Zweifache Olympiasiegerin, WM-Finalistin, Welttrainerin des Jahres: Das Palmarès von Pia Sundhage sucht seinesgleichen. Mit einem Trainingscamp in Marbella und zwei Testspielen gegen Polen startet die 64-jährige Schwedin in ihre Ära als Nati-Trainerin. Sie ist der renommierteste Name in der gut 50-jährigen Geschichte des Schweizer Frauenfussballs.
Ihr Auftrag ist klar: Die Heim-EM 2025 soll sportlich zu einem Erfolg werden, die Qualifikation für die K.o.-Phase muss das Mindestziel sein. Wunder kann man zwar auch von Sundhage nicht erwarten, denn innerhalb von gut 16 Monaten aus europäischem Mittelmass ein Weltklasse-Team zu formen, schafft auch sie nicht. Der Pool an Spielerinnen, der ihr zur Verfügung steht, ist begrenzt und wesentlich geringer als bei ihren letzten Stationen in den USA, Schweden oder Brasilien. Dass am Tag X aber auch mit beschränkten Mitteln vieles möglich ist, bewies die Nati mit ihrem Sieg im letzten Herbst ausgerechnet gegen Schweden, der damaligen Weltnummer 1.
Sundhage soll nach dem verkorksten letzten Jahr mit nur zwei Siegen in 16 Spielen für Aufbruchstimmung sorgen. Wohin die Reise geht, zeigt das erste Aufgebot: Von den 28 Spielerinnen sind elf 21 oder jünger. Das Küken ist Sydney Schertenleib, die Ende Januar ihren 17. Geburtstag feierte. Die Jungen sind aber nicht nur jung – sie sind auch gut. Mit ihrem Talent und ihrer Unbekümmertheit sollen sie den Arrivierten um das Führungstrio Lia Wälti (30), Ramona Bachmann (33) und Ana-Maria Crnogorcevic (33) sowie der gesamten Nati Flügel verleihen.
Politisches Eigentor
Von einer Aufbruchstimmung aufgrund der Heim-EM ist von politischer Seite derweil nichts zu spüren. Die Ankündigung von Sportministerin Viola Amherd Anfang Februar, dass der Bund nur vier anstatt der angekündigten 12 bis 15 Millionen Franken Bundesgelder spricht, ist ein Stimmungskiller. Hinzu kommt, dass das Geld nicht zusätzlich gesprochen, sondern innerhalb des Bundesamts für Sport (Baspo) umverteilt wird. Ein Affront gegenüber dem Sport und dem Frauenfussball, der im In- und Ausland entsprechend für Kritik und Häme sorgte.
Die Nachricht von der obersten Bundesbehörde ist ein politisches Eigentor und sendet ein falsches Signal aus. Denn gefordert sind nicht nur der Bund, auch die Spielorte und Kantone, Gemeinden und Fussballvereine, die Medien und letztlich die ganze Gesellschaft. Sie alle müssen ihren Beitrag dazu leisten, dass die EM 2025 zu einem durchschlagenden Erfolg wird – auch neben dem Platz.
Denn das gut dreiwöchige Turnier im Juli 2025 ist nur das eine, letztlich geht es aber auch um das Vermächtnis dieser Endrunde für den Frauenfussball in unserem Land. Dieser erlebt auch in der Schweiz einen Boom. Die Zahl der lizenzierten Frauen und Mädchen steigt Jahr für Jahr, inzwischen sind es bereits über 40'000. Die Probleme, welche die Dorfvereine seit Jahren kennen – Platzknappheit, fehlende Garderoben, Mangel an Trainer und Schiedsrichter, Wartelisten –, akzentuieren sich bei den Mädchen noch mehr. Und dass im Sommer 2025 zig tausend weitere dazukommen werden, ist so sicher wie das Amen in der Kirche.
Auch der Verband ist gefordert
Zu hinterfragen ist die Rolle des Schweizer Fussballverbandes, der den Entscheid des Bundesrates ebenfalls kritisierte. Offensichtlich fanden die Anliegen des SFV nicht genügend Gehör – oder es wurde in Sachen Lobbying zu wenig getan. Auch wenn Präsident Dominique Blanc ein bekennender Supporter des Frauenfussballs ist, gibt es auch innerhalb des Verbandes Vorbehalte. Bei einigen herrscht noch immer die Meinung, dass jeder Franken, der für den Frauenfussball ausgegeben wird, einer zu viel ist. Das gesellschaftliche, aber auch wirtschaftliche Potenzial des Frauenfussballs wird verkannt.
Doch gerade der SFV müsste die Lokomotive sein, um im Sog der Heim-EM eine nachhaltige Entwicklung im ganzen Land voranzutreiben. Auch in diesem Bereich könnte sich Sundhage als Glücksfall erweisen. Was ein Heim-Turnier auslösen kann, weiss die Schwedin aus eigener Erfahrung, als sie an der EM 2013 ihr Heimatland trainierte. Eine solche Reise noch einmal zu erleben, war für sie offensichtlich Anreiz genug, um sich auf den SFV einzulassen.
Widerstände und Vorbehalte ist sich Sundhage gewohnt. 1960 geboren, war es ihr als kleines Mädchen verboten, Fussball zu spielen. Sie hat die harzige Entwicklung des Frauenfussballs von der Stunde null an hautnah miterlebt, zuerst in ihrer Heimat, einem der progressivsten Länder der Welt, später auf der ganzen Welt. Nun startet sie ihre nächste Mission: den Schweizer Frauenfussball aus dem Dornröschenschlaf zu wecken. Vor allem auf, aber auch neben dem Platz.
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
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1 | Österreich | 0 | 0 | 0 | |
1 | Deutschland | 0 | 0 | 0 | |
1 | Niederlande | 0 | 0 | 0 | |
1 | Schottland | 0 | 0 | 0 |
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
---|---|---|---|---|---|
1 | Frankreich | 0 | 0 | 0 | |
1 | Island | 0 | 0 | 0 | |
1 | Norwegen | 0 | 0 | 0 | |
1 | Schweiz | 0 | 0 | 0 |
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
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1 | Belgien | 0 | 0 | 0 | |
1 | England | 0 | 0 | 0 | |
1 | Portugal | 0 | 0 | 0 | |
1 | Spanien | 0 | 0 | 0 |
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
---|---|---|---|---|---|
1 | Dänemark | 0 | 0 | 0 | |
1 | Italien | 0 | 0 | 0 | |
1 | Schweden | 0 | 0 | 0 | |
1 | Wales | 0 | 0 | 0 |
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
---|---|---|---|---|---|
1 | Kosovo | 0 | 0 | 0 | |
1 | Lettland | 0 | 0 | 0 | |
1 | Nordmazedonien | 0 | 0 | 0 |