So wild feiern die Leverkusen-Stars in den Katakomben
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Der Boss von Bayer Leverkusen
«Fernando Carro ist der Granit Xhaka des Managements»

Fernando Carro hat als Leverkusen-Geschäftsführer das Erbe von Kultfigur Reiner Calmund reaktiviert und eine Leistungskultur geschaffen, die vom Triple träumen lässt. Als Unternehmens-Manager musste er aber zuerst lernen, mit den Emotionen im Fussball umzugehen.
Publiziert: 14.04.2024 um 11:08 Uhr
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Aktualisiert: 14.04.2024 um 20:19 Uhr
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Der stille Schaffer im Hintergrund: Fernando Carro ist der Baumeister des Erfolgs bei Bayer Leverkusen.
Foto: DUKAS
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Sebastian RiederSportreporter

Die Glatze glänzt – und die Augen auch. Fernando Carro grinst gerne fernab der Scheinwerfer. Aller Euphorie zum Trotz behält er die Emotionen gerne für sich. Das hat der heissblütige Spanier von einem Kollegen gelernt, der ihm als neuem Geschäftsführer von Bayer04 geraten hat, im Visier der Kameras sein Gemüt zu kontrollieren. Keine Entgleisungen mehr wie zu Beginn, als Leverkusen 2018 mit drei Niederlagen in die Saison gestartet war und er auf der Tribüne tobte.

«Ich will Meister werden», hatte der damals gesagt – und wurde dafür als Spinner taxiert. Unbeirrt nahm er sich vor, der Genügsamkeit den Garaus zu machen. Eine Leistungskultur ohne Kompromisse – wie sie schon Kult-Manager Reiner Calmund Anfang der Achtziger einführte. Einer Ära mit zwei Trophäen in der Vitrine: Uefa-Cup 1988 und DFB-Pokal 1993. «Calmund hat Bayer04 zu einem Spitzenklub geformt», sagt Ilja Kaenzig, Geschäftsführer VfL Bochum – mit Ausbildung in Leverkusen.

Neue Siegermentalität in Leverkusen

Der 50-jährige Schweizer war nach dem Millennium jahrelang als Manager der erste Assistent von Calmund: «Das Erbe von Calli hallt immer noch nach.» Die deutsche Meisterschaft verpasste Bayer dennoch, und das gleich viermal. Am Ende blieb aber der spöttische Spitzname Vizekusen. Ein Begriff, der dank der neuen Professionalität von Fernando Carro für immer der Vergangenheit angehören soll. «Er packt an und ist ein genialer Netzwerker», sagt Kaenzig. «Er hat mit seiner Mentalität das Gewinner-Gen reaktiviert.»

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Allein schon der volle Name zeugt von höchster Güte: Fernando Wolfgang Amadeus Carro da Prada. Die Eltern grosse Verehrer von Mozart. 1964 geboren und aufgewachsen in Barcelona. Matur auf einer deutschen Schule. Der Vater Betriebsdisponent, die Mutter vielsprachig und als Spanischlehrerin erste Anlaufstelle für die Barça-Söldner. Stars wie Udo Lattek oder Hans Krankl sind regelmässig im Hause Carro zu Gast.

Steiler Aufstieg bei Bertelsmann

Letzterer bleibt lange mit der Familie Carro verbunden, sodass Fernando nach seiner Lehre als BASF-Industriekaufmann als Student in den Semesterferien zu Krankl nach Wien zieht und dort als Sportjournalist jobbt. Als Wirtschaftsingenieur steigt Carro später bei Bertelsmann ein und arbeitet sich innerhalb von 25 Jahren bis in den Vorstand des deutschen Medienverlags hoch. Als Vorsitzender der Tochterfirma Arvato trägt er die Verantwortung für rund 70'000 Angestellte.

Doch es kommt der Tag, an dem Carro vom CEO angesägt wird und auf der Karriereleiter erstmals abknickt. Dank seiner Affinität zum Fussball wird er jedoch über einen Headhunter als Networker und Teamplayer bei Bayer04 ins Spiel gebracht. Mit nur 300 Angestellten scheint Carro zu Beginn überqualifiziert, aber er merkt schnell, dass der Fussball eigene Gesetze hat und der Einfluss auf ein Spiel begrenzt ist. «Gutes Management kann aber die Wahrscheinlichkeit für gute Ergebnisse erhöhen», erklärte Carro kürzlich dem «Manager Magazin».

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Grosses Risiko mit Xabi Alonso

2019 versucht es der 59-jährige Katalane mit dem holländischen Trainer Peter Bosz, zwei Jahre später mit Gerardo Seoane. Ein Schweizer ohne Bundesliga-Erfahrung, aber mit spanischen Wurzeln. Dann Vorhang auf für Xabi Alonso, wieder ein Landsmann, als Trainer ohne Fussabdruck in Deutschland, jedoch als Spieler einst Weltklasse. «Andere waren auch an Alonso interessiert, aber Carro hatte den Mut, ihn für seine Mission zu verpflichten, ein nicht risikoloser Move damals», sagt Kaenzig, «aber er hat damit das grosse Los gezogen.»

Eine Rekrutierung, die der neue Sportchef Simon Rolfes 2022 initiierte. Der ehemalige Nationalspieler kommt ein Jahr später zum Schluss, dass noch eine Personalie zur Perfektion fehlt: Granit Xhaka – Nati-Captain und Regisseur bei Arsenal – und wie Rolfes ein Sechser. Für Kaenzig war er «das lange, lange gesuchte letzte Puzzleteil» – mit vielen Parallelen zum Geschäftsführer: «Carro ist für mich der Xhaka des Managements», sagt Kaenzig mit einem Augenzwinkern. Zumindest haben beide ihr Temperament in Leverkusen unter Kontrolle.

Bundesliga
Mannschaft
SP
TD
PT
1
Bayern München
Bayern München
10
26
26
2
RB Leipzig
RB Leipzig
10
10
21
3
Eintracht Frankfurt
Eintracht Frankfurt
10
10
20
4
Bayer Leverkusen
Bayer Leverkusen
10
5
17
5
SC Freiburg
SC Freiburg
10
2
17
6
Union Berlin
Union Berlin
10
1
16
7
Borussia Dortmund
Borussia Dortmund
10
0
16
8
Werder Bremen
Werder Bremen
10
-4
15
9
Borussia Mönchengladbach
Borussia Mönchengladbach
10
1
14
10
FSV Mainz
FSV Mainz
10
1
13
11
VfB Stuttgart
VfB Stuttgart
10
0
13
12
VfL Wolfsburg
VfL Wolfsburg
10
1
12
13
FC Augsburg
FC Augsburg
10
-7
12
14
1. FC Heidenheim 1846
1. FC Heidenheim 1846
10
-2
10
15
TSG Hoffenheim
TSG Hoffenheim
10
-6
9
16
FC St. Pauli
FC St. Pauli
10
-5
8
17
Holstein Kiel
Holstein Kiel
10
-13
5
18
VfL Bochum
VfL Bochum
10
-20
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