Ajaxs Frauenmannschaft machte am 7. Mai den ersten Meistertitel seit fünf Jahren klar. Dass es nun trotz Einladung der Bürgermeisterin zu keiner öffentlichen Meisterfeier kommt, löst eine Sexismus-Debatte aus.
Der Klub selbst hat die Behörden gebeten, eine für Pfingstmontag geplante Ehrung der Frauenmannschaft zu unterlassen. Ein Teil der Begründung: Weil die ansonsten so erfolgsverwöhnte Männermannschaft in dieser Saison titellos blieb, fehlt in Amsterdam die Lust zum Feiern.
Druck der Fans, mangelndes Interesse?
Ein Ajax-Sprecher erklärt in holländischen Medien, dass der Klub weder Zeitpunkt noch Ort der Feier unterstützen könne. Das Frauenteam hat den Meistertitel schon am 7. Mai fixiert – und danach mit einer Grachtenfahrt und einem Besuch in der Amtswohnung von Bürgermeisterin Femke Halsema zelebriert. Dort sprach Halsema besagte Einladung aus, die vom Klub abgelehnt wurde. Weil mehrere Wochen vergangen sind, besteht auch die Befürchtung, dass zu wenige Menschen der Feier beiwohnen könnten, was dem Image des Frauenfussballs schaden würde.
Tatsächlich hat sich der grösste Fanklub AFCASC bereits kritisch gegenüber der geplanten Feier geäussert. Sie fordern, dass eine öffentliche Ehrung nur der wichtigsten Ajax-Mannschaft, jener, die in jedem Heimspiel über 50'000 Zuschauer in die Arena locke, vorbehalten sein müsse. Auch der geplante Ort – der im Zentrum gelegene Platz Leidseplein – störte die Ajax-Fans. Jahrelang fand dort die Meisterfeier der Männer statt, nach verschiedenen Ausschreitungen aber durfte nicht mehr in der Innenstadt gefeiert werden.
Sexismus-Debatte losgetreten
Weiter plädiert der Fanklub im Statement auf eine Trennung von «Sport und Politik». Ihr Verein solle sich nie an einem politischen Statement der Stadtregierung beteiligen – und als solches hätte man die öffentliche Meisterfeier fürs Frauenteam empfunden. Politisch wirds dennoch: Dass die Klubverantwortlichen die öffentliche Meisterfeier fürs Frauenteam nicht unterstützen, stösst in Holland nämlich auf grosse Kritik, es machen auch Sexismus-Vorwürfe die Runde.
Die holländische Nationalspielerin Merel van Dongen (30), die bis 2018 für Ajax Amsterdam spielte, teilt ihre Enttäuschung auf Twitter mit und kritisiert ihren Ex-Klub: «Mit solchen Freunden braucht man keine Feinde. Sehr enttäuscht von dem, was sich wie ‹mein› Club anfühlen sollte.» Eine Enttäuschung, die viele in Holland teilen. Schliesslich hat es Ajax Amsterdam verpasst, ein Zeichen für Gleichstellung im Fussball zu setzen.