Missbrauch-Skandal erschüttert US-Fussball
Rapinoe: «Brennt alles nieder, lasst Köpfe rollen!»

In der amerikanischen Frauen-Fussballliga brodelt es gewaltig. Wegen Missbrauchsanschuldigungen verliert zum vierten Mal in diesem Jahr ein Trainer seinen Job.
Publiziert: 02.10.2021 um 16:17 Uhr
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Aktualisiert: 02.10.2021 um 19:36 Uhr
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Paul Riley wird nach Missbrauchsvorwürfen entlassen.
Foto: AFP

Die amerikanische National Women's Soccer League (NWSL) gilt als beste Frauen-Fussballliga der Welt. Nun aber wird sie von einem Missbrauchsskandal erschüttert.

Am Donnerstag entlässt North Carolina Courage Paul Riley (58, seit 2017 im Amt). Der Klub reagiert damit auf massive Vorwürfe der sexuellen Nötigung, welche die Ex-Spielerinnen Sinead Farelly und Mana Shim gegenüber «The Athletic» äussern. Farrelly schildert mehrere Situationen, in denen sie sich zwischen 2010 und 2015 zum Sex mit ihrem Trainer genötigt fühlte. Ähnlich tönt es von Shim: «Ich hatte von Anfang an das Gefühl, dass ich ihm etwas schulde.»

Riley wird Lizenz entzogen

Nicht nur der Verein zieht Konsequenzen daraus. Auch der US-Verband reagiert, ist «zutiefst beunruhigt» und bezeichnet das beschriebene Verhalten als «abstossend und inakzeptabel». Dafür sei im Fussball oder in der Gesellschaft kein Platz. Deshalb wird Riley, der seit 2010 mehrere Profi-Klubs in den USA trainierte und einer der renommiertesten Trainer im Frauenfussball ist, die Lizenz entzogen. Dieser will von den Anschuldigungen nichts wissen und bezeichnet sie gegenüber «The Athletic» als «völlig unwahr». Er betont, er habe niemals Sex mit diesen Spielerinnen gehabt oder ihnen gegenüber sexuelle Avancen gemacht.

Sein Fall ist nicht der erste in der NWSL. Der Brite ist bereits der dritte Trainer, der 2021 wegen Fehlverhaltens entlassen wird. Hinzu kommt ein vierter Fall, in dem Farid Benstiti nach ähnlichen Anschuldigungen zurücktrat.

Liga-Chefin geht freiwillig

Als Folge des Falls Riley wurden alle NWSL-Partien dieses Wochenendes abgesagt. «Diese Woche und ein Grossteil dieser Saison war unglaublich traumatisch für unsere Spielerinnen und Angestellte», sagt Lisa Baird. Es sollten ihre letzten Aussagen als Liga-Chefin sein, in der Nacht auf Samstag verkündet der Verband ihren Rücktritt.

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Das dürfte den Spielerinnen als Konsequenzen nicht reichen. Ihre Vereinigung NWSLPA fordert ein Ende des «systemischen Missbrauchs» von Fussballerinnen. Auch grosse Namen des amerikanischen Frauenfussballs schalten sich ein. Megan Rapinoe, die Weltfussballerin von 2019, lässt ihrer Wut auf Twitter freien Lauf: «Brennt alles nieder. Lasst all ihre Köpfe rollen.»

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Star-Stümerin Alex Morgan äussert sich ebenfalls. Sie schreibt: «Ich bin angewidert und habe zu viele Gedanken, um sie im Moment zu teilen. Fazit: Schützt eure Spielerinnen.»

Ob das alles etwas bringt, wird sich zeigen. Immerhin hat sich neben dem Verband auch die Fifa eingeschaltet und Untersuchungen eröffnet. (bir)

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