einer, der nicht aufgibt. Als Thompson elf Jahre alt ist, hat er die Krankheit besiegt. Sein Hüftkopf hat sich wieder aufbauen können. Er kann wieder laufen. Und er kann endlich kicken. «Damals ging es mir nicht darum, Fussballer zu werden – ich wollte es einfach nur geniessen», erzählt Thompson gegenüber «SunSport».
Mit 14 wechselt Declan Thompson zu Stocksbridge Park Steels, Papa Lee ist dort heute noch Co-Trainer. Mit 16 gehts weiter zu Sheffield Wednesday. Beim englischen Zweitligisten kämpft sich Thompson bis in die U23 rauf.
Anfangs Januar dann geht ein grosser Traum in Erfüllung. Der mittlerweile 18-jährige Verteidiger debütiert für die Profis im FA Cup gegen Exeter City (2:0-Sieg) – coronabedingt vor leeren Rängen. Zwar kommt Thompson erst kurz vor Schluss und nur für ein paar Sekunden rein – für ihn und für seine Familie aber ist dieser Moment das Glück auf Erden. «Dad hat mich nach dem Spiel angerufen und mir gesagt, wie stolz er ist», sagt Thompson danach.
Wie stolz sein Vater wirklich ist, zeigt auch ein Video, welches kurz nach dem Spiel in den sozialen Medien kursiert. Drauf zu sehen ist Papa Lee, der die Einwechslung seines Sohnes vor dem TV mitverfolgt und daraufhin in Tränen ausbricht. «Ich konnte das Video nicht anschauen, ich wurde zu emotional», sagt Sohn Declan. Und er fügt an: «Es ist grossartig, dass ich meiner Familie etwas zurückgeben kann, sie haben viel für mich getan.»
«Ich möchte jetzt loslegen und meinen Namen bekannt machen.»
Zurücklehnen möchte Declan Thompson, der sich mittlerweile als Botschafter für Menschen einsetzt, deren Leben durch ein Leiden aus Kindertagen eingeschränkt ist, jetzt aber nicht. Im Gegenteil. «Es gibt keine Grenzen. Wenn du etwas werden willst, kannst du alles sein, was du willst – egal ob Klempner oder Fussballer. Ich möchte jetzt loslegen und meinen Namen bekannt machen.»
Möglich, dass er dazu schon heute die Chance bekommen wird. Denn das nächste Spiel im FA Cup steht an. Dieses Mal spielt Sheffield Wednesday gegen Everton mit den Stars Richarlison, James Rodriguez, Allan und wie sie alle heissen. Ob auch Thompson auf dem Platz stehen wird? Papa Lee jedenfalls dürfte wieder gespannt vor dem TV sitzen und die Daumen drücken.