«Identifikation fehlt»
Bayerns legendärer Team-Arzt schiesst gegen den Klub

Der langjährige Bayern-Teamarzt Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt kritisiert seinen ehemaligen Arbeitgeber und rechnet mit den neuen Stars beim Rekordmeister ab.
Publiziert: 20.03.2025 um 18:25 Uhr
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Über 40 Jahre sass Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt als Teamarzt auf der Bayern-Bank.
Foto: keystone-sda.ch

Darum gehts

  • Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt war über 40 Jahre Teamarzt der Bayern
  • Doch jetzt schiesst er scharf gegen den Rekordmeister
  • Eine offizielle Verabschiedung gabs nie
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Björn LindroosRedaktor Sport

Er gilt als der legendäre Teamarzt im deutschen Fussball. Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt (82) arbeitete über 40 Jahre lang beim FC Bayern München und war auch lange Arzt der DFB-Elf.

Obwohl seine Methoden teils umstritten waren, geniesst Müller-Wohlfahrt in der Sportwelt ein hohes Ansehen. So behandelte er privat schon Superstars wie Ronaldo, Beckenbauer, Bode Miller oder Usain Bolt. Der Sprinter widmete ihm 2016 gar seine olympische Goldmedaille. «Er ist der beste Arzt der Welt», so der Jamaikaner damals.

Zoff mit Pep

Speziell: Müller-Wohlfahrt vertraut seinen Händen blind. Wortwörtlich. «Ich sehe und höre nichts, und konzentriere mich ganz auf die Fingerkuppen. Ich vertraue meinen Händen mehr als dem Kernspin oder dem Ultraschall», schrieb er in seiner Autobiografie «Mit den Händen sehen».

Doch Müller-Wohlfahrt ist auch ein komplizierter Charakter. Beim FC Bayern geriet er schon mit einigen Wegbegleitern aneinander. Gerade mit Pep Guardiola (54). Mit dem spanischen Trainer zoffte er sich derart heftig, dass er im Frühling 2015 kurzzeitig seinen Rücktritt erklärte. Zuvor machte Pep ihn für eine Champions-League-Niederlage gegen Porto verantwortlich.

«Ein Grossunternehmen»

Seit 2020 hat er seine Tätigkeit bei den Bayern endgültig eingestellt. Doch im «Münchner Merkur» schiesst er scharf in Richtung seines ehemaligen Arbeitgebers: «Wenn ich mir die Mannschaft heute ansehe, fehlt mir die Identifikation zahlreicher Spieler mit dem Verein. Der FC Bayern war eine Familie, heute ist er aber mehr und mehr zu einem Grossunternehmen geworden. Die Spieler rangieren auf einer Werteskala je nach Ablösesumme.»

Der 82-Jährige hat den Verein weiter genaustens im Blick: «Ich sehe mich als stiller Beobachter. Wiederholt hätte ich gerne eingegriffen, um bei medizinischen Problemen zu helfen. Das waren so meine Gedankenspiele.»

Nie offiziell verabschiedet

Doch auch Freundschaften seien über die Jahre entstanden. Beispielsweise mit Klub-Ikone Uli Hoeness (73). «Zu Uli und einigen anderen besteht nach wie vor ein freundschaftliches Verhältnis.» 

Offiziell verabschiedet wurde der ikonische Arzt aber nie. «Wissen Sie, wie oft ich von Bayernmitgliedern die Frage gehört habe, warum es keine Standing Ovations, keine Blasmusik, kein Abschiedsgeschenk, kein Essen, keine Geste gegeben habe? Die Antwort kann nur der Verein geben.»

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