Seoane spricht vor Bayern-Knüller über Gladbach-Situation
«Jede einzelne Woche ist eine Herausforderung»

Gladbach ist nach einem ungemütlichen Herbst wieder auf Kurs. Der Wind hat zu Gunsten des Schweizer Trainers Gerardo Seoane gedreht. Vor dem Kracher gegen die Bayern redet er mit Blick über persönliche Anpassungen und sein grosses Vorbild Ottmar Hitzfeld.
Publiziert: 15:06 Uhr
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Aktualisiert: 15:20 Uhr
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Die Ruhe bewahrt, trotz Resultat-Krise: Gladbach-Trainer Gerardo Seoane.
Foto: IMAGO/fohlenfoto
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Sven SchochRedaktor Sport

Mitte Oktober zerrt die Bild-Zeitung Gerardo Seoane (46) an den medialen Pranger: «Seoanes Endspiel-Wochen!» Der kritisierte Coach taumelt mit seiner Fohlen-Elf allerdings nicht ins Verderben. Im Gegenteil: Präsident Rainer Bonhof stärkt dem angezählten Schweizer ohne Verzögerung den Rücken: «Er ist der richtige Trainer.» 

Der öffentliche Support des Klubchefs färbt ab – die Borussia stabilisiert sich mit überzeugenden Leistungen und reiht sich im vorderen Tabellenbereich mit Sichtkontakt zur erweiterten Spitze ein. Seoane sitzt nach gesamthaft 55, teilweise turbulenten Partien als Taktgeber Gladbachs wieder fest im Sattel. 

Unmittelbar vor der Top-Affiche gegen Leader Bayern zum Wiederauftakt der Bundesliga nimmt sich Seoane ausführlich Zeit, mit Blick über seine Höhen und Tiefen am Niederrhein zu sprechen: «Intern haben wir in Mönchengladbach immer sehr sachliche Analysen gemacht und selbstkritisch gearbeitet. Es gab nie gegenseitige Schuldzuweisungen.» Er nehme den Alltag im Borussia-Park generell als «produktives Miteinander» wahr. «Aber klar, die Schlagzahl in Deutschland ist schon spürbar höher als in der Schweiz. Die Aufmerksamkeit ist viel grösser, die Klubs sind einfach viel grösser. Fussball ist die Sportart Nummer 1. Jede einzelne Woche ist eine Herausforderung.»

Seoane nimmt sich Hitzfeld zum Vorbild

Seit seiner Meister-Triplette mit den Young Boys hat Seoane in der Bundesliga nahezu alle Facetten des Geschäfts erlebt. Dem Höhenflug mit Leverkusen folgt 2022 nach einem 0:2 in Porto das frühherbstliche Out. Erst im vorletzten Sommer taucht der 46-Jährige wieder auf. Nach einer sportlich komplizierten ersten Gladbach-Saison beginnt auch die zweite mit vier Niederlagen in den ersten sechs Runden. Seoane hält den Fehlstart aus, er managt die Stresssituation besser als damals in Leverkusen: «So konnte ich mit meiner Energie haushalten, dass ich klar geblieben bin mit meinen Entscheidungen und nicht vom Weg abweichen musste.»

Seoane über Elvedi-Gerüchte und Omlin-Degradierung

In der europäischen Transfer-Gerüchteküche ist der Name von Gladbachs Verteidiger Nico Elvedi (28) zuletzt wieder vermehrt aufgetaucht. Von englischen Avancen ist die Rede, harte Fakten hingegen sind keine erhältlich.

Für Elvedis Chef Gerardo Seoane sind die fortwährenden Spekulationen kein Problem: «Wir wissen, dass er als gut performender Spieler Interessen weckt.» Die Personalie Elvedi beurteilt er deswegen ziemlich nüchtern: «Wir wissen aufgrund unserer Philosophie im Verein, dass es immer wieder möglich sein wird, einen Spieler zu verlieren, weil er den nächsten Schritt machen will.»

Im Fall des 56-fachen Nati-Spielers kommt der (nächste) Wunsch nach einer Luftveränderung keineswegs überraschend. «Schon vor eineinhalb Jahren signalisierte er uns, dass er gerne einen Wechsel machen würde», so Seoane. «Am Ende klappte es nicht, deshalb verlängerten wir mit ihm bis 2027.»

Für die erneut aufkeimenden Überlegungen Elvedis, im Alter von 28 noch einmal Neuland zu betreten, bringt Seoane «Verständnis auf»; zumal Elvedi aktuell im zehnten Jahr bei den Nordrhein-Westfalen auf der Payroll stehe. «Wichtig ist ein enger Austausch zwischen den Beteiligten, damit allen klar ist, wie die Ausgangslage ist.»

