Im Sommer 2018 übernimmt Urs Fischer Union Berlin nach einer enttäuschenden Zweitliga-Saison mit Platz acht – und er passt zum Klub wie die Faust aufs Auge. Bescheiden, hemdsärmelig, fokussiert. Deshalb schliessen ihn die Köpenicker sofort ins Herz. Und natürlich auch, weil er Resultate liefert. Die ersten 17 Spiele bleiben die Eisernen unter ihm ungeschlagen, die Fans besingen ihn bereits nach wenigen Partien: «Urs Fischer – Fussballgott!»
«Das singen sie hier doch bei jedem!», sagte Fischer cool, als Blick ihn damals nach der Winterpause in Berlin besuchte. Er versuchte die Euphorie rund um den Klub ein wenig zu bremsen, wollte den Ball flach halten. «Das Ziel ist noch immer dasselbe wie bei Saisonstart: sich tabellarisch zu verbessern und spielerisch zu stabilisieren», sagte er. Dennoch führt er die Eisernen erstmals in der Klub-Geschichte in die Bundesliga. «Fischer – Fussballgott!» – jetzt erst recht. Fischer und der ganze Klub machen Ende Mai 2019 in der «Alten Försterei» die Nacht zum Tag und feiern durch.
Der Aufstieg ist sensationell, jedoch erst der Anfang des Märchens. Als Abstiegskandidat Nr. 1 der meisten Experten gehandelt, schafft Union den Klassenerhalt relativ locker. Platz 11 – und 10 Punkte Vorsprung auf den Relegationsplatz.
Im Oktober 2020 wird Unions Erfolgstrainer sogar zum Bestseller. Für «Wir werden ewig leben» hat Christoph Biermann Union ein Jahr lang begleitet. Union ist hip in Deutschland, Fischer auch. Und sportlich gehts weiterhin nur in eine Richtung: Steil nach oben! Platz 7 und die Qualifikation für die Conference League schon in der zweiten Saison im Oberhaus.
Ein roter Panda wird im Tierpark Berlin «Urs» getauft
Wie sehr Urs Fischer in Berlin verehrt wird, sieht man im Herbst 2021. Als ein roter Panda im Tierpark Berlin geboren wird, bekommt er umgehend den Namen Urs verpasst. Nicht wegen des lateinischen Worts «ursus» (zu Deutsch: «der Bär»), sondern wegen Urs Fischer. Zu diesem Zeitpunkt ist dieser mit seinem Team auf dem Weg, das Ergebnis der Vorsaison noch zu toppen. Am Ende gehts hoch bis auf Rang 5 und in die Europa League. Zeitgleich steigt der grosse Rivale Hertha Berlin in die 2. Bundesliga ab – besser gehts für die Unioner nicht mehr! Denken alle. Und alle liegen falsch!
Ende vergangener Saison liegen nur die drei Riesen Bayern, Dortmund und Leipzig vor der Fischer-Elf. Ab in die Königsklasse! «Kein Unioner hätte sich je nur erträumt, einmal die Champions-League-Hymne hören zu dürfen», schwärmt Union-Legende Torsten Mattuschka. Union wird der Gruppe mit Real Madrid, Napoli und Braga zugeteilt. Innert fünf Jahren führten Fischer und sein Staff Union Berlin vom Mittelfeld der 2. Bundesliga in die absolute Weltspitze.
Stars für die Königsklasse
Auf diese Saison wird richtig aufgerüstet. Grosse Namen wie Robin Gosens, Leonardo Bonucci, Kevin Volland und David Fofana sollen die Unioner «Königsklasse-tauglich» machen. Klappt nicht! Nach zwei Siegen zum Bundesligaauftakt und der zwischenzeitlichen Leader-Position endet das Märchen abrupt. 14 Partien bleibt Union in Serie sieglos, fällt in der Bundesliga auf den letzten Platz zurück. Nach dem 0:4 gegen Leverkusen haben sich Fischer und Union gemeinsam entschieden, die Beziehung zu beenden. Am Dienstag geht das Fussball-Märchen zu Ende.
Es hat zwar kein Happy End gegeben, dennoch geht Fischer nicht als Verlierer. Ganz sicher nicht! Er geht mit Stil und Humor. In seinem Abschiedsbrief schreibt er am Ende: «‹Schlussendlich› ein ganz grosses Dankeschön an die Fans.» Mit dem Wort «Schlussendlich» hat er in seiner Zeit in Berlin vielerorts für Belustigung gesorgt.
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
---|---|---|---|---|---|
1 | Bayern München | 12 | 29 | 30 | |
2 | Eintracht Frankfurt | 12 | 15 | 26 | |
3 | Bayer Leverkusen | 12 | 9 | 23 | |
4 | RB Leipzig | 12 | 5 | 21 | |
5 | Borussia Dortmund | 12 | 4 | 20 | |
6 | SC Freiburg | 12 | 0 | 20 | |
7 | FSV Mainz | 12 | 6 | 19 | |
8 | VfL Wolfsburg | 12 | 6 | 18 | |
9 | VfB Stuttgart | 12 | 2 | 17 | |
10 | Borussia Mönchengladbach | 12 | 1 | 17 | |
11 | Union Berlin | 12 | -1 | 16 | |
12 | Werder Bremen | 12 | -5 | 16 | |
13 | FC Augsburg | 12 | -9 | 15 | |
14 | TSG Hoffenheim | 12 | -7 | 12 | |
15 | FC St. Pauli | 12 | -5 | 11 | |
16 | 1. FC Heidenheim 1846 | 12 | -9 | 10 | |
17 | Holstein Kiel | 12 | -18 | 5 | |
18 | VfL Bochum | 12 | -23 | 2 |