Es sei nicht wirklich ein Abenteuer, meint Thomas Häberli (46) und lacht. Am Dienstagmorgen ist er in Tallinn, in der bilderbuchhaften Hauptstadt Estlands, als Nati-Trainer der Esten vorgestellt worden. Es sei keine überstürzte Entscheidung gewesen, er stehe schon länger mit den Verantwortlichen in Kontakt. Häberli: «Ich habe zwei Jahre lang hier immer wieder Mandate beim Verband und bei Flora Tallinn gehabt. Ich habe den Klub beraten und gecoacht. So habe ich dann immer mehr Kontakte knüpfen können.»
2019 habe Jürg von Matt, ein Berater der Agentur IFM, erstmals Kontakt hergestellt. «Dann hat aber Luzern angerufen», erinnert sich Häberli. Nach René Weiler hat «Häbi», so wird der Ex-Kicker von den YB-Fans auch heute noch liebevoll genannt, im Februar 2019 beim FC Luzern als Trainer übernommen. 42 Partien später muss er nach einer Pleiten-Serie und einem Sieg gegen Basel gehen. «Seit Sommer 2020 bin ich nun wieder regelmässiger mit Estland in Kontakt und war immer mal wieder hier, wenn Corona es zugelassen hat», sagt Häberli.
Die Sprache hat für Häberli erstmal keine Priorität
Die Sprache, die kann er nicht. «Estnisch ist eine sehr schwierige Sprache, sehr ähnlich wie Finnisch», sagt der 46-Jährige. «Ich kann ein paar Wörter. Wie gehts? Gut, danke. Das gehört sich. Aber hier können alle Englisch, deshalb hat für mich das Erlernen der Sprache nicht Priorität.»
Häberli ist happy. Das ist spürbar. Er freut sich auf die neue Herausforderung. Er ist in Tallinn bereits angekommen. Auch das Essen sei fantastisch, erzählt der frisch gebackene Nati-Trainer: «Es ist wirklich fein. Das Essen hier ist wichtig, man nimmt sich Zeit dafür und man legt Wert auf gute Qualität.» Und wie ist das Leben im Norden sonst so? Häberli: «Die Nächte sind aktuell sehr lang. Um 15.30 Uhr etwa geht die Sonne unter, morgen um 9 wirds dann wieder heller.» Dafür dürfte der Sommer dann wieder länger werden.
Noch wohnt er alleine im Hotel. Bis 2022 hat er unterschrieben. Mit dabei ist Michael Müller, der ehemalige Trainer von Sprinter Alex Wilson, der bereits beim FCL im Häberli-Team mitgewirkt hat. «Häbis» Familie wird nachkommen. «Meine Frau, die zwei jüngeren Töchter und mein Sohn kommen im Sommer. Die älteste Tochter bleibt in der Schweiz, sie absolviert eine Lehre», sagt er.
Die Ziele sind ambitioniert
Nun aber habe er viel zu tun. «Die Nati hat nun 16 Spiele nicht gewonnen. Wir spielen um eine Teilnahme an der WM in Katar, sind da aber sicher nicht Favorit. Aber wir haben Teams in der Gruppe, die wir schlagen können. Zudem ist da noch der Baltic Cup, den man gerne mal wieder gewinnen würde», meint Häberli. In der WM-Quali trifft Estland auf Belgien, Wales, Tschechien und Weissrussland. Im Baltic Cup spielt man gegen Lettland und Litauen.
Er ist bereit für eine Nationalmannschaft. Es sei halt schon etwas anderes, weil man kein Daily Business hat. «Aber ich will einfach mit guten Leuten zusammenarbeiten und Qualität haben, da spielt es letztlich keine Rolle, ob es ein Klub oder eine Nationalmannschaft ist. Ich mache mir da auch keine grossen Gedanken. Ich bin froh und glücklich, dass ich hier bin und nun gut arbeiten kann», sagt Häberli voller Tatendrang.
- Bernard Challandes (Kosovo, seit 02.03.2018)
- Thomas Häberli (Estland, seit 05.01.2021)
- Vladimir Petkovic (Schweiz, seit 01.08.2014)
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