Fitter, agiler, besser
Zubi ist begeistert vom Fortschritt im Frauenfussball

Die Frauen-WM in Australien und Neuseeland hat qualitativ sehr guten Fussball geboten. Das Niveau ist weiter gestiegen, die Teams sind weltweit zusammengerückt, sagt Fifa-Experte Pascal Zuberbühler.
Publiziert: 19.08.2023 um 14:20 Uhr
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Pascal Zuberbühler weilt als Fifa-Experte an der Frauen-WM in Australien und Neuseeland.
Foto: TOTO MARTI
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Christian FinkbeinerStv. Fussballchef

Seit Wochen weilt auch Pascal Zuberbühler (52) Down Under. Der Ex-Nati-Goalie ist Teil der zwölfköpfigen Technical Study Group der Fifa, die die Daten jedes WM-Spiels auswertet. Rund 4000 bis 5000 Daten werden pro Spiel von den Experten analysiert. «In Sachen Tempo und Fitnesslevel haben die Frauen enorm zugelegt», sagt Zubi, der seit November 2017 für die Fifa arbeitet. Der Ex-FCB-Keeper ist begeistert von der WM. Von der Qualität der Spiele, vom Fortschritt der Teams gegenüber der WM vor vier Jahren in Frankreich. Aber vor allem auch von der Begeisterung, die herrscht.

Grosse Euphorie

«Die Euphorie ist brutal», so Zubi. Mehr als 30'000 Zuschauer besuchten im Schnitt die Spiele. Die hohen Zahlen haben auch mit dem Erfolg des Co-Gastgebers Australien zu tun, der erst von England gestoppt wurde und am Samstag gegen Schweden noch um Platz drei spielt. Bis zu 11,15 Millionen Zuschauer verfolgten vor dem TV den Halbfinal der Matildas gegen den Europameister. Es ist der höchste je gemessene Wert in Australien seit der Installierung der neuen Messmethode 2001.

Und auch sportlich hat das Turnier die Erwartungen übertroffen. Da die Fifa die Endrunde von 24 auf 32 Teams aufgestockt hat, befürchteten viele einen Leistungsabfall. «Aber das Gegenteil ist eingetreten», so Zubi. Mitfavoriten wie Brasilien oder Deutschland scheiterten früh, Jamaika und drei von vier afrikanischen Teams qualifizierten sich hingegen für die K.o.-Phase. Es gibt mehr Unentschieden und weniger Tore, was für Zuberbühler nicht nur mit den besseren Goalies zu tun hat, sondern damit, dass auch die Linien besser zusammenarbeiten und die Teams kompakter stehen.

Stark verbesserte Torhüterinnen

Der Fortschritt bei den Torhüterinnen ist für ihn aber augenfällig. «Diese Position galt früher als Schwachpunkt bei den Frauen, aber da hat sich viel getan.» Die Goalies seien viel athletischer geworden und im Spielaufbau besser. «Dass inzwischen auch spezifisch mit Goalietrainern gearbeitet wird, sieht man», so der Ostschweizer.

Wer sein persönlicher Favorit ist, darf der langjährige FCB-Keeper nicht verraten, schliesslich wählt die Experten-Gruppe auch die besten Spielerinnen des Turniers. «Wir haben eine wunderbare Palette an Torhüterinnen», so Zubi. Zu seinen Favoritinnen gehören neben der Holländerin Daphne van Domselaar (23) auch die Schwedin Zecira Murovic (27) oder die Nigerianerin Chiamaka Nnadozie (22). Und auch die Nati-Keeperin Gäelle Thalmann (37) lobt Zubi explizit. Sie hatte trotz des 1:5-Klatsche im Achtelfinal gegen Spanien zum Abschluss ihrer Karriere ein starkes Turnier gezeigt.

Auch die beiden Final-Goalies haben aus Sicht Zubis wunderbare Geschichten geschrieben. Spaniens Cata Coll (22), die U17-Weltmeisterin von 2018, startete als Nummer 2 ins Turnier und kam erst ab den Achtelfinals gegen die Schweiz zum Einsatz. Jetzt kann sie Spanien zum grossen Triumph führen. Ihr gegenüber steht die letztjährige Welttorhüterin des Jahres. Auch von Englands Mary Earps (30) ist Zubi angetan. «Sie hat eine Riesen-EM gespielt und toppt diese nun gleich noch mal.»

Immer wieder 2006

Zubi ist mit gleich viel Enthusiasmus dabei, wie früher als Spieler. «Es macht Riesenspass hier.» Immer wieder wird er bei seiner Tätigkeit auch auf 2006 und seinen Rekord angesprochen, als er an der WM in Deutschland ohne Gegentreffer blieb, die Nati aber nach den Achtelfinals die Koffer packen musste. Zum Penaltyschiessen gegen die Ukraine habe er diverse Statistiken erstellt, was er anders hätte machen können, so Zubi. Trotz des Ausscheidens sei die WM aber ein Riesenerlebnis gewesen. «Wir hatten eine wunderbare Mannschaft, einen tollen Staff und tolle Trainer. Das Ganze wird immer in mir drin bleiben.»

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