Das Spiel
Es ist zwar keine Gala, welche die Nati zum WM-Auftakt in Dunedin abliefert. Aber gegen die Nummer 46 der Welt und einen vor der Partie nicht ganz einfach einzuschätzenden Gegner feiert sie letztlich einen problemlosen Pflichtsieg. Das sieht auch Nati-Trainerin Inka Grings so. «Ich bin sehr erleichtert, denn das erste Spiel ist immer schwierig», sagt sie nach dem Spiel. «Zu Beginn haben wir sehr unruhig gespielt, die Passqualität war nicht gut. Wichtig ist aber, dass wir uns gut gefangen und uns viele Situationen herausgespielt haben. Kurz vor der Halbzeit haben wir uns dafür belohnt. Nach der Pause wollten wir unbedingt das zweite Tor machen und haben nach vorne gespielt. Der Erfolg tut gut, damit können wir nun auch beruhigt schlafen.»
Ramona Bachmann bringt die Nati kurz vor der Pause mit einem souverän verwandelten Penalty in Führung, WM-Neuling Seraina Piubel entscheidet die Partie nach einer Stunde mit dem 2:0. Der Start in die WM ist damit geglückt. Einziger Wermutstropfen: Die Nati verpasst es in der Schlussphase, gegen den abbauenden Gegner noch etwas für die Tordifferenz zu tun.
In der Startphase ist dem Team von Inka Grings die Nervosität anzumerken. Sinnbildlich dafür steht Lia Wälti, der einige Fehlpässe unterlaufen, was in Anbetracht der langen Spielpause des Captains aber nachzuvollziehen ist. Auch Julia Stierli braucht Anlaufzeit, ihre ersten langen Bälle landen im Niemandsland.
Mehr zur WM
Nach einer Viertelstunde erlebt die Nati einen Schreckmoment. Katrina Guillou enteilt der Schweizer Abwehr, umkurvt die aus dem Tor geeilte Gaëlle Thalmann und trifft zur Freude der mehrheitlich die Philippinen unterstützenden Fans. Der Treffer zählt aber nicht, die Stürmerin steht bei Ballabgabe einen Schritt im Offside. Glück gehabt.
Die Aktion ist für die Nati ein Weckruf. Nun nimmt sie das Heft in die Hand, lässt den Ball gut zirkulieren und erspielt sich Chance um Chance. Zur Pause steht es in Sachen Torabschlüssen 10:2 für die Nati. Ins Tor trifft aber nur Ramona Bachmann. Nach Eingriff des VAR trifft sie kurz vor der Pause souverän vom Punkt und bringt die Schweiz verdient in Führung.
Den Penalty holt Coumba Sow raus. Ausgerechnet Sow, die Grings etwas überraschend für die Startaufstellung nominiert. Die Zürcherin setzt im Strafraum vehement nach und ist Sekundenbruchteile vor ihrer Gegnerin am Ball, die danach den Fuss der Schweizerin trifft. Schiedsrichterin Amedome gibt den korrekten Entscheid über ihr Headset dem ganzen Stadion bekannt. Eine Neuerung der Fifa an diesem Turnier.
Auch nach der Pause ist die Schweiz das klar bessere Team, das 2:0 durch Piubel ist letztlich aber die zu magere Ausbeute der klaren Schweizer Dominanz. Die FCZ-Mittelfeldspielerin trifft nach gut einer Stunde im dritten Anlauf. Nach einem starken Rush über links von Reuteler scheitern zuerst Crnogorcevic und dann Sow, ehe Piubel abstaubt. Danach ist die Partie gelaufen. In der Defensive lässt die Nati nichts anbrennen, vorne verpasst Alisha Lehmann mit ihrem Kopfball in der 78. Minute das 3:0.
Die Tore
Ramona Bachmann, 45. Minute, 1:0 | Coumba Sow wird im Strafraum gefoult, nach VAR-Review entscheidet die Schiedsrichterin auf Penalty. Ramona Bachmann läuft an und verwandelt souverän in die linke Ecke.