Captain Omlin auf der Bank

Seit seiner Ankunft im Borussia-Park im Januar 2023 hat Keeper Jonas Omlin (31) 37 Partien verpasst. «Jonas hatte unheimlich Pech mit Verletzungen. Deshalb fehlte ihm der Rhythmus», so Seoane. Seit seinen Sehnen-Beschwerden im Herbst sitzt der Captain auf der Ersatzbank. «Nach dem letzten Ausfall haben wir entschieden, dass wir mit Moritz Nicolas weitermachen. Wichtig ist, dass wir Jonas die Situation mit Argumenten erklären können und versuchen, ihn da auch mitzunehmen.» Mit seiner unbefriedigenden Rolle gehe Omlin «äusserst professionell» um, betont Seoane. «Er stellt seine persönliche Situation nicht über den Erfolg der Mannschaft.»

In der europäischen Transfer-Gerüchteküche ist der Name von Gladbachs Verteidiger Nico Elvedi (28) zuletzt wieder vermehrt aufgetaucht. Von englischen Avancen ist die Rede, harte Fakten hingegen sind keine erhältlich.

Für Elvedis Chef Gerardo Seoane sind die fortwährenden Spekulationen kein Problem: «Wir wissen, dass er als gut performender Spieler Interessen weckt.» Die Personalie Elvedi beurteilt er deswegen ziemlich nüchtern: «Wir wissen aufgrund unserer Philosophie im Verein, dass es immer wieder möglich sein wird, einen Spieler zu verlieren, weil er den nächsten Schritt machen will.»

Im Fall des 56-fachen Nati-Spielers kommt der (nächste) Wunsch nach einer Luftveränderung keineswegs überraschend. «Schon vor eineinhalb Jahren signalisierte er uns, dass er gerne einen Wechsel machen würde», so Seoane. «Am Ende klappte es nicht, deshalb verlängerten wir mit ihm bis 2027.»

Für die erneut aufkeimenden Überlegungen Elvedis, im Alter von 28 noch einmal Neuland zu betreten, bringt Seoane «Verständnis auf»; zumal Elvedi aktuell im zehnten Jahr bei den Nordrhein-Westfalen auf der Payroll stehe. «Wichtig ist ein enger Austausch zwischen den Beteiligten, damit allen klar ist, wie die Ausgangslage ist.»

Captain Omlin auf der Bank

Seit seiner Ankunft im Borussia-Park im Januar 2023 hat Keeper Jonas Omlin (31) 37 Partien verpasst. «Jonas hatte unheimlich Pech mit Verletzungen. Deshalb fehlte ihm der Rhythmus», so Seoane. Seit seinen Sehnen-Beschwerden im Herbst sitzt der Captain auf der Ersatzbank. «Nach dem letzten Ausfall haben wir entschieden, dass wir mit Moritz Nicolas weitermachen. Wichtig ist, dass wir Jonas die Situation mit Argumenten erklären können und versuchen, ihn da auch mitzunehmen.» Mit seiner unbefriedigenden Rolle gehe Omlin «äusserst professionell» um, betont Seoane. «Er stellt seine persönliche Situation nicht über den Erfolg der Mannschaft.»

In einem klubinternen Podcast sagte Seoane, es sei unter Druck hilfreich gewesen, in den letzten Monaten auch etwas «von seinem Perfektionismus abzurücken». Gegenüber Blick erweitert er dieses Thema: «Der Trainerjob hat sich immer mehr verändert – gegen aussen, gegen innen. Man muss delegieren und sein Trainerteam coachen. Konkret: Es ist wichtig, sich genau zu überlegen, wo man aktiv werden muss und wo nicht.» 

In Sachen Team-Coaching hält sich Seoane an einen ganz prominenten Namen: An Ottmar Hitzfeld, der die Bayern zu fünf Meister-Trophäen und zum Triumph in der Champions League geführt hat und später sechs Jahre die Nati trainierte. «Er ist der Inbegriff für Souveränität. Ottmar hat eine sensationelle Karriere gemacht und mich inspiriert», schwärmt Seoane. «Er ist ein Monsieur, respektvoll mit allen.» 

Der gute Spirit und Virkus

Der fünffache Meister Gladbach hat nach überaus erfolgreichen Champions-League-Jahren eine schwierige Epoche hinter sich. Corona verursachte wirtschaftlich einen massiven Einbruch. Dazu kam der schlagzeilenträchtige Absprung des langjährigen Sportchefs Max Eberl im Januar 2022. «Der Klub musste sich wegen der schwierigen Jahre wieder neu ausrichten», führt Seoane aus. 

Der Weg der Borussia sei nach den personellen Umwälzungen in jüngerer Vergangenheit nun klar deklariert, so der Coach. «Wir haben es geschafft, die Personalien gut zu ersetzen. In den letzten eineinhalb Jahren ist wieder Ruhe eingekehrt.» Einen massgeblichen Anteil an der positiven Entwicklung darf der von vielen Beobachtern lange unterschätzte Sportchef Roland Virkus (58) für sich in Anspruch nehmen. «Er ist ein wichtiger Faktor und sorgte dafür, dass die Schnittstellen funktionieren. Zusammen mit ihm haben wir intensiv daran gearbeitet, wieder einen Spirit aufzubauen im Sport», lobt Seoane seinen wichtigsten Partner in der Organisation. «Roland half mit, die Reihen wieder zu schliessen.»

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