Sahin, Transfers, Spieler
Die Gründe für die heftige BVB-Krise

Der BVB hat am Dienstagabend mit dem 2:4 in Kiel die schlechteste Hinrunde seit 10 Jahren abgeschlossen und droht, am Mittwoch auf Platz 10 zurückzufallen. Was läuft bei Dortmund derzeit schief? Die kurze Antwort: so einiges.
Publiziert: 11:10 Uhr
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Steht im Zentrum der Kritik: BVB-Trainer Nuri Sahin.
Foto: imago/Susanne Hübner

Auf einen Blick

  • BVB in der Krise: Sahin unter Druck, Spieler in der Kritik
  • Fehlende Leistungsträger und inkonstante Abwehrleistungen belasten das Team
  • 29 Gegentore in 17 Partien, nur dreimal zu null gespielt
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Cédric HeebRedaktor Sport

Fehlende Erfahrung bei Sahin

Nuri Sahin (36) hat den BVB im Sommer übernommen, es ist sein erstes Traineramt bei einem Weltklub. Bislang coachte er nur den türkischen Verein Antalyaspor. Seit Beginn liegt die Frage in der Luft: Ist er einer solchen Aufgabe gewachsen? Ja, sagen die einen und führen die gute Bilanz in der Champions League auf: Platz neun in der Tabelle und der direkte Achtelfinal-Platz in Reichweite. Nein, sagen die anderen und verweisen auf die prekäre Situation in der Bundesliga.

Sky-Experte Dietmar «Didi» Hamann glaubt, dass die Stunden von Sahin bald gezählt sind: «Borussia Dortmund ist kein Job, um zu lernen. Wenn du lernen willst, musst du in die 2. Bundesliga oder 3. Liga gehen. Jetzt steckt der Karren im Dreck, du kommst da nicht mehr raus.» Von den Bossen hat Sahin allerdings noch Rückendeckung, wie Sportvorstand Lars Ricken (48) klarstellte: «Er steht nicht zur Debatte.»

Fehlende Bereitschaft

Apropos Ricken: Der fährt den BVB-Stars nach der Kiel-Pleite mächtig an den Karren. «Wenn Spieler glauben, dass sie etwas Besonderes sind, dann ist es in solchen Spielen einfach peinlich und beschämend und am Ende unwürdig.» Ihm fehle die Bereitschaft, für den Verein Leistung abzurufen. Auch Captain Emre Can sagt: «Wir Spieler, ich ganz vorne, das geht so nicht. So können wir nicht spielen. Das müssen wir schleunigst ändern. Das hat auch was mit Ehre zu tun.»

Zu oft sind Leistungsträger ungenügend. Emre Can ist mal der grosse Abwehrpatron, dann wieder für die Löcher zuständig. Sein Vize Julian Brandt ist zwischenzeitlich der geniale Spielgestalter, dann aber wieder unterirdisch – wie gegen Kiel (Ballverlust zum 0:1). Andere potenzielle Leader wie Marcel Sabitzer oder Niklas Süle lassen erhoffte Führungsqualitäten vermissen. Als einziger von den Feldspielern scheint Nico Schlotterbeck diese mitzubringen.

Rotation in der Abwehr und Gegentore am Laufband

Womit wir bei der Abwehr und ihrer Inkonstanz wären. In der Hinrunde der Bundesliga kam es nur viermal vor, dass genau die gleiche Viererkette auf dem Platz stand, wie im Spiel zuvor. Dreimal in Folge die gleiche Abwehr? Gab es nie. Ja, der BVB hatte einige Verletzte in der Hinrunde (ein weiteres Problem). Ja, er hat die Dreifach-Belastung. Aber so kann sich eine Mannschaft nicht finden.

Schlotterbeck ist der unumstrittene Boss, spielte in seinen 15 absolvierten Partien aber schon in acht (!) verschiedenen Abwehr-Formationen. 29 Gegentore sind in den 17 Partien zustande gekommen, Gregor Kobel sorgte mehrfach dafür, dass es nicht noch mehr sind. Aber: Nur dreimal spielte Schwarz-Gelb zu null.

Viel Kontrolle, aber keine Gefahr

Die Peinlich-Pleite gegen Aufsteiger Kiel ist sinnbildlich für die Spielweise des BVB: 78 Prozent Ballbesitz in der ersten Halbzeit, aber ein Expected-Goals-Wert von 0,35 Toren. Heisst: Dortmund kontrolliert das Geschehen, bringt aber keine aussichtsreichen Chancen zustande. Auch am Freitag gegen Leverkusen (2:3) präsentierte sich dasselbe Bild, als man 70 Prozent Ballbesitz nicht in Torchancen umzumünzen vermochte (1,49 Expected Goals).

«Wir wollen Kontrolle im Spiel haben, das ist klar. Aber wir wollen vor allem in den Sechzehner», sagt auch Sahin nach der Niederlage in Kiel. «Wir hatten kaum Torchancen. Ich kann mich an keine Gute erinnern – bis auf die zwei Tore, aber auch das waren keine riesigen Chancen.» Stimmt, die Treffer von Giovanni Reina und Jamie Gittens waren Distanzschüsse.

Kehls Transferpolitik

Dass Torgefahr fehlt, muss auch Sportdirektor Sebastian Kehl interessieren. Nach Donyell Malens Abgang zu Aston Villa fehlt nun eine weitere Personalie in der Offensive. Marcus Rashford von Manchester United steht im Fokus des Bundesligisten. Auch in der Abwehr soll nachgerüstet werden, Gespräche mit Arsenal-Spieler Oleksandr Sintschenko sollen nach Sky-Informationen bereits stattgefunden haben.

Kehl muss handeln, so auch die klare Forderung der Fans. Die hochgelobten Sommertransfers Waldemar Anton, Maximilian Beier, Yan Couto und Pascal Gross konnten bislang nicht restlos überzeugen, einzig Serhou Guirassy hat mit seinen sieben Toren einigermassen Leistung erbracht. Vor einem Jahr kommentierte die «Rheinische Post», dass bei Kehls Transferpolitik «keine Strategie» zu erkennen sei. Sollen längerfristig wieder Titel anvisiert werden, müssen Spieler her, die den Klub tragen – am besten schon im Winter.

Bundesliga
Mannschaft
SP
TD
PT
1
Bayern München
Bayern München
16
35
39
2
Bayer Leverkusen
Bayer Leverkusen
17
18
38
3
Eintracht Frankfurt
Eintracht Frankfurt
17
16
33
4
RB Leipzig
RB Leipzig
16
6
30
5
FSV Mainz
FSV Mainz
17
9
28
6
VfL Wolfsburg
VfL Wolfsburg
17
9
27
7
SC Freiburg
SC Freiburg
17
-5
27
8
VfB Stuttgart
VfB Stuttgart
16
5
26
9
Borussia Dortmund
Borussia Dortmund
17
3
25
10
Werder Bremen
Werder Bremen
16
-1
25
11
Borussia Mönchengladbach
Borussia Mönchengladbach
17
0
24
12
Union Berlin
Union Berlin
16
-9
16
13
FC Augsburg
FC Augsburg
16
-16
16
14
FC St. Pauli
FC St. Pauli
16
-8
14
15
TSG Hoffenheim
TSG Hoffenheim
16
-9
14
16
1. FC Heidenheim 1846
1. FC Heidenheim 1846
16
-13
13
17
Holstein Kiel
Holstein Kiel
17
-18
11
18
VfL Bochum
VfL Bochum
16
-22
8
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