Blick: Coumba Sow, Sie sind trotz einer komplizierten Saison Stammspielerin an der WM. Sind Sie überrascht?
Coumba Sow: Für mich war es nicht unbedingt eine komplizierte Saison. Ich habe die letzten Monate immer gespielt, einfach nicht auf meiner gewohnten Position. Aber ich habe gelernt, auch auf anderen Positionen zu spielen. Der Wechsel in der Winterpause mit dem Umzug war eine etwas härtere Zeit. Aber ich wusste, was ich in der Nati in den letzten vier Jahren schon gezeigt habe, und wollte mich beweisen.
Wussten Sie, dass Sie Ihren Platz im WM-Kader nicht auf sicher haben und Gas geben müssen?
Ja. Aber ich habe gemerkt, dass im Training alle zeigen müssen, was sie können, und dass der Status nicht viel bedeutet. Ich finde das gut, somit muss man sich immer wieder beweisen. Nur so wird man besser. Ich habe es als Challenge angeschaut.
Immer wieder eine Herausforderung ist auch der Alltagsrassismus, den Sie schon oft erfahren und thematisiert haben. Wie nehmen Sie diesen wahr?
Als Mischling bist du im Senegal zu weiss und hier zu dunkel. Ich fühle mich dank meiner Familie im Senegal zwar zugehörig, aber du bist die Ausländerin. Aber auch in der Schweiz bist du die Ausländerin. Erst wenn sie merken, dass du in der Schweizer Nati spielst, wird der Diskurs gleich ein anderer.
Wie reagieren Sie in solchen Situationen?
Innerlich koche ich noch immer, aber gegen aussen versuche ich, so cool wie möglich zu reagieren. Es kommt aber auch immer darauf an, mit wem du unterwegs bist.
Warum schaffen Sie es, cool zu bleiben?
Weil es schon oft passiert ist und es noch tausendmal passieren wird. Wenn du rumschreist, wie eine «Black angry woman» dann haben sie gewonnen. Denn für so eine halten sie dich, so sprechen sie über dich. Ich komme runter, bleibe fachlich, damit sie sich vielleicht auch einmal hinterfragen. Es gibt aber Leute, die wollen es nicht verstehen.
Coumba Sow kommt am 27. August 1994 in Zürich zur Welt. Ihr Vater ist Senegalese, ihre Mutter Holländerin. Nach der Matur geht sie für vier Jahre in die USA, ehe sie 2018 zum FC Zürich zurückkehrt. Mit dem FCZ gewinnt sie insgesamt drei Meistertitel. Nach weiteren vier Jahren im Ausland in Paris spielt sie in der Rückrunde für Servette. Mit den Genferinnen wird sie Cupsieger. Ab der neuen Saison steht sie beim FC Basel unter Vertrag. Ihr Debüt in der Nati gibt Sow im Herbst 2018. Seither bestreitet sie 37 Länderspiele (13 Tore). Sie hat vier Geschwister, zwei davon sind jünger (13/10). Ihr Cousin ist Djibril Sow, der bei Eintracht Frankfurt spielt.
Coumba Sow kommt am 27. August 1994 in Zürich zur Welt. Ihr Vater ist Senegalese, ihre Mutter Holländerin. Nach der Matur geht sie für vier Jahre in die USA, ehe sie 2018 zum FC Zürich zurückkehrt. Mit dem FCZ gewinnt sie insgesamt drei Meistertitel. Nach weiteren vier Jahren im Ausland in Paris spielt sie in der Rückrunde für Servette. Mit den Genferinnen wird sie Cupsieger. Ab der neuen Saison steht sie beim FC Basel unter Vertrag. Ihr Debüt in der Nati gibt Sow im Herbst 2018. Seither bestreitet sie 37 Länderspiele (13 Tore). Sie hat vier Geschwister, zwei davon sind jünger (13/10). Ihr Cousin ist Djibril Sow, der bei Eintracht Frankfurt spielt.
Sie haben lange in den USA gelebt. Wie haben Sie Rassismus dort erfahren?
Es war sehr schockierend. In gewissen Quartieren bleibst du besser bei deinem Haus, weil du jeden Moment erschossen werden könntest. Das Bild, das viele haben, ist von zu Hause gegeben und tief drin. Das muss abgebaut werden. Auch beim Gedankengut, das einfach weitergegeben wird, muss man ansetzen, so auch in der Schule. Die Geschichte wird immer aus Sicht der weissen Amerikaner oder Europäer weitergegeben, obwohl es eine reiche afrikanische Geschichte gibt. Diese muss man sich aber selbst beibringen.
Sie haben auch im Mittleren Westen, in Oklahoma gewohnt.
Dort stehen sie ja teilweise offen dazu, dass sie rassistisch sind und berufen sich auf die Meinungsfreiheit. Ich denke, die haben Angst, dass man ihnen etwas wegnimmt. Aber es gab auch schöne Momente – an den Universitäten, mit all den verschiedenen Sportlern und Nationalitäten, dort spielt dann all das keine Rolle. Aber man bewegt sich halt in einer Blase.
Nun leben Sie wieder in der Schweiz. Wie kam es zum Wechsel zum FC Basel?
Sie stecken viel in das Projekt, haben gute Spielerinnen rekrutiert. Theo (Karapetsas, d. Red.) kenne ich von früher, er hat nicht locker gelassen. Ich war neun Jahre weg, es ist schön, wieder etwas näher bei der Familie zu sein. Ich habe mega Lust, eine Führungsposition zu übernehmen. Im Hinblick auf die EM 2025 ist es ein guter Move.
Wie gut kennen Sie Trainerin Kim Kulig?
Das Gespräch mit Kim war ausschlaggebend. Ich hatte ein mega gutes Gefühl, als ich sie am Telefon hatte. Es ist wichtig, dass es mit der Trainerin passt.
Sie sind Stadtzürcherin. Wie viele Sprüche mussten Sie sich anhören?
Das hält bis heute noch an, beispielsweise von Fabi (Humm, d. Red.). Und natürlich war es auch zu Hause ein Thema. Mein Vater läuft noch heute mit der FCZ-Kappe rum, mit der er jeweils auch meine Spiele bei Servette schauen kam.
Gab es auch Kontakt mit dem FCZ?
Ja, aber bei Basel hat es finanziell besser ausgesehen. Zudem fange ich noch ein Fernstudium Sportmanagement und Wirtschaft an. Du musst etwas haben, wenn du im Fussball fertig bist.
Kehrten Sie auch in die Schweiz zurück, weil Inka Grings auf Spielerinnen aus der Super League setzt?
Sie setzt auf Spielerinnen, die spielen. Du bist besser bei einem guten Verein in der Schweiz, als dass du im Ausland auf der Bank sitzt.
Die WM ist am Freitag so richtig losgegangen. Die Vorlaufzeit hier unten war doch lang.
Langweilig wird es mir nie. Wir trainieren und regenerieren viel, trinken auch einmal einen Kaffee in der Stadt. Abschlusstraining, Spiel, dann wieder reisen. Eigentlich geht es viel zu schnell. Nach der EM (2022 in England, d. Red.) waren wir am Flughafen und alle haben fast geheult, weil wir nicht nach Hause gehen wollten.
Norwegen steht mit dem Rücken zur Wand. Was erwarten Sie für eine Partie?
Sie werden mit allem kommen, was sie haben. Sie haben vorne individuelle Klasse. Wir müssen bereit sein. Aber wenn wir so weitermachen, wie wir gestartet sind, haben wir gute Chancen, zu gewinnen.