«So geht es nicht weiter»
Uli Hoeness sieht düstere Zukunft für den Fussball

Uli Hoeness warnt in Zürich vor der Zukunft des Fussballs. Der Bayern-Ehrenpräsident kritisiert die Überbelastung der Spieler und die wachsende Zahl von Wettbewerben. Er fordert Vereine und Spieler auf, sich gegen diese Entwicklung zu wehren.
Publiziert: 00:43 Uhr
|
Aktualisiert: 08:43 Uhr
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Uli Hoeness ist bekannt für seine klaren Meinungen.
Foto: imago

Auf einen Blick

  • Uli Hoeness warnt vor Überlastung im Fussball und kritisiert Spielplan-Inflation
  • Hoeness sieht Vereine und Spieler in der Pflicht, sich zu wehren
  • Bayern-Ehrenpräsident lobt neuen Trainer Kompany und sagt deutsche Meisterschaft zu
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Carlo Emanuele FrezzaReporter Fussball

Langweilig wird es mit Uli Hoeness (72) nie. Das hat der Ehrenpräsident des FC Bayern München am Donnerstagabend in Zürich eindrücklich bewiesen. «Es geht nicht mehr lange gut mit unserem Sport», warnt er in einem Forum der Zeitung «Finanz und Wirtschaft», in dem es unter anderem auch um die Zukunft des Fussballs ging.

Rund 40 Minuten hat sich Hoeness in Rüschlikon ZH im Gottlieb-Duttweiler-Institut Zeit genommen. Und dabei hat er intensiv über die Entwicklungen der letzten Jahre sinniert. Über immer mehr Spiele und immer mehr Wettbewerbe. Das gefällt dem langjährigen Klubchef des deutschen Rekordmeisters gar nicht.

«Der Druck muss von uns aus kommen»

«Die Leistungsfähigkeit des Menschen ist endlich. Und wenn das so weiter geht, können die Spieler irgendwann einfach nicht mehr», ist sich Hoeness sicher. In der Pflicht, sich zu wehren, sieht er aber nicht unbedingt die nationalen Fussballverbände. «Der Druck muss von uns Vereinen und den Spielern kommen. Deshalb verstehe ich, dass die ersten Spieler beginnen, Aufgebote der Nationalmannschaften nicht wahrzunehmen aus Angst vor Verletzungen.»

Ein Dorn im Auge ist Hoeness unter anderem die aufgeblähte Klub-WM der Fifa, «an der wir teilnehmen müssen, weil wir es uns als Bayern München nicht anders erlauben können», betont er. Aber auch, was in England abgeht, missfällt ihm. «Da ist es noch schlimmer. Die haben ja noch mehr Wettbewerbe. Das ist wahnsinnig. Alles nur, um noch mehr Gelder in die Berater und in die Spieler reinzustecken. So geht es nicht weiter.»

Der Sport als einziges Ventil der Gesellschaft

Überrascht ist Hoeness wiederum, dass die Zuschauer trotz so vieler Spiele scheinbar nicht übersättigt sind. «Nach den tollen Olympischen Spielen in Paris und der Europameisterschaft in Deutschland habe ich gedacht, dass es bei den Zuschauerzahlen zu einem Rückgang kommt. Doch der bleibt aus. Unser Stadion ist immer voll. Auch bei unserer Basketballmannschaft. Und das bei teils sehr hohen Preisen. Der Sport scheint das Einzige zu sein, wo sich die Gesellschaft amüsiert.»

Hoeness’ Klub bereitet dieses Jahr seinen Anhängern aber immerhin wieder Freude. Nachdem man letzte Saison erstmals nach elf Jahren nicht deutscher Meister wurde. Inzwischen sind auch die Unstimmigkeiten in der Geschäftsleitung der letzten Jahre Schnee von gestern. «Wir stehen zum heutigen Zeitpunkt wunderbar da. Wir sind Tabellenführer. Und unsere einzigen richtigen Konkurrenten Bayer Leverkusen und RB Leipzig liegen weit hinter uns.»

Wie Kompany zu den Bayern kam

Überheblich wird Hoeness aber nicht. Als er darauf angesprochen wird, ob für Bayern heutzutage nur noch das Triple gut genug sei. «Früher, als ich noch gespielt habe, da waren wir die glücklichsten Menschen, wenn wir die Schale holten. Aber heute, wenn du vor der Saison sagst, wir wollen deutscher Meister werden, dann sagen die, boah langweilig.»

