Fifa möchte WM alle zwei Jahre
Die neun heissesten Fragen zur Fussball-Revolution

Weltmeisterschaften alle zwei Jahre: Die Fifa strebt eine Revolution des Fussball-Kalenders an. Was steckt dahinter, wer ist dafür, wer dagegen – und wer entscheidet letzten Endes?
Publiziert: 11.09.2021 um 02:00 Uhr
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Die Fifa rund um Präsident Gianni Infantino plant eine Fussball-Revolution – die WM soll ab 2026 alle zwei Jahre ausgetragen werden.
Foto: Anadolu Agency via Getty Images
Fussball-Redaktion

Seit über 90 Jahren wird die WM alle vier Jahre ausgetragen. Ein am Donnerstag vorgestellter Fifa-Reformplan rüttelt an der Tradition. Blick beantwortet die wichtigsten Fragen.

1. Wie sieht die WM-Revolution der Fifa aus?
Vorerst bleibt alles wie geplant: Die EM in Deutschland 2024 und die WM 2026 in den USA, Kanada und Mexiko sind fix. Danach sind doppelt so viele Weltmeisterschaften vorgesehen. Diese würden in den geraden Jahren gespielt, EM und Copa America müssten auf die ungeraden ausweichen. Das hiesse bei uns: WM 2026, EM 2027, WM 2028, WM 2030, EM 2031, WM 2032.

2. Woher stammt die Initiative?
Schon vor 20 Jahren träumte der damalige Fifa-Boss Sepp Blatter von einer WM alle zwei Jahre. Es blieb bei den Träumen, bis zum Fifa-Kongress im Mai 2021. Auf diesem beantragte Saudi-Arabien eine Machbarkeitsstudie zur Verdoppelung der WM-Endrunden. 166 der 209 Verbände stimmten zu, eine Beratungsgruppe rund um Fifa-Direktor Arsène Wenger entstand. Am Donnerstag hat diese das Vorhaben vorgestellt. Nebst Wenger mit dabei: Ronaldo, Marco Van Basten und Ex-Nati-Star Gelson Fernandes.

3. Welche Absichten stecken dahinter?
Nur sportliche, behauptet die Fifa. Man wolle «den Fussball besser machen», sagt Wenger. Mehr Länder hätten Quali-Chancen und Gastgeber-Aussichten. «Klubs haben die Chance auf sechs Titel pro Jahr, Nationalteams haben nur alle vier Jahre die Möglichkeit», sagt Fifa-Boss Gianni Infantino. Kein Wort über Geld und Macht. Indes: Mit Weltmeisterschaften nimmt die Fifa am meisten Kohle ein, in Katar 2022 vier Milliarden Dollar. Doppelt so viele Turniere ergeben mehr Geld für die Fifa – auf Kosten der Uefa.

4. Bedeuten doppelt so viele Weltmeisterschaften mehr Spiele?
Dies befürchten viele. Laut Wenger umsonst: «Wir werden die Anzahl Spiele nicht erhöhen.» Wie das? Weniger Testspiele, höhere Gewichtung des Nationen-Rankings und nur 1-2 Länderspiel-Pausen. Mehr Endrunden-Spiele gäbe es definitiv. «Im Tennis werden die Hauptturniere auch jedes Jahr gespielt – und die Qualität leidet nicht», entgegnet Ronaldo, der Ex-Stürmer.

5. Wer ist dafür, wer dagegen?
Dafür sind der afrikanische Kontinentalverband und asiatische Verbände wie Bangladesch, Malediven und Nepal. Der südamerikanische Verband hat angeblich die WM-Verdoppelung selbst vorgeschlagen. Dagegen ist vor allem Uefa-Präsident Aleksander Ceferin. Er behauptet auch, Südamerika stehe auf seiner Seite.

6. Wie reagiert Hauptgegner Uefa?
Sehr giftig. «Der Vorschlag tötet den Fussball», sagt Präsident Ceferin und droht mit Boykott: «Wir können entscheiden, nicht teilzunehmen. Viel Glück mit einer solchen WM.» Offen bleibt, ob die Uefa mächtig genug ist, die Revolution zu verhindern.

7. Wie reagiert der Schweizer Fussball?
Der SFV wartet ab. Die Fifa händige den Verbänden ausführliche Dossiers der Pläne aus, so der Verband auf Blick-Anfrage. Nach deren Lektüre äussere man sich. Rolf Fringer, ehemaliger Nati-Trainer: «Ich bin total dagegen. Die WM sollte etwas Spezielles bleiben, der 4-Jahres-Rhythmus ist ideal. Es gibt doch nichts Schlimmeres, als wenn eine WM jedes Jahr stattfindet.»

8. Wie sieht man im Eishockey alljährliche Weltmeisterschaften?
Marc Lüthi, Präsident der europäischen Klubvereinigung (E.H.C.) und SCB-Boss: «Als Konsument darf ich sagen: Mir gefällt es so, wie es ist. Im Eishockey diktieren die finanziellen Rahmenbedingungen den Rhythmus, aber wir haben uns inzwischen auch daran gewöhnt. Unser Turnier ist im Vergleich mit den Dimensionen einer Fussball-WM aber nur ein Familienausflug.» Eine längere Pause würde den internationalen Verband (IIHF) finanziell in die Bredouille bringen: Die IIHF sichert mit dem Erlös der WM-Vermarktungsrechte (25 bis 30 Millionen Franken) einen Grossteil ihres Etats.

9. Wer entscheidet über die WM-Revolution und wann?
Bis Ende Jahr will Fifa-Boss Infantino sämtliche Verbände konsultieren. Danach wird der WM-Plan zurückgezogen oder im 37-köpfigen Fifa Council zur Abstimmung gebracht. 19 Stimmen genügen zur Mehrheit.

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