Es ist an der WM 2018, als Sepp Blatter (85) nach Russland reist. Staatspräsident Wladimir Putin (69) persönlich hat den gefallenen Fifa-Präsidenten eingeladen. In Moskau treffen sich die beiden auf ein paar Drinks und zum Essen im Kreml. Dies, obwohl Blatter von der Fifa gesperrt ist. «Ich habe das alles ein bisschen auch als meine WM gesehen», sagt er.
Diese Geste schätzt Blatter. Und so gilt ihr Verhältnis als Männerfreundschaft. «Ich habe Wladimir Putin während der Kandidatur und der Vergabe der WM 2018 im Dezember 2010 kennengelernt. Damals war er Premierminister. Wir hatten ein sehr sachliches Verhältnis – bis zum entscheidenden Datum, weil er dem Erfolg nicht ganz traute», so Blatter.
«Als Russland dann am 2. Dezember 2010 den Zuschlag für die WM erhielt, flog Putin aus Karlsberg nach Zürich und hielt eine Rede. Von da an war unser Verhältnis sehr freundschaftlich und herzlich.» Seitdem und über all die Jahre haben die beiden eine enge Beziehung gepflegt.
Blatter wendet sich von ihm ab
Doch nun, nach dem Angriff von Russland auf die Ukraine, bricht der ehemalige Fifa-Präsident mit Putin. Zu Blick sagt Blatter: «Wenn ich die heutige Situation betrachte – und diesen Menschen Putin im Fernsehen auf verschiedenen Kanälen anschaue, ist dies nicht mehr der gleiche Mann. Ich sehe einen Menschen, der offenbar nicht mehr weiss, was er tut und der einen völlig sinnlosen Krieg entfesselt hat, grosses Leid verursacht und sich total isoliert hat.»
«Meine ganze Sympathie gehört dem ukrainischen Volk»
Die Fifa hat nun Russland von den WM-Playoffs ausgeschlossen, die Uefa hat St. Petersburg den Champions-League-Final entzogen und nach Paris verlegt. Für Blatter die richtigen Entscheidungen: «Es ist richtig, dass der Sport – nach anfänglichem Zögern – mit aller Konsequenz reagiert und Russland die Rote Karte zeigt. Ich bin auch froh, dass die Schweiz ein klares Zeichen setzt.»
Blatter, der immer als grosser Russen-Freund galt, sagt abschliessend: «Meine ganze Sympathie und Solidarität gehören dem ukrainischen Volk und seinen tapferen Widerstandskämpfer.»