2:6 gegen Tschechien! Das nackte Resultat bei Thomas Häberlis Premiere als Estland-Trainer ist schon ein Hammer. Doch unter diesen verrückten Rahmenbedinungen ist es für einmal mit sehr viel Vorsicht zu geniessen.
Was Häberli in den Tagen vor seinem Debüt erlebt, beschreibt der 46-Jährige schlicht als «Wahnsinn». Als BLICK den früheren Luzern-Trainer nach der Auftaktniederlage in der WM-Quali im Hotelzimmer erreicht, rollt er das Prozedere der irren Matchvorbereitung noch einmal auf: «Angefangen hat eigentlich schon alles damit, dass wir in Estland sehr viele positiv getestete Spieler hatten. Einige sassen zum Zeitpunkt des Zusammenzugs noch in Quarantäne, kamen also erstmal nicht infrage.»
Kurzfristig nach Polen ausgewichen
Hinzu kommt: Aufgrund der Corona-Lage in Estland haben die Behörden für das WM-Quali-Spiel kein grünes Licht gegeben. «Wir durften nicht in Tallinn spielen, sondern mussten rüber nach Polen, nach Lublin», so Häberli: «Das wiederum hatte zur Folge, das gewisse Spieler nicht einreisen durften, weil sie noch immer positiv waren.»
Als beim Nati-Zusammenzug dann erneut getestet wird, kommt der nächste Schock: Wieder wird bei einem Spieler Corona festgestellt. Die Konsequenz? Die ganze Mannschaft inklusive Staff muss in Isolation!
Immerhin: Da bei den Esten schon viele eine Corona-Infektion hinter sich haben, sind jene Spieler von den Massnahmen ausgenommen. «Von einer anfänglichen 40er-Spielerliste sind so am Ende noch zehn übriggeblieben, die fürs Tschechien-Spiel infrage kamen», fasst Häberli zusammen.
Kader-Nomination in Nacht- und Nebelaktion
Quasi über Nacht muss der isolierte Nati-Trainer von Polen aus 13 weitere Akteure aufbieten. Darunter sind auch solche, die noch nie für die Nationalmannschaft aufgelaufen sind. «Wir haben am späten Montagabend natürlich bei weitem nicht alle erreicht.» Auf der Innenverteidigerposition etwa sind die Esten letztlich sehr, sehr dünn aufgestellt….
Gegen Tschechien läuft am Mittwochabend eine kurzfristig zusammengewürfelte Truppe auf, die auch von einem komplett neuen Staff gecoacht wird. Häberli selbst verfolgt den Match vom Hotel aus, schaltet sich in der Pause und in der zweiten Halbzeit, als es um die Auswechslungen geht, ein.
«Das war natürlich eine unglaubliche Ausnahmesituation», so Häberli, «trotzdem möchte ich dem Team ein Kompliment machen! Es hat sehr gut gekämpft!»
Bitter: Häberli muss nun bis zum 1. April in Polen in Isolation bleiben, verpasst so auch das WM-Quali-Spiel gegen Weissrussland und den Test gegen Schweden.
«So habe ich mir die ersten drei Spiele schon nicht gerade vorgestellt», meint Häberli: «Aber wir können das richtige Debüt sicherlich noch nachholen!»