Seraina Piubel, 64. Minute, 2:0 | Der Ball kommt von Reuteler in den Strafraum, Crnogorcevic und Sow schiessen die Torhüterin ab, Piubel machts dann besser und schiebt den Ball rein.
Die Stimmen
Lia Wälti: «Es war ein typisches Startspiel. Die erste halbe Stunde war ein Abtasten, da waren wir teilweise nervös und hatten das eine oder andere Mal hinten etwas Glück. Dann haben wir die Kontrolle übers Spiel übernommen, sind in der Offensive mutiger geworden und konnten glücklicherweise noch vor der Pause das 1:0 erzielen. Rückblickend wars ein dankbares Spiel für uns. Ich weiss, dass ich besser spielen kann. Ich kann aber zufrieden sein, dass ich nach zwei Monaten wieder auf dem Platz stehen und dem Team helfen kann. Ich weiss gar nicht mehr so genau, wo der Ball an meinem Kopf gelandet ist. Es war nicht tragisch, aber etwas unnötig. Die Norwegerinnen haben die Qualität, um uns zu dominieren. Sie wissen, dass sie nun gewinnen müssen. Und Neuseeland: Sind wir ehrlich, die sind eklig. Ein extrem physisches Team mit den Fans im Rücken.»
Seraina Piubel: «Es war ein Abend voller Emotionen. Das erste WM-Spiel, dann noch ein Tor machen – gelungener Abend, kann man sagen. Die Nacht habe ich gut verbracht, aber heute war ich den Tag durch schon nervös. Vor dem Mittagessen habe ich erfahren, dass ich spielen werde. Im ersten Moment hab ichs nach dem Treffer gar nicht geglaubt, wusste gar nicht, was ich machen soll. Mein Freund hat mir gesagt, ich soll die 77 – seine Rückennummer – in die Kamera zeigen. Aber weil ich nervös geworden bin, wo die Kamera ist und wo ich hin soll, ist das nicht gelungen.»
Ramona Bachmann: «Es ist so wichtig, dass alle 23 Spielerinnen, die dabei sind, sich gegenseitig pushen und anfeuern. Das macht einen Riesenunterschied. Coumba Sow hat mir beim Reinlaufen gesagt, dass sies mega spürt, dass von aussen gepusht wird. Das macht einen Riesenunterschied. Vor dem Auftaktspiel hat man eine gewisse Anspannung, hat sich auch einiges vorgenommen. Die ersten 20 Minuten waren hektisch, danach haben wir uns gefangen und eine sehr solide Leistung gezeigt. Die Gelbe Karte, die ich fürs Ziehen am Trikot bekommen habe, ist schon sehr frustrierend. Es war auch etwas unnötig von mir, jetzt muss ich schauen, dass ich keine zweite bekomme und für ein Spiel gesperrt werde.»
Gaëlle Thalmann: «Obwohl ich nicht viel zu tun hatte, hab ich nicht gefroren. Wir wussten, dass wir mehrheitlich den Ball haben werden. Zudem waren wir auch gut vorbereitet auf ihr schnelles Umschaltspiel. Beim Offside-Gegentreffer konnte ich nicht sehen, dass es Abseits war. Ich hab die Szene gespielt, als wäre sie gut gestanden. Aber dann hat die Schiedsrichterin das abgepfiffen, das ist gut so. Als der Ball im Netz gelandet ist, habe ich schon gesehen, dass die Hand oben war. Wir haben eine gute Leistung gezeigt, die 2. Halbzeit war besser. Das Tor kurz vor der Pause hat geholfen, dass wir gelöster spielen konnten.»
