BLICK: Sind Sie Skifan?
Aleksandar Dragovic: Leider nein. Wir aus Wien kennen Skifahren nicht… (lacht)
Und ich habe gedacht, dass auch in Österreich alle Skifans seien, auch die Flachländer. Wie bei uns…
Das hingegen stimmt.
Und Österreich führt im Medaillenspiegel, was uns ärgert.
Aber es ist ausgeglichen. Im Fussball nicht. Da seid Ihr Schweizer besser. Das muss ich anerkennen.
Wirklich? Also ich sehe das anders… Im Uefa-Ranking ist Österreich Zehnter, wir Siebzehnter!
Ja, aber die Schweiz ist bei jedem grossen Turnier dabei. Egal ob WM oder EM. Ihr seid von zehn neunmal dabei. Wir einmal. Ich habe lange rumgeforscht, was die Schweiz auf Nationalmannschaftsstufe besser macht. Ich weiss es nicht. Denn sowohl im Nachwuchs wie auf Klubebene sind wir besser.
Und wir haben keinen Alaba.
Dafür habt Ihr Xhaka und Shaqiri.
Okay, aber der eine spielt kaum je, der andere ist immer im Mittelpunkt der Kritik. Und beide sind Basler… Wie Sie einst, als der FCB noch die Nummer eins war. Sie haben vier Titel geholt in Ihren drei Jahren in Rotblau. Haben Sie noch Kontakt?
Ich verfolge den FCB natürlich genau. Jetzt noch mehr, da Heinz Lindner im Tor steht. Ich hoffe, dass sich Basel Schritt für Schritt an YB herantastet und irgendwann wieder die Nummer eins wird.
Wie ist denn dieser totale Wechsel an der Spitze aus Sicht eines Ex-Bebbi möglich geworden?
Es begann wohl mit dem Abgang von Bernhard Heusler, der einen Superjob gemacht hat, damals. Dann wurden Abgänge nicht sofort adäquat kompensiert. Es folgte Corona und das Ausbleiben der Fans, vor allem die Muttenzerkurve. Es kann eben sehr schnell in die andere Richtung gehen. Und es braucht Glück. Das beste Beispiel ist Mo Salah, der ja zuerst ein Probetraining absolvieren musste in Basel. Und dann wird er zum Jahrhunderttransfer. Solche Spieler, wie auch Breel Embolo, gleichwertig zu ersetzen ist nicht einfach.
Zum Spiel vom Donnerstag. Bei der Auslosung war Leverkusen voll im Strumpf. Keine Chance, war damals das Berner Credo. Das hat sich nun mit dem Auf und Ab bei Bayer geändert.
Als Basel-Sympathisant muss ich feststellen: In den letzten Jahren hat YB Basel abgehängt. Nur schon das gebietet, vollen Respekt zu zeigen. Es wird ein schwieriges Spiel, zumal YB auf Kunstrasen spielt. Aber ich weiss, welches Potenzial wir haben, auch wenn wir das Jahr resultatmässig nicht gut begonnen haben. Natürlich sind wir Favorit. Aber YB wird gewinnen, wenn wir nur schon nur 99 Prozent bringen. Das müssen wir uns bewusst sein. Aber wenn wir hundert Prozent Leistung bringen, kommen wir über zwei Spiele weiter.
Welche Erklärung habt Ihr im Team für diese anhaltende Resultatkrise?
Kleinigkeiten sind da entscheidend. Wir haben im Herbst oft in wichtigen Situationen aus Standards Tore gemacht. Das war wie bei Roger Federer. Immer, wenn er unter Druck stand, hat er ein Ass gemacht. Das hat uns das Leben leicht gemacht. Jetzt hatten wir einerseits nicht immer Glück und uns vielleicht auch den einen oder anderen Meter erspart, was immer gleich bestraft wurde.
Wie war das Out gegen Viertligist Rotweiss Essen möglich?
Ich kann mich an kein Spiel mit derart vielen Chancen erinnern. Wenn Real Madrid zugeschaut hätte, die hätten den Essener Torwart sofort verpflichtet, was der alles gehalten hat. Aber das darf einer Topmannschaft nicht passieren. Vor allem, wenn man 1:0 in der Verlängerung führt. Also sind wir erst auf dem Weg zu einer Topmannschaft.
Wie schätzen Sie die Schweizer Nummer eins ein?
YB hat gute Transfers getätigt. Aber eines ist auch wichtig: Der Kunstrasen! Klar, die Berner müssen jedes Auswärtsspiel auf Naturrasen spielen. Ich bin der Meinung, man sollte einheitlich spielen. Das soll keine Ausrede sein. Aber das ist dann ein anderes Spiel. