In exakt 210 Tagen startet die Europameisterschaft in München (De) und trotzdem ist unser nördlicher Nachbar noch nicht im EM-Rausch. Das hängt auch mit den durchzogenen Resultaten der deutschen Nationalmannschaft in der bisherigen Vorbereitung zusammen. Der Deutsche Fussballbund (DFB) zog im September die Reissleine, entliess Hansi Flick (58) und stellte Julian Nagelsmann (36) an die Seitenlinie.
Seither geht es für die DFB-Elf wieder bergauf. In den zwei bisherigen Spielen unter Nagelsmann resultiert ein Sieg (3:1 gegen die USA) und ein Remis (2:2 gegen Mexiko). Der erste richtige Härtetest wartet aber am Samstagabend in Berlin auf die Deutschen, dann geht es im Freundschaftsspiel gegen die Türkei.
Die Bosporus-Truppe hat sich in Gruppe D bereits vorzeitig für die EM qualifiziert – steht vor Wales und WM-Halbfinalist Kroatien auf Platz 1 der Gruppe. Ein Sieg gegen dieses starke türkische Team ist die Chance für Nagelsmann, die Zuschauer wieder hinter die Mannschaft zu bringen.
Brisantes Duell in Berlin
Es ist ein besonderes Spiel im Olympiastadion in Berlin. In Deutschland leben über 2,8 Millionen Menschen mit türkischem Migrationshintergrund. Auf deutscher Seite geht gar die Befürchtung um, es könnte vor über 70'000 Fans zu einem Auswärtsspiel kommen. «Wir freuen uns, dass es laut wird. Sowohl die deutschen als auch die türkischen Fans sollen richtig laut schreien und Alarm machen, aber alles fair und alles friedlich», sagte Nagelsmann an der Pressekonferenz am Freitag.
Genau wie beim Spiel der Schweiz gegen den Kosovo, sind am Samstagabend in Berlin die Fan-Verhältnisse wohl ausgeglichen. Vor 13 Jahren spielte die Türkei zuletzt gegen Deutschland in Berlin, damals sprachen die Deutschen wegen der zahlreichen Türkei-Fans von einem «Auswärtsspiel». Auch am Samstag ist das Stadion mit über 74'000 Plätzen restlos ausverkauft. Eine perfekte Kulisse, um die EM-Euphorie endlich auch in Deutschland zu entfachen. (jsl)