Eine Ansage macht Hoeness dennoch. «Was ich zusagen kann, ist die deutsche Meisterschaft.» Zu überzeugt ist er vom Team und von Trainer Vincent Kompany (38). «Es ist ein Unterschied wie Tag und Nacht zu vorher. Er ist kommunikativ und kümmert sich um seine Spieler. Das wussten wir zuvor aber nicht. Deshalb haben wir bei Pep Guardiola angerufen und ihn um Rat gefragt. Er sagte uns bloss, den könnten wir blind nehmen, er schaffe das», erzählt er.

Angetan ist Hoeness auch von Manager Max Eberl (51) und Sportdirektor Christoph Freund (47). Über Tagesaktuelles spricht er aber nicht viel mit ihnen. «Immer nur bei Gelegenheit. Wenn sie eine Frage haben, dürfen sie mich immer kontaktieren. Meine Tür steht immer offen. Aber sie müssen den Job erledigen. Es heisst immer, dass ich alles bestimme. Aber das ist Blödsinn.» Man kriege halt nur gute Mitarbeiter, wenn man sie arbeiten lässt, betont er zum Abschluss. Bevor er noch zusammenfasst: «Eigentlich dürften erfolgreichen Jahren beim FC Bayern nicht viel im Weg stehen.»

Die Karriere von Uli Hoeness

Man hört FC Bayern München und denkt unweigerlich auch an Uli Hoeness. Der 72-Jährige steht für ein halbes Jahrhundert Klubgeschichte und hat enorm viel dazu beigetragen, dass sich der Verein zu einer Weltmarke entwickelt hat. In unzähligen Rollen hat er für den deutschen Rekordmeister gearbeitet: als Spieler, Manager, CEO und Verwaltungsratspräsident (VRP).

Hoeness’ Name steht aber auch für dicke Kontroversen. Nicht nur wegen Aussagen gegen eigene Spieler oder fremde Trainer. Auch sein Umgang mit Steuern brachte ihm viel Kritik ein. 2014 trat er aufgrund einer Freiheitsstrafe wegen Steuerhinterziehung von seinen sämtlichen Funktionen bei den Bayern zurück. Nach der vorzeitigen Haftentlassung auf Bewährung kehrte er 2016 umgehend zum Klub zurück – als CEO und VRP.

Seit 2019 ist er Verwaltungsratsmitglied und Ehrenpräsident. Hoeness ist seit 1973 verheiratet, lebt seit gut zwanzig Jahren am Tegernsee, hat zwei Kinder und vier Enkelkinder. Sein Bruder ist der ehemalige Manager und Fussballspieler Dieter Hoeness. Der Fussballtrainer Sebastian Hoeness ist sein Neffe.

Man hört FC Bayern München und denkt unweigerlich auch an Uli Hoeness. Der 72-Jährige steht für ein halbes Jahrhundert Klubgeschichte und hat enorm viel dazu beigetragen, dass sich der Verein zu einer Weltmarke entwickelt hat. In unzähligen Rollen hat er für den deutschen Rekordmeister gearbeitet: als Spieler, Manager, CEO und Verwaltungsratspräsident (VRP).

Hoeness’ Name steht aber auch für dicke Kontroversen. Nicht nur wegen Aussagen gegen eigene Spieler oder fremde Trainer. Auch sein Umgang mit Steuern brachte ihm viel Kritik ein. 2014 trat er aufgrund einer Freiheitsstrafe wegen Steuerhinterziehung von seinen sämtlichen Funktionen bei den Bayern zurück. Nach der vorzeitigen Haftentlassung auf Bewährung kehrte er 2016 umgehend zum Klub zurück – als CEO und VRP.

Seit 2019 ist er Verwaltungsratsmitglied und Ehrenpräsident. Hoeness ist seit 1973 verheiratet, lebt seit gut zwanzig Jahren am Tegernsee, hat zwei Kinder und vier Enkelkinder. Sein Bruder ist der ehemalige Manager und Fussballspieler Dieter Hoeness. Der Fussballtrainer Sebastian Hoeness ist sein Neffe.

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