Die Tränen nach dem dramatisch verspielten Meistertitel sind kaum getrocknet, da schlittert der BVB bereits ins nächste Ungemach. Drei Spiele, fünf Punkte – darunter ein blamables Remis gegen die Aufsteigertruppe aus Heidenheim nach der 2:0-Führung. So hat sich in Dortmund niemand den Saisonstart ausgemalt. Nun droht die Stimmung bereits wieder zu kippen.
Trainer Edin Terzic (40) platzt nach der jüngsten Enttäuschung gegen Heidenheim der Kragen: «Einer Spitzenmannschaft passiert sowas nicht. Wir haben das Spiel im Griff und geben es zum wiederholten Male aus der Hand. Wenn wir damit nicht aufhören, wird es sehr schwer sein, irgendwann was zu feiern.» Fehlende Siegermentalität – in Dortmund seit Jahren dieselbe Leier.
Ist die Mannschaft nicht fit?
Doch die Probleme liegen tiefer. Auch Terzic selber muss sich immer mehr Kritik gefallen lassen. Bei den Fans aufgrund seiner langjährigen Verbundenheit mit dem Verein eigentlich extrem beliebt, wird er nun plötzlich infrage gestellt. Der Trainer erreiche seine Mannschaft nicht, eine Spielidee auf dem Rasen sei nicht zu erkennen, so die schweren Vorwürfe. Auch der Fitnesszustand der Mannschaft soll alles andere als optimal sein. Gegen Heidenheim wirken die Dortmunder kraftlos und werden in der Schlussphase regelrecht überrannt.
Eine Aussage dazu von Julian Brandt – einem der wenigen BVB-Profis in Normalform – lässt tief blicken. «Jeder ist selbst dafür verantwortlich, sich am Anfang der Saison dahin zu bringen, dass man auf seinem Peak ist und dass man das leistet, wozu man imstande sein muss. Da haben wir momentan einfach noch zu wenige von.» Klare Kritik am körperlichen Leistungsvermögen der Mannschaft. Faule Profis oder falsche Trainingsmethoden? Klar ist: Die strapaziöse USA-Tournee inmitten der Sommervorbereitung wirkt in Retrospektive nicht wie die beste Idee.
Verfehlte Transferpolitik
Nicht nur Terzic wird zur Zielscheibe der Kritik. Auch die Transferpolitik von Sportchef Sebastian Kehl sorgt für Fragezeichen. Das Kader ist unausgewogen besetzt, aktuell verfügt der BVB mit Hummels, Schlotterbeck und Süle etwa nur über drei Innenverteidiger und mit Bensebaini gar nur über einen einzigen Linksverteidiger. Doch statt Geld in die Hand zu nehmen für dringend nötige Verstärkungen in der Defensive, gab der BVB lieber über 30 Millionen Euro für Marcel Sabitzer und Niclas Füllkrug aus. Zwar fraglos Spieler von gehobener Bundesliga-Qualität – dringenden Bedarf dafür gabs aber nicht.
Gerade der Transfer des letztjährigen Bundesliga-Torschützenkönigs Füllkrug ist umstritten. Von manchen Fans als neuer Messias betrachtet, sehen andere den Zuzug des 30-jährigen Angreifers kritisch. Nicht nur aufgrund dessen langer Verletzungshistorie (drei Knorpelschäden, ein Kreuzbandriss) – sondern auch aufgrund der Tatsache, dass der BVB-Sturm schlicht schon mit Sébastien Haller besetzt ist, der im letzten Jahr für 30 Millionen Euro von Ajax erworben wurde und wenig erfreut über seinen neuen Konkurrenten sein dürfte.
Hinzu kommt, dass sich Haller und Füllkrug in ihrer Spielanlage ähneln – nur einer der beiden millionenschweren Mittelstürmer dürfte darum gesetzt sein. Damit holt sich der BVB ohne Not die Gefahr auf atmosphärische Störungen ins Haus.
Heilsbringer Nagelsmann?
Die Stimmung im Verein ist schon jetzt hochexplosiv. Sollte das Saisonziel Champions League in Gefahr geraten, wären Terzics Tage wohl gezählt. Sein Erbe könnte schon bereitstehen – und zwar niemand Geringeres als Julian Nagelsmann.
Der Star-Trainer, der in diesem Jahr überraschend seinen Bayern-Job verloren hat, ist auf dem Markt. Und BVB-intern sehr beliebt. Wie die «Bild» schreibt, haben die Dortmunder in der Vergangenheit immer wieder versucht, Nagelsmann zu engagieren. Geklappt hat es bis jetzt nie. Doch das könnte sich bald ändern. Ausgerechnet ein Ex-Bayern-Trainer als Nachfolger für BVB-Identifikationsfigur Terzic? Es wäre ein weiterer Twist in im Dortmunder Drama.
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
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1 | Bayern München | 15 | 34 | 36 | |
2 | Bayer Leverkusen | 15 | 16 | 32 | |
3 | Eintracht Frankfurt | 15 | 12 | 27 | |
4 | RB Leipzig | 15 | 4 | 27 | |
5 | FSV Mainz | 15 | 8 | 25 | |
6 | Werder Bremen | 15 | 1 | 25 | |
7 | Borussia Mönchengladbach | 15 | 5 | 24 | |
8 | SC Freiburg | 15 | -3 | 24 | |
9 | VfB Stuttgart | 15 | 4 | 23 | |
10 | Borussia Dortmund | 14 | 4 | 22 | |
11 | VfL Wolfsburg | 14 | 6 | 21 | |
12 | Union Berlin | 15 | -5 | 17 | |
13 | FC Augsburg | 15 | -15 | 16 | |
14 | FC St. Pauli | 15 | -7 | 14 | |
15 | TSG Hoffenheim | 15 | -8 | 14 | |
16 | 1. FC Heidenheim 1846 | 14 | -13 | 10 | |
17 | Holstein Kiel | 15 | -19 | 8 | |
18 | VfL Bochum | 14 | -24 | 3 |