Inka Grings (gegenüber SRF): «Man hat gesehen, dass wir am Anfang relativ nervös waren. Meine Mannschaft hat souverän und mit einer guten Entschlossenheit agiert und entsprechend hochverdient gewonnen. Das fühlt sich gut an. Der Penalty war der Schlüsselmoment. Kurz vor der Pause ist es wichtig, auch weils guttut. Wir haben uns vorgenommen, dass wir in der 2. Halbzeit direkt Signale setzen wollen und das 2:0 erzwingen. Der Sieg ist wichtig fürs Selbstvertrauen. Es war völlig normal, dass am Anfang nicht alles gut läuft. Nichtsdestotrotz sich reinzusteigern, diese Mentalität zu zeigen, zeigt auch, wie stark diese Mannschaft ist. Wenn man sieht, wie die Bank draussen mitfiebert, sich freut und pusht, das ist beeindruckend und macht Spass.»
Die Beste
Géraldine Reuteler. Die Nidwaldnerin zeigt keine Anlaufschwierigkeiten und hat die ersten guten Gelegenheiten für die Nati. Auch im Spielaufbau und in der Balleroberung ist sie stark. Das 2:0 leitet sie mit einem starken Flügellauf über die linke Seite ein.
Die Schlechteste
Sarina Bolden. Sie gilt als der Superstar im philippinischen Team. Der Schweizer Abwehr kann sie aber nie Probleme bereiten. Nach 80 Minuten wird sie ausgewechselt, ohne eine auffällige Szene gehabt zu haben.
Das gab zu reden
Ramon Bachmann bringt die Schweiz mit dem souverän verwandelten Penalty auf die Siegesstrasse. Kurz nach der Pause hat sie aber Glück, dass sie nach einer Schwalbe nicht mit Gelb-Rot vom Platz fliegt. Letztlich aber auch ausgleichende Gerechtigkeit. Die Verwarnung für ihr Foul in der 8. Minute ist zu hart.
So gehts weiter
Im nächsten Spiel trifft die Schweiz am Dienstag in Hamilton auf Norwegen. Mit einem weiteren Sieg wäre die Nati bereits so gut wie sicher in den Achtelfinals. Es dürfte ein schweres Spiel werden, denn für Norwegen könnte es nach der Startpleite gegen Neuseeland bereits das Spiel der letzten Chance sein.
Forsyth Barr Stadium, Dunedin, 13’711 Fans, SR: Amedome (Togo/4).
Tore: 45. Bachmann (Penalty) 0:1. 64. Piubel 0:2.
Philippinen: Olivia McDaniel; Barker, Long, Cowart, Harrison; Quezada (70. Flanigan), Sawicki, Eggesvik (70. Serrano), Beard; Guillou, Bolden (81. Chandler McDaniel.
Schweiz: Thalmann; Aigbogun, Bühler, Stierli, Maritz; Sow, Wälti (75. Mauron), Reuteler (90. Terchoun); Piubel (90. Riesen), Crnogorcevic, Bachmann (70. Lehmann).
Bemerkungen: Schweiz ohne Calligaris (rekonvaleszent). 16. Tor von Guillou wegen Offside aberkannt.
Gelb: 8. Bachmann (Foul). 38. Harrison (Foul). 83. Maritz (Foul).
Forsyth Barr Stadium, Dunedin, 13’711 Fans, SR: Amedome (Togo/4).
Tore: 45. Bachmann (Penalty) 0:1. 64. Piubel 0:2.
Philippinen: Olivia McDaniel; Barker, Long, Cowart, Harrison; Quezada (70. Flanigan), Sawicki, Eggesvik (70. Serrano), Beard; Guillou, Bolden (81. Chandler McDaniel.
Schweiz: Thalmann; Aigbogun, Bühler, Stierli, Maritz; Sow, Wälti (75. Mauron), Reuteler (90. Terchoun); Piubel (90. Riesen), Crnogorcevic, Bachmann (70. Lehmann).
Bemerkungen: Schweiz ohne Calligaris (rekonvaleszent). 16. Tor von Guillou wegen Offside aberkannt.
Gelb: 8. Bachmann (Foul). 38. Harrison (Foul). 83. Maritz (Foul).