Nati-Neuling Blondel trifft im Derby traumhaft per Volley
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Vor langer Verletzungspause:Nati-Neuling Blondel trifft im Derby traumhaft per Volley

FCB-Legende Gimenez über Nati-Neuling Blondel
«Das Leibchen von Boca ist eine Verpflichtung»

Das erstmalige Nati-Aufgebot für den gebürtigen Argentinier Lucas Blondel (28) kommt mit Ansage. Der frühere Boca-Profi Christian Gimenez hält wie Nationalcoach Murat Yakin viel vom offensiven Verteidiger aus Buenos Aires.
Publiziert: 12.03.2025 um 17:28 Uhr
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Aktualisiert: 12.03.2025 um 17:49 Uhr
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Mit 28 Jahren bald Debütant im Schweizer National-Team: Lucas Blondel (Mitte) von den Boca Juniors.
Foto: IMAGO/PHOTOxPHOTO

Darum gehts

  • Lucas Blondel: SFV-Debütant mit technischen Fähigkeiten und Umschaltmomenten
  • Blondel spielt für Boca Juniors in Buenos Aires und hat Schweizer Wurzeln
  • Der argentinische Traditionsklub hat weltweit über 10 Millionen Fans
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Sven SchochReporter Sport

Beim Schweizerischen Fussballverband haben sie den Boca-Verteidiger Lucas Blondel (28) schon länger auf dem Radar. Ende Januar hat sich Murat Yakin (50) nach einem 30-stündigen Trip ein Bild verschafft und im Trainingszentrum von Boca einen «sympathischen Spieler» kennengelernt.

«Er steht für Grinta», ist der Schweizer Nationaltrainer vom Mut und der Entschlossenheit des 28-Jährigen überzeugt. «Seine positive Aggressivität wird uns guttun», sagt Yakin. Schon vor jenem persönlichen Meeting mit Blondel hat der Nationalcoach regelmässig die Match-Daten und die wichtigsten Video-Sequenzen Blondels gesichtet.

Er ist bereit, einige Kilometer abzuspulen – auch auf dem Platz

«Lucas ist ein technisch sehr gut ausgebildeter Verteidiger, der kluge Pässe schlagen kann. Er spürt, wann er sich bei Offensiv-Bewegungen einschalten kann und muss», sagt Yakin nach Blondels 90-Minuten-Einsatz gegen Rosario Central (1:0) Anfang März zu Blick über das Profil des nächsten SFV-Debütanten. «Seine Umschaltmomente sind sein eigentliches Markenzeichen.»

Noch ist nicht absehbar, wie viele Minuten Yakin dem Boca-Akteur anbieten wird. Er werde bereit sein, einige Kilometer abzuspulen, kündigte Blondel beim Treffen in Buenos Aires an. 

Christian Gimenez, der frühere argentinische Meister-Stürmer des FC Basel, beobachtet die Karriere von Blondel schon länger vor Ort: «Die grösste Stärke von Lucas ist seine Flexibilität – er kann in der Verteidigung rechts oder auch in der Mitte spielen. Mit seiner Ballkontrolle und seinem natürlichen Drang gegen vorne besitzt er Qualitäten, die er im Schweizer Nationalteam einbringen kann», nimmt der Südamerikaner eine Einschätzung vor. Die Tests in Nordirland und gegen Luxemburg «werden für ihn wichtig sein, um zu verstehen, wie die Schweizer Mannschaft spielt und was Muri mit ihm vorhat», sagt Gimenez. 

«Von grundlegender Bedeutung»

Seit dem direkten Austausch mit Yakin ist bei Blondel einiges passiert. Die muskulären Beschwerden (nach einem Schlag aufs Bein) sind definitiv überwunden. In der Liga hat der Offensiv-Verteidiger nach ein paar sportlichen Unebenheiten den Tritt gefunden – in den letzten 180 Minuten gehört er zur Stamm-Crew der aufstrebenden Juniors; im Torneo Apertura ist der 35-fache Meister auf Position 3 vorgerückt. 

Das epochale Scheitern in der Copa Libertadores hat Blondel – womöglich zu seinem Vorteil – von der Ersatzbank aus erlebt. Den Volkszorn bekommt danach primär die erste Reihe zu spüren. Die fanatischen Anhänger Bocas schäumten nach dem Drama gegen den peruanischen Aussenseiter Alianza Lima vor Wut: «Ihr könnt alle gehen!» Zehntausendfach entziehen die Boca-Socios den Versagern nach dem Out in der 2. Runde die Zuneigung. 

Insider und Ex-Boca-Spieler Gimenez kennt die gigantische Dimension. Weit über zehn Millionen Fans identifizieren sich mit dem einstigen Verein von Diego Armando Maradona. Wer diesem täglichen Wahnsinn standhält, gilt als stressresistent: «Das Leibchen von Boca ist eine Verpflichtung. Damit muss man sich abfinden. Für meine Karriere waren die Erfahrungen dort von grundlegender Bedeutung.»

Die Blondels sind eigentlich eine Tennis-Familie

Hinter dem ersten Aufgebot fürs Nationalteam verbirgt sich eine spannende Lebensgeschichte. Lucas Vater Jean-Yves Blondel tourte einst als junger Tennis-Spieler mit ATP-Ambitionen durch Südamerika (Top 600 der Welt). Im «Buenos Aires Lawn Tennis Club» lernt er im Stadt-Quartier Palermo Anfang der Neunzigerjahre die Englisch-Studentin Mariana Borlle kennen. Sohn Lucas findet später via Atlético Rafaele in Santa Fé als Fussball-Talent den Weg zurück in die argentinische Metropole. 

Die Familie Blondel hat sich in der Schweiz primär in der Szene mit dem gelben Filzball einen Namen gemacht. Grossvater Paul, ein verstorbenes Mitglied der Dynastie Blondel, war mehrfacher nationaler Titelträger und vorübergehend auch Teil der Davis-Cup-Equipe. Vater Jean-Yves arbeitet inzwischen in Burgdorf als Privat-Coach in einer Tennis-Schule. 

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