Es war die wundersamste Rettung in der Schweizer Fussball-Historie. 0:4 ging Xamax im Barrage-Hinspiel auf der Maladière zuhause gegen Challenge-League-Klub Aarau ein. Die Sache schien gegessen. Aber nicht für Trainer Stéphane Henchoz. Der machte das Wunder von Aarau tatsächlich wahr. Xamax glich das Resultat aus – und rettete sich schliesslich im Penaltyschiessen.
Doch schon vorher war klar, dass Henchoz gehen muss. Das Zerwürfnis mit Präsident Christian Binggeli war zu gross. Noch vor der Barrage hatte der Fribourger beim FC Sion unterschrieben.
«Ich habe Henchoz nicht entlassen»
Und nun also die Rückkehr zu Xamax. Wie soll das mit Christian Binggeli, der immer noch Präsident ist, bloss gehen? Für Klubbesitzer Jeff Collet, der den Klub letzten November von Binggeli gekauft hat, ist das keine Frage. «Ich war damals noch nicht da. Also hatte die Entscheidung, sich von Stéphane zu trennen, nichts mit mir zu tun. Ich habe ihn nicht entlassen. Ich kann also nichts dazu sagen. Nur so viel: Dinge ändern sich im Leben. Erst recht im Fussball.»
Und warum Henchoz? Weil er den Geheimtrank hat, ein Team vor dem Abstieg zu retten? Collet verneint. «Ausschlaggebend war erstens, dass er jahrelang im Klub war, die Mannschaft im Detail kennt. Er kann also von der ersten Sekunde an voll loslegen. Und Zweitens, weil er als Spieler ein Mythos ist. Des Klubs, aber auch bei Liverpool und in der Nati. Kurz: Er ist die Idealbesetzung.»
Kommentar zum Abstiegskampf
Auch, weil er den wahrscheinlichen Hauptkonkurrenten um den Abstieg ebenso aus dem Effeff kennt, den FC Sion, den Henchoz aus eigenem Antrieb letzten November verlassen hat? Collet will auch das nicht bejahen: «Kein bisschen. Vielmehr haben wir eine mittelfristige gemeinsame Vision mit Xamax. Stéphane hat einen Vertrag bis Ende nächster Saison unterschrieben.» Und Henchoz bleibe in jedem Fall Trainer, so Collet. Auch wenn der Klub absteigen sollte. «Bei Xamax war in den letzten Jahren vieles nicht perfekt. Wir wollen versuchen, es nun besser zu machen.»
«Standen mit einem Bein in der Challenge League»
Und was sagt der 72-fache Nati-Spieler? «Ich bin überzeugt, dass wir die Mittel haben, um den Ligaerhalt zu schaffen. Ich habe jedenfalls keine Mannschaft angetroffen, die am Boden zerstört ist», sagte er gegenüber RTS. Und weiter: «Als ich letztes Jahr den Trainerjob übernahm, stand das Team mit einem Bein in der Challenge League.» Damals waren die Neuenburger abgeschlagen Letzte, vier Punkte hinter GC. Doch Henchoz führte sie souverän in die Barrage. «Dieses Mal haben wir nur zwei Punkte Rückstand auf den Barrageplatz und drei auf den rettenden achten Rang. Aber aufgepasst: Es ist nichts gewonnen. Letzte Saison sicherte uns ein einziger Penalty den Ligaerhalt. Und nun haben die Leute bereits das Gefühl, dass die Rettung ein Automatismus werden würde.»
Zudem habe Xamax die Rote Laterne inne, die negativen Druck auslöse. «Der Schlüssel im Abstiegsrennen wird die mentale Müdigkeit sein. Wer die am besten überwindet, bleibt oben. Der Rhythmus ist horrend. Die Viertelstunde unter der Dusche nach einem Spiel kann man kurz loslassen. Dann gehts bereits los mit der Vorbereitung aufs nächste Spiel.»
Verfolgen Sie das Spiel Xamax gegen FCZ am Dienstagabend live ab 20.30 Uhr im BLICK-Ticker!