Kult-Trainer Hanspeter Latour (73)
«Würde Köln noch einmal anklopfen, würde ich sofort zusagen»

Als Hanspeter Latour (73) 2006 Köln übernimmt, sind die Geissböcke ähnlich im Keller wie aktuell Schalke. Latour, einst Assistent von Gross, über die Schwierigkeiten und den Druck in dieser Situation und weshalb er nie ans Aufgeben dachte.
Publiziert: 08.01.2021 um 14:54 Uhr
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Aktualisiert: 08.01.2021 um 15:43 Uhr
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Hanspeter Latour ist Christian Gross' Unterfangen bestens bekannt.
Foto: Sven Thomann|Blicksport
Eynat Bollag

Hanspeter Latour sprüht nur so vor Begeisterung als BLICK ihn telefonisch erreicht. «Mir gehts gut, ich hatte gestern einen recht erfolgreichen Tag», erzählt der Kult-Trainer. «Ich habe quasi den Match gewonnen.» Match? Hat Latour die Fussballschuhe vom Nagel genommen? Nein. Sein Erfolgserlebnis hat mit seinem neuen «Sport» zu tun, seiner Begeisterung für die Natur, allen voran den Vögeln. «Ich konnte die Waldohreule fotografieren», sagt Latour und erklärt, dass das eine Rarität sei. Fast so rar, wie ein Ligaerhalt mit vier Punkten nach 14 Spielen. Die Rede ist von der Ausgangslage vom Bundesliga-Schlusslicht Schalke 04.

«51 zu 49, dass es gut kommt»

Obwohl Latour das Fussballgeschehen, wie er selber sagt, nur noch aus der Distanz verfolgt, ist er bestens über die Umstände in der Bundesliga informiert. Schliesslich verfolgt er nach wie vor seinen Ex-Klub, den 1. FC Köln. Und so ist dem Thuner natürlich auch die ganze Misere rund um den Malocher-Klub aus Gelsenkirchen nicht entgangen. Wäre es ihm aber sowieso nicht. Schliesslich ist Latour mit Schalke-Coach und seinem ehemaligen Trainer-Kollegen bei GC, Christian Gross, nach wie vor immer wieder in Kontakt. So also auch vor dessen Amtsantritt auf Schalke. «Da brauchte es zwei Worte: «Auf gehts». Fertig. Das habe ich ihm geschrieben.»

Denn Latour weiss ganz genau, auf was sich Gross da eingelassen hat. 15 Jahre ist es her, seit er sich einem ähnlichen Unterfangen stellte. Damals übernahm Latour den 1. FC Köln auf dem abstiegsgefährdeten Relegationsplatz. Ihm gelingt der Ligaerhalt nicht. Zu Gross sagt der Thuner: «Es ist 51 zu 49, dass es gut kommt.» Gross sei immer ein guter Motivator gewesen «und er lebt das vor, was er von den anderen erwartet, das macht ihn glaubhaft.» Und dank seiner Erfahrung «weiss er jetzt doch ganz genau, wie er vorgehen muss. Nur heisst das noch lange nicht, das es gelingt.» Viele Faktoren müssen da zusammenspielen.

«Stell dich dem»

Nicht nur hat Latour unter denselben Umständen die Geissböcke übernommen, er hat, wie Gross, auch gleich das erste Spiel verloren. Ein Riesendämpfer, aber aufgeben… «Nein, nie hätte ich hingeschmissen», so Latour in seiner gewohnt bestimmten Art. «Ich habe mir gesagt, du hast diese Aufgabe angenommen, dich hat niemand gezwungen, also stell dich dem.» Und er musste stark sein, um die Kraft, den Willen und den Glauben nicht zu verlieren. Das sei das Schwierigste bei einer solchen «Mission Impossible». Mit Köln triumphiert er erst in seiner siebten Partie. Ob es Gross bereits am Samstag gegen Hoffenheim gelingt, steht noch in den Sternen.

Würde sich Latour einem solchen Unterfangen ein zweites Mal stellen? «Ich hatte nie im Sinn, nochmals an einem Ort Trainer zu werden», sagt der 73-Jährige und lacht. «Aber wenn mich der 1. FC Köln mit derselben Ausgangslage nochmals anfragen würde, ich würde sofort gehen.» Und das, trotz schmerzender Niederlagen. «Natürlich gingen die nicht einfach an mir vorbei. Die haben mich schon beschäftigt, aber nicht lange», stellt der Ex-Coach klar. «Der Trainer ist doch der, der nach einer Niederlage am meisten enttäuscht ist. Aber er hat einen anderen Auftrag. Er muss der erste sein, der wieder aufsteht.»

Dieser Abstiegskandidat soll Schalke nicht hinter sich lassen

Und diese Einstellung hat sich nicht nur Latour verinnerlicht. Der zweifache Familienvater ist auch davon überzeugt, quatsch, er weiss, dass auch Christian Gross eine solche Attitüde an den Tag legt. Deshalb traut er Gross diese Mammutaufgabe, trotz gescheiterter Premiere gegen Hertha, auch weiter zu. «Ich weiss, dass Chrigel alles daran setzen wird, dass es gelingt und ich hoffe, die Schalker sind zuversichtlich und können alle Abstiegskanditaten hinter sich lassen.» Naja, nicht ganz alle. Mit fast etwas ungewohnt weicher Stimme sagt Latour: «Nur nicht gerade den 1. FC Köln», und lächelt verlegen.

Bundesliga
Mannschaft
SP
TD
PT
1
Bayern München
Bayern München
10
26
26
2
RB Leipzig
RB Leipzig
10
10
21
3
Eintracht Frankfurt
Eintracht Frankfurt
10
10
20
4
Bayer Leverkusen
Bayer Leverkusen
10
5
17
5
SC Freiburg
SC Freiburg
10
2
17
6
Union Berlin
Union Berlin
10
1
16
7
Borussia Dortmund
Borussia Dortmund
10
0
16
8
Werder Bremen
Werder Bremen
10
-4
15
9
Borussia Mönchengladbach
Borussia Mönchengladbach
10
1
14
10
FSV Mainz
FSV Mainz
10
1
13
11
VfB Stuttgart
VfB Stuttgart
10
0
13
12
VfL Wolfsburg
VfL Wolfsburg
10
1
12
13
FC Augsburg
FC Augsburg
10
-7
12
14
1. FC Heidenheim 1846
1. FC Heidenheim 1846
10
-2
10
15
TSG Hoffenheim
TSG Hoffenheim
10
-6
9
16
FC St. Pauli
FC St. Pauli
10
-5
8
17
Holstein Kiel
Holstein Kiel
10
-13
5
18
VfL Bochum
VfL Bochum
10
-20
2
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