Was Manuel Neuer mit seinem «musikalischen Auftritt» im Kroatien-Urlaub ausgelöst hat, ist noch nicht ganz absehbar. Von vielen Seiten hagelt es Kritik. Der internationale Tenor ist sich allerdings mehr oder weniger einig: So etwas darf einem deutschen Nati-Goalie nicht passieren.
Denn der Hintergrund ist ebenso heikel wie kompliziert und bedarf einer gewissen Differenzierung. Die kroatische Rockband Thompson, von der das Lied «Lijepa li si» stammt, und vor allem deren Frontmann Marko Perkovic sind äusserst umstritten. Der Name der Band leitet sich von einer Maschinenpistole der Marke «Thompson» ab, die der Sänger im Kroatienkrieg mit sich getragen haben soll.
«Wir sind stolz auf Neuer»
Einer, der nicht dem internationalen Aufschrei nachposaunt, ist Ivan Rakitic. Bei Neuers Gesangseinlage kann er nichts Problematisches finden. «Manu ist in Kroatien wie einer von uns», so der Ex-FCB-Star gegenüber «Sport1». «Wir sind unheimlich stolz, dass er immer wieder nach Kroatien kommt und sich bei uns so wohl fühlt. Er war für mich auf Schalke wie ein älterer Bruder.» Neuers Bezug zum Land ist bekannt. Sein Trauzeuge ist Bayerns Torwart-Trainer und enger Freund Toni Tapalovic.
Rakitic ist selbst ein Bewunderer von Thompsons Musik. «Der Sänger ist ein unglaublich bekannter Mann, der in Kroatien geliebt wird», sagt der Mittelfeldspieler. Im entsprechenden Lied gehe es um die Liebe zu Kroatien und darum, wie schön das Land sei. Einen rechtsextremen Hintergrund hat es gemäss dem Barcelona-Star nicht. Es gilt als patriotisch – es handelt sich um das offizielle Fan-Lied der kroatischen Nationalmannschaft.
Deshalb sind das Lied und die Band problematisch
Das sieht Dario Brentin anders. Er ist Sozialwissenschaftler an der Uni Graz und forscht dort über nationale Identitäten und Sport im postjugoslawischen Kroatien. Brentin sagt gegenüber dem «Spiegel»: «Problematisch ist es vor allem wegen einer Zeile: ‹Herceg-Bosna, stolzes Herz›», sagt Brentin. «Das kann man als eine Infragestellung der Staatlichkeit Bosnien-Herzegowinas verstehen und als eine Verherrlichung der kroatischen Expansionsbemühungen in den 90er-Jahren.»
Sänger Perkovic gilt als Anhänger des kroatischen Faschismus und vor allem soll er das Ustascha-Regime verherrlichen. Diese Unabhängigkeitsbewegung hatte anfangs der 1940er-Jahre die Macht in Kroatien errungen – mithilfe von Hitlers Nazis und der italienischen Faschisten unter Mussolini. Darunter haben während des Zweiten Weltkriegs vor allem Serben, Juden und Roma gelitten, an denen die Ustascha-Bewegung einen Genozid initiierte und plante.
Perkovics Nähe zu diesem Regime und dessen Ideologie zeigt auch das ultranationalistische Thompson-Lied «Bojna Cavoglave». Die erste Zeile darin lautet «Za dom – spremni», übersetzt «Für die Heimat bereit». Dem Gruss der Ustascha.
Ein ultranationalistisches Lied und die WM 2018
Diesen Song sang auch die Nationalmannschaft um Ivan Rakitic, als sie an der WM 2018 nach dem 3:0 gegen Argentinien die Achtelfinal-Quali sicherte. Womit sich der Kreis zum Fussball wieder schliesst. Auch, dass Perkovic selbst nach der Heimkehr des Vize-Weltmeisters bei der Fahrt mit dem offenen Bus durch Zagreb dabei war, was international heftige Kritik auslöste.
Neuer selbst hat sich zum Vorfall bislang nicht geäussert. Sein Management liess gegenüber der «Bild» verlauten, dass der Bayern-Goalie kein Kroatisch spreche. (red)
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
---|---|---|---|---|---|
1 | Bayern München | 10 | 26 | 26 | |
2 | RB Leipzig | 10 | 10 | 21 | |
3 | Eintracht Frankfurt | 10 | 10 | 20 | |
4 | Bayer Leverkusen | 10 | 5 | 17 | |
5 | SC Freiburg | 10 | 2 | 17 | |
6 | Union Berlin | 10 | 1 | 16 | |
7 | Borussia Dortmund | 10 | 0 | 16 | |
8 | Werder Bremen | 10 | -4 | 15 | |
9 | Borussia Mönchengladbach | 10 | 1 | 14 | |
10 | FSV Mainz | 10 | 1 | 13 | |
11 | VfB Stuttgart | 10 | 0 | 13 | |
12 | VfL Wolfsburg | 10 | 1 | 12 | |
13 | FC Augsburg | 10 | -7 | 12 | |
14 | 1. FC Heidenheim 1846 | 10 | -2 | 10 | |
15 | TSG Hoffenheim | 10 | -6 | 9 | |
16 | FC St. Pauli | 10 | -5 | 8 | |
17 | Holstein Kiel | 10 | -13 | 5 | |
18 | VfL Bochum | 10 | -20 | 2 |