Cupwettbewerbe schreiben wundersame Geschichten. Egal in welchem Land, egal auf welcher Stufe. In einer dieser aussergewöhnlichen Cup-Stories verewigt sich in diesen Tagen der französische Fünftligist US Thionville Lusitanos. Die Amateure aus der 40'000-Einwohner-Stadt nahe der deutschen Grenze sind für ihr Spiel im Coupe de France satte 16'315 Kilometer weit gereist. Ins Inselparadies Neukaledonien.
Zwischen Palmen und weissen Sandstränden trifft US Thionvolle auf Hienghène Sport, ozeanischer Champions-League-Sieger von 2019. Möglich macht das die eigenwillige Natur des Coupe de France, der seit 1961 auch Vereinen aus den Übersee-Departementen Neukaledonien, Guadeloupe, Französisch-Guayana, Martinique und Tahiti die Teilnahme am nationalen K.o-Wettbewerb erlaubt.
Nach 25 Stunden am Ziel
«Das wird kein Urlaub – wir wollen in die nächste Runde», mahnt Trainer Julien François (44), der als Spieler einst weit über 300 Partien in der Ligue 2 bestritten hat. Gemeinsam mit seinem Team ist er am Montag abgereist, um genügend Akklimatisierungszeit in Neukaledonien zu haben. 25 Stunden war die Reisegesellschaft aus dem französischen Festland unterwegs, ehe sie in der neukaledonischen Hauptstadt Nouméa gelandet ist. Anpfiff ist erst am Samstag.
Ermöglicht wird die Weltreise einerseits vom Verband, der die Kosten übernimmt. Andererseits auch von den Arbeitgebern der Amateure, die ihren Angestellten eine freie Woche zugestehen. «Zum Glück haben alle Arbeitgeber mitgespielt und den Spielern freigegeben», erklärt Klubchef François Ventrici.
Den Reise-Rekord hält ein anderes Team
Aber die Distanz von 32'630-Kilometer, die Thionville für die Partie mit Hin- und Rückweg zurücklegt, ist für ein nationales Pflichtspiel im Weltfussball kein Rekord. Diesen hält der Viertligist FC Trélissac, der 2014 für ein Cupspiel ebenfalls nach Neukaledonien fliegen durfte. 17'142 Kilometer reiste Tréllisac damals pro Weg, also 34'284 Kilometer in der Gesamtdistanz.
Faul am Strand liegen oder das Korallenriff bestaunen können die Thionville-Kicker aber nicht. Denn bereits am Mittwoch in einer Woche ist die Mannschaft wieder im Ligabetrieb im Einsatz. Dann wartet für den aktuellen Tabellenführer der fünfthöchsten Liga erneut ein Auswärtsspiel – wenn auch «nur» bei der 250 Kilometer weit entfernten Zweitvertretung der ESTAC Troyes. (sbe)