«Ich möchte meinem Land und den Menschen im Kongo Freude bereiten. Ich will zwar nicht politisch werden, aber das Leid in meinem Mutterland wird von allen Seiten ignoriert.» Es sind klare Worte, die der kongolesisch-schweizerische Doppelbürger Charles Pickel (26) im Gespräch mit Blick vor dem ersten Afrika-Cup-Spiel gegen Sambia wählt.
In der Demokratischen Republik Kongo, dem flächenmässig zweitgrössten Staat Afrikas, gehören Bürgerkriege sowie Nahrungsnot zur Tagesordnung. Da sind die Auftritte der Nationalmannschaft jeweils eine willkommene Ablenkung. «Ich möchte gerne meinen Beitrag leisten, um dem Kongo eine grosse Bühne zu geben und hoffentlich die Situation ein wenig verbessern zu können», sagt Pickel.
«Ich freue mich extrem»
Dafür will Pickel mit dem Kongo möglichst gut am Afrika-Cup in der Elfenbeinküste abschneiden. In der Gruppe E heissen die Gegner neben Sambia, Marokko und Tansania. Das Weiterkommen liegt für den einmaligen Afrika-Cup-Champion (67/68) drin. «Wir müssen uns vor niemanden verstecken, aber Respekt werden wir haben.»
Für Pickel ist der Afrika-Cup seine persönliche Feuertaufe an einem grossen Turnier. «Ich freue mich extrem», erzählt der gebürtige Solothurner. Erst vor wenigen Monaten hat er sich zwischen der Demokratischen Republik Kongo und der Schweiz entschieden. «Es war auf keinen Fall eine einfache Entscheidung», erinnert er sich.
«Es war immer mein Bubentraum für eine der beiden Nationen zu spielen und ich bin glücklich, dass es so gekommen ist», betont Pickel. Letztlich entschied er sich wegen seines Bauchgefühls sowie der erhaltenen Wertschätzung der Verantwortlichen im Kongo für sein Mutterland. Das Warten auf ein Aufgebot der Schweiz, für die er sämtliche Nachwuchsstufen durchlaufen hat, ist somit obsolet geworden.
Ganze Familie am Afrika-Cup
Für Pickel kommt der Afrika-Cup mitten in seiner statistisch gesehen besten Saison. Trotz Abstieg in die Serie B ist der Mittelfeldspieler im Sommer bei Cremonese geblieben und liefert jetzt mit vier erzielten Toren so richtig ab. «Wenn etwas Optimales gekommen wäre, hätte ich das genauer angeschaut. Aber ich bin nicht der Typ, der ein sinkendes Schiff verlässt», erklärt der frühere Basel-Junior.
In der Stadt der Geigenbauer spielt Pickel nun um den direkten Wiederaufstieg in die Serie A. Vorerst sind seine Gedanken aber verständlicherweise am Afrika-Cup. «Ich werde alles geben, was ich geben kann», verspricht er. Dabei kann er auf die Unterstützung seiner Familie zählen, die ihn zumindest während der Gruppenphase vor Ort anfeuern wird. «Sie wollten sich das nicht entgehen lassen. Das wird auch für sie ein Erlebnis sein.»