Auch FCZ-Goalie nahm eine Auszeit
«Es gibt Wichtigeres im Leben als Fussball»

Als sich Nati-Captain Lia Wälti im April aus psychischen Gründen für eine Woche eine Auszeit gönnte, sorgte dies für Schlagzeilen. Keeperin Seraina Friedli widerfuhr Ähnliches. Nun will die Engadinerin mit dem FCZ in den Playoffs den Titel verteidigen.
Publiziert: 06.05.2023 um 10:41 Uhr
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Seraina Friedli will nach einer kurzen Auszeit mit dem Klub und in der Nati wieder voll angreifen.
Foto: TOTO MARTI
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Christian FinkbeinerStv. Fussballchef

Seraina Friedli (30) verzichtete Anfang April auf den Nati-Zusammenzug und damit auch auf einen Einsatz im Testspiel gegen China (0:0). «Ich war einfach erschöpft und habe gemerkt, dass ich leer bin», sagt Friedli. Es ist das erste Mal in ihrer Karriere, dass ihr das widerfährt und dass «ein, zwei Nächte gut schlafen» nicht reichen. Zwei Wochen lang zieht sie sich zurück, verbringt viel Zeit in den Bergen und der Natur, um die Batterien wieder aufzuladen.

Spagat zwischen Sport, Beruf und Privatleben

Wenige Tage nach Friedli tut es Lia Wälti der Torhüterin gleich. «Ich glaube nicht, dass es ein Muster dafür gibt», sagt Friedli. Die sportliche Situation von Wälti und ihr sei nicht vergleichbar. Im Gegensatz zur Mittelfeldspielerin von Arsenal ist die langjährige Ersatztorhüterin der Nati neben ihrem Engagement beim FCZ auch beruflich stark engagiert. In Bern studierte sie Psychologie und Sport, danach spezialisierte sie sich auf den Bereich Trainingslehre. Derzeit absolviert sie in der FCZ-Academy ein Praktikum, um ihr Masterstudium Spitzensport abzuschliessen. Zudem arbeitet Friedli auch als Personal-Trainerin im Aargau.

Was Friedli macht, ist eher die Regel und nicht die Ausnahme in der Women's Super League. Sport, Beruf und Privatleben unter einen Hut zu bringen, ist eine hohe Kunst und bringt die eine oder andere zumindest temporär an den Anschlag. «Ich hoffe, dass wir die letzte Generation sind, bei der dies der Fall ist», sagt Friedli. Freunde, Familie und Freizeit kämen oft zu kurz, ebenso die Regeneration. Durchschnittlich sieben Stunden schläft Friedli, der Wecker klingelt um 6 Uhr morgens. «Wenn wir in der Schweiz weiter und der Spitze näher kommen wollen, ist es zentral, professioneller zu werden – sonst fehlen ein paar Prozent.»

Meistertitel und WM-Teilnahme als Ziel

Aufgewachsen ist Friedli in La Punt im Engadin. Sie war in der Schule das einzige Mädchen in ihrem Jahrgang. «Es war klar, was auf dem Pausenplatz gespielt wurde», sagt die Keeperin – und lacht. Ende Primarschule trat sie dem Fussballclub in Samedan bei, dem ersten Mädchenteam im Engadin überhaupt. Mit 19 wechselte sie zum FCZ, wurde mit ihm fünfmal Meister und viermal Cupsieger, ehe sie weiter nach Bern zu YB zog.

Servette greift nach dem Double

Am Samstag beginnen mit den Viertelfinal-Hinspielen die Playoffs in der Women's Super League. Favorit auf den Titel ist Servette Chênois. Die Genferinnen beendeten die Qualifikation ohne Niederlage und holten sich vor einer Woche im Final gegen St. Gallen (1:0) den Cupsieg. Zum Auftakt trifft der letztjährige Playoff-Finalist auf Aarau. Titelverteidiger Zürich bekommt es mit Luzern zu tun. «Endlich geht es los», sagt FCZ-Captain Fabienne Humm, zusammen mit Natalia Padilla (Servette) mit 17 Treffern die beste Torschützin der Qualifikation. Das drittklassierte GC trifft auf Basel, St. Gallen (4.) spielt gegen YB. Die besser klassierten Teams geniessen im Rückspiel Heimrecht. Die Viertel- und Halbfinals werden im Europacup-Modus gespielt, der Final (ein Spiel) findet am 2. Juni in St. Gallen statt.

Am Samstag beginnen mit den Viertelfinal-Hinspielen die Playoffs in der Women's Super League. Favorit auf den Titel ist Servette Chênois. Die Genferinnen beendeten die Qualifikation ohne Niederlage und holten sich vor einer Woche im Final gegen St. Gallen (1:0) den Cupsieg. Zum Auftakt trifft der letztjährige Playoff-Finalist auf Aarau. Titelverteidiger Zürich bekommt es mit Luzern zu tun. «Endlich geht es los», sagt FCZ-Captain Fabienne Humm, zusammen mit Natalia Padilla (Servette) mit 17 Treffern die beste Torschützin der Qualifikation. Das drittklassierte GC trifft auf Basel, St. Gallen (4.) spielt gegen YB. Die besser klassierten Teams geniessen im Rückspiel Heimrecht. Die Viertel- und Halbfinals werden im Europacup-Modus gespielt, der Final (ein Spiel) findet am 2. Juni in St. Gallen statt.

Danach folgte eine Saison in Italien. «Ein unvergessliches Jahr – trotz Corona», schwärmt Friedli. Vor allem die Natur und die herzlichen Menschen in der Toskana haben es ihr angetan. Via Aarau kehrte sie im vergangenen Sommer nach Zürich zurück. Mit dem FCZ will sie nun in den Playoffs an die früheren Erfolge anknüpfen. Sie seien zwar nicht in der Favoritenrolle, weil sie Quali-Sieger Servette in dieser Saison nie hätten besiegen können. «Aber der Titel ist das klare Ziel.»

Danach will Friedli auch wieder in der Nati angreifen. Am 13. Juni beginnt die Vorbereitung für die WM in Australien und Neuseeland. Der Koala sei zwar ihr Lieblingstier, so Friedli. Aber auch Neuseeland sei wegen der schönen Natur schon immer ein Reiseziel gewesen. Die 10-fache Nati-Spielerin weiss, dass sie mit ihrem Verzicht im April in der internen Goalie-Hierarchie nicht aufgestiegen ist. «Aber ich musste auf mich als Mensch schauen.» Fussball sei wichtig und die WM das grosse Ziel. «Aber es gibt Wichtigeres im Leben als Fussball.»

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