Auf einen Blick
- Jonas Urbig debütiert für Bayern München in Bundesliga und Champions League
- Lothar Matthäus sieht Urbig als Schwächung für Bayern gegen Leverkusen
- Urbig ist der vierte eingesetzte Torwart für Bayern in dieser Saison
Drei Gegentore muss Bayern-Goalie Jonas Urbig (21) bei seinem Bundesliga-Debüt am Samstag gegen Bochum (2:3) hinnehmen. Damit verläuft seine Liga-Premiere bei weitem nicht so perfekt wie sein erstes Spiel überhaupt im Bayern-Trikot. Im Champions-League-Achtelfinal-Hinspiel gegen Bayer Leverkusen (3:0) musste Urbig nach rund einer Stunde für den verletzten Manuel Neuer (38) einspringen und erlebte im Anschluss einen idealen Bayern-Einstand. Dabei wurde er von den heimischen Fans bei fast jedem Ballkontakt frenetisch abgefeiert.
«Gegner weiss, dass kein Neuer im Tor steht»
Weil Neuer voraussichtlich noch mindestens bis zur Länderspielpause (ab 17. März) ausfällt, wird es für Urbig nicht bei diesen beiden Partien bleiben. Dass der 21-Jährige also auch im Rückspiel gegen Leverkusen das Tor hüten wird, sieht Deutschland-Legende Lothar Matthäus (63) als eine «klare Schwächung». In solchen Partien spiele Erfahrung eine wichtige Rolle, und diese habe Urbig nicht. «Auch der Gegner weiss, dass jetzt kein Neuer im Tor steht», ergänzt Matthäus. Ausserdem habe der Deutsche in den letzten Monaten keine Spielpraxis sammeln können.
Zumindest mit dem letzten Satz hat Matthäus nicht unrecht. Urbig ist im Winter vom 1. FC Köln zu den Münchnern gewechselt. Bei Köln war Urbig im Sommer nach Leihen zu Jahn Regensburg und Greuter Fürth zum zwischenzeitlichen Stammtorhüter aufgestiegen. Nach durchwachsenen Leistungen hatte er diesen Platz Ende Oktober aber wieder an Marvin Schwäbe (29) abgeben müssen. Das Hinspiel gegen Leverkusen war für den jungen Goalie also der erste Ernstkampf seit vier Monaten.
Training um sechs Uhr morgens
Dass die Bayern ihn trotz dieser mangelnden Spielpraxis gekauft haben, liegt auch an seiner Einstellung. Wie die «Bild» berichtet, ordnet Urbig, der seit Jahren als eines der grössten Torwarttalente Deutschlands gilt, seinem Erfolg alles unter. Bei Köln soll es regelmässig vorgekommen sein, dass er bereits um sechs Uhr morgens alleine trainierte. Auf Partys oder andere Aktivitäten, die seine Leistung negativ beeinflussen könnten, verzichtet er komplett. Ausserdem achtet der Deutsche sehr auf eine gesunde Ernährung und ausreichend Schlaf – mindestens acht Stunden pro Tag.
Bayerns Plan mit Urbig
Beim deutschen Rekordmeister wurde Urbig nach Neuer, Daniel Peretz (24) und Sven Ulreich (36) nun zum vierten in dieser Saison eingesetzten Torwart. Zu einem Goaliefiasko soll es in Zukunft aber nicht kommen, denn die Bayern haben einen klaren Plan.
Die Nummer eins wird auch in der kommenden Saison Neuer sein. Im Rahmen seiner Vertragsverlängerung wurde aber bestätigt, dass der 38-Jährige einige Spiele an Urbig abgeben wird. So soll der Deutsche langsam als Neuers Nachfolger herangeführt werden. Ulreich hingegen soll nur noch die Nummer drei sein, bei Peretz steht eine Leihe im Raum. Alexander Nübel (28), der ebenfalls den Bayern gehört, ist in der kommenden Saison weiterhin an den VfB Stuttgart ausgeliehen.
«Da musst du durch»
Wie viel die Bayern von Urbig halten, zeigen auch die Aussagen der Verantwortlichen. Sportvorstand Max Eberl (51) sagte nach der Champions-League-Partie gegen Leverkusen: «Jonas hat drei, vier Monate kein Spiel mehr gemacht und kommt dann in so ein Champions-League-Spiel rein. Du weisst ganz genau, jetzt schauen alle auf dich. Es hat aber so gewirkt, als ob es ihm gar nicht viel ausmacht.»
Auch Trainer Vincent Kompany (38) lobte den 21-Jährigen vor dem Spiel gegen Bochum und erklärte, dass das Alter und die fehlende Erfahrung kein Problem seien: «Man muss irgendwann anfangen: Junge Trainer, junge Spieler, junger Torwart. Da musst du durch, das gehört dazu.» Solange Neuer verletzt ist, ist für den Belgier deshalb klar: «Jonas spielt auf jeden Fall.»