Darum wird gegen Kahn und Co ermittelt
Hat der FC Bayern seine Jugendtrainer ausgebeutet?

Der FC Bayern wird beschuldigt, seine Jugendtrainer schamlos ausgenutzt zu haben. Einer spricht von «Ausbeutung». Die Staatsanwaltschaft ermittelt. Ein Einzelfall sind die Münchner allerdings nicht.
Publiziert: 29.12.2021 um 11:52 Uhr
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Aktualisiert: 29.12.2021 um 14:41 Uhr
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Der FC Bayern Campus im Münchner Stadtteil Freimann wurde im Sommer 2017 in Betrieb genommen. Wurden hier Dumpinglöhne bezahlt? Die Staatsanwaltschaft ermittelt.
Foto: imago images/Ulmer

Der Fussball ist die Traumfabrik von heute. Schon Kinder malen sich Tore, Paraden und Triumphe aus in Arenen vor Zehntausenden begeisterungsfähigen Fans. Er lässt Jung-Trainer und Jung-Stars auf Ruhm und Ehre hoffen – und nicht selten auf das grosse Geld. Viele täten vieles, vielleicht gar alles, um die Sehnsucht nach einem Platz im grossen Fussball zu stillen. Zum Beispiel beim grossen FC Bayern. Hier zu kicken, zumindest aber zu arbeiten, etwa als Trainer im Nachwuchs – das ist Antrieb für zig ehrgeizige junge Männer und Frauen.

450 Euro für mehr als 40 Stunden?

Nun muss man sich fragen: Hat der grosse FC Bayern ebendies schamlos ausgenutzt? Er, dessen Ex-Präsident Uli Hoeness (69) doch stets von sozialer Verantwortung spricht und das Menschliche in jedem Rückblick auf sein 40-jähriges Wirken als Entscheider betont?

Der Verdacht steht jedenfalls im Raum. Konkret sollen die Bayern gegen das Mindestlohngesetz in ihrem Nachwuchsleistungszentrum verstossen haben, wie der Westdeutsche Rundfunk (WDR) in seinem Magazin «sport inside» berichtet. Jugendtrainer hätten für 450 Euro weit mehr als die vereinbarten 40 Stunden pro Woche schuften müssen. Nun ermittelt die Staatsanwaltschaft wegen des strafbaren Vorwurfs «Vorenthalten und Veruntreuung von Arbeitsentgelt».

«Meiner Meinung nach ist es Ausbeutung»

Einen der Jugendtrainer lässt der WDR anonym zu Wort kommen. Er behauptet: «Meiner Meinung nach ist es eine Ausbeutung junger Menschen, die erst relativ spät verstehen, dass sie da verarscht wurden. Es war der Clou: Man reist irgendwo nach London oder Berlin, ist da drei Tage komplett mit den Kindern zusammen und schreibt 80 Minuten Nettospielzeit auf.»

Verantworten muss sich der gesamte Vorstand des Bayern – samt Boss Oliver Kahn (52) und Sportvorstand Hasan Salihamidzic (44). Auch gegen Karl-Heinz Rummenigge (66) wird ermittelt, der erst im Sommer als CEO aus dem Amt schied.

Erst schweigen die Bayern eisern. So, wie sie zunächst auch über das umstrittene Katar-Sponsoring den Mantel des Schweigens legen wollten – ehe sie die Öffentlichkeit doch zu Stellungnahmen zwang, besonders die eigenen Fans. Nun will die Führungsriege die Entwicklung am Golf «genau beobachten», bevor sie eine Vertragsverlängerung mit Qatar Airways erwägt.

Am Mittwoch lässt sich dann Oliver Kahn in der «Bild» zitieren. Er sagt: «Selbstverständlich kooperieren wir in dieser Angelegenheit vollumfänglich mit den Behörden. Es liegt in unserem Interesse, dass diese Vorgänge restlos aufgeklärt werden.»

Ermittlungen bis im Herbst?

Genau beobachtet werden die Bayern nun sie selbst. Gemäss Informationen der «Bild» können sich die Lohndumping-Ermittlungen im Nachwuchsleistungszentrum bis weit in den Herbst 2022 hinziehen. Mit den Zeugenbefragungen soll im Januar begonnen werden.

Ein Einzelfall sind die Bayern jedoch keineswegs. Unlängst stand mit dem FC Augsburg ein anderer Bundesligist unter Verdacht, Lohndumping betrieben zu haben. Die Büros des FCA wurden gar bei einer Razzia durchleuchtet.

Und wie die «Bild» zu glauben weiss, sind tiefe Löhne auch bei anderen Bundesligisten üblich – und längst nicht nur im Nachwuchs. Die Ermittlungen in München bergen also ligaweit Brisanz. (red)

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