BLICK: Jean-Pierre, kennen Sie die Geschichte des Wunders von Bern?*
Jean-Pierre Nsame: Klar doch. Das Wankdorf-Stadion ist schliesslich mein Arbeitsort.
Jetzt muss eine Schweizer Mannschaft in die Rolle der Deutschen von 1954 schlüpfen …
Auch uns gibt niemand Kredit. Alle Prognosen sind gegen uns. Wichtig ist, dass wir daran glauben und bereit sind. Wir haben gegen Leverkusen gezeigt, dass wir drei Tore in einer Halbzeit schiessen können.
Die sehr starke Leistung von Ajax in Ehren. Aber YB war an diesem Tag auch sehr schwach.
Das sehe ich nicht so. Die erste Stunde haben wir gut dagegengehalten, auch wenn wir dem Ball immer hinterhergerannt sind. Wir hätten dieses 0:0 vielleicht sogar halten oder vielleicht nur ein Tor kassieren können. Das wäre immer noch gut gewesen. Aber dann kommt dieses Tor, welches wie ein Nackenschlag wirkte. Und die Aktionen der Holländer wurden nochmals schneller... Unter dem Strich müssen wir anerkennen: Der Gegner war an diesem Tag besser. Punkt.
Für einen Stürmer muss es besonders frustrierend gewesen sein, den Ball kaum gesehen zu haben.
Das war es. Aber dann muss man sich noch mehr in den Dienst der Mannschaft stellen und sehr viel laufen. Und darauf hoffen, dass es einem gelingt, einmal das bisschen Raum zu nutzen, das man dann hat. Das ist uns nicht gelungen. Deshalb war schon Frust da.
YB hatte null Torschüsse…
Das kann mal passieren. Umgekehrt haben wir auch schon Spiele gewonnen, bei denen der einzige Torschuss das Tor war. Das Problem war, das Ajax auch defensiv äusserst stark war.
Warum soll das im Wankdorf anders aussehen?
Ich bin sicher, es wird ein total anderes Spiel geben. Wir spielen zuhause, die Bedingungen sind anders, auch wegen des Kunstrasens, wir können da auch ohne Fans Emotionen hineinbringen. Klar brauchen wir ein ganz grosses Resultat, und das wird extrem schwierig. Aber wir haben schon einige Male beweisen, dass wir sehr stark sein können, wenn wir mit dem Rücken zur Wand stehen. Und wie gesagt: Niemand gibt uns Kredit…
Und die Holländer, die gerne in Arroganz verfallen, werden Euch unterschätzen.
Das glaube ich nicht, dass man dies bei Ajax in der DNA hat. Vielmehr denke ich, dass sie ein Team sind, das selbst im letzten Meisterschaftsspiel, wenn man längst Meister ist, immer noch alles gibt und so auftritt, als spiele es in der Champions League.
Was zeichnet dieses Ajax aus?
Die technische Qualität, die schnelle Ballzirkulation, die Synchronisation in den Bewegungen. Es ist beeindruckend, wie gut diese Spieler sind. Und es gibt ja noch bessere auf der Welt. Das zeigt dir auf, dass du immer auf ein neues Level kommen kannst, dass du dich stetig verbessern musst. Wenn ich mir vorstelle, eine Saison lang auf diesem Niveau zu trainieren und zu spielen – da wirst du automatisch besser.
Gutes Stichwort. Sie werden am 1. Mai 28-jährig. Höchste Zeit für diesen Sprung.
Das ist Zukunftsmusik. Ich konzentriere mich einzig auf YB. Denn auch hier kann ich mich weiter verbessern. Auch hier gibt es fantastische Spieler, die dich stimulieren.
Wie weh hat es getan, sich auf dieser grossen Bühne in den beiden Leverkusen-Spielen nicht präsentieren zu dürfen?
Ich war traurig, klar. Zumal die Rotsperre unberechtigt war und ich kein Verständnis dafür hatte, dass unser Rekurs nicht gutgeheissen wurde. Aber ich habe dann sofort das Positive gesucht. Mich hinter unsere Spieler gestellt und ihnen geholfen. Und dann haben mir die Jungs mit diesen zwei Superspielen dieses Riesengeschenk gemacht, dass es nun diese zwei Ajax-Spiele gibt. Dafür bin ich ihnen äusserst dankbar.
Nach der Enttäuschung in Amsterdam ist nun die Bühne frei für Jean-Pierre Nsame.
Wichtig ist, dass wir ohne Komplexe spielen, ohne Druck. Wenn wir gewinnen, ist das schon mal etwas Wunderbares, dann haben wir etwas erreicht. Wenn wir sogar weiterkommen, wäre es eine Sensation. Und wenn wir gegen Ajax ausscheiden, muss man nicht erröten, sofern die Leistung gestimmt hat.
YB ist inklusive Ajax-Match seit fünf Spielen sieglos. Schon Vaduz war da eine zu hohe Hürde.
Stimmt, und ich habe das bei YB noch nie erlebt. Aber ich sehe es anders: In der Meisterschaft sind wir seit vier Runden unbesiegt! Und im Jahr 2021 haben wir ohnehin nur ein Spiel verloren, jenes in Amsterdam.
* Als Wunder von Bern wird vor allem in Deutschland der von Deutschland 3:2 gegen Ungarn gewonnene WM-Final 1954 bezeichnet, der im Wankdorf in Bern stieg. Die Ungarn galten damals als quasi unbesiegbar und hatten 32 Spiele nicht mehr verloren.
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
---|---|---|---|---|---|
1 | Lazio Rom | 6 | 11 | 16 | |
2 | Athletic Bilbao | 6 | 9 | 16 | |
3 | RSC Anderlecht | 6 | 5 | 14 | |
4 | Olympique Lyon | 6 | 8 | 13 | |
5 | Eintracht Frankfurt | 6 | 4 | 13 | |
6 | Galatasaray SK | 6 | 4 | 12 | |
7 | Manchester United | 6 | 4 | 12 | |
8 | Glasgow Rangers | 6 | 6 | 11 | |
9 | Tottenham Hotspur | 6 | 4 | 11 | |
10 | Fotbal Club FCSB | 6 | 2 | 11 | |
11 | Ajax Amsterdam | 6 | 8 | 10 | |
12 | Real Sociedad | 6 | 4 | 10 | |
13 | Bodö/Glimt | 6 | 1 | 10 | |
14 | AS Rom | 6 | 3 | 9 | |
15 | Olympiakos Piräus | 6 | 2 | 9 | |
16 | Ferencvaros Budapest | 6 | 1 | 9 | |
17 | FC Viktoria Pilsen | 6 | 1 | 9 | |
18 | FC Porto | 6 | 2 | 8 | |
19 | AZ Alkmaar | 6 | 0 | 8 | |
20 | Union Saint-Gilloise | 6 | 0 | 8 | |
21 | Fenerbahce Istanbul | 6 | -2 | 8 | |
22 | PAOK Thessaloniki | 6 | 2 | 7 | |
23 | FC Midtjylland | 6 | -2 | 7 | |
24 | IF Elfsborg | 6 | -3 | 7 | |
25 | SC Braga | 6 | -3 | 7 | |
26 | TSG Hoffenheim | 6 | -3 | 6 | |
27 | Maccabi Tel Aviv FC | 6 | -6 | 6 | |
28 | Besiktas JK | 6 | -7 | 6 | |
29 | SK Slavia Prag | 6 | -2 | 4 | |
30 | FC Twente Enschede | 6 | -3 | 4 | |
31 | Malmö FF | 6 | -6 | 4 | |
32 | Ludogorets 1945 Razgrad | 6 | -5 | 3 | |
33 | Qarabag FK | 6 | -10 | 3 | |
34 | FK Rigas Futbola Skola | 6 | -7 | 2 | |
35 | OGC Nizza | 6 | -8 | 2 | |
36 | FC Dynamo Kiew | 6 | -14 | 0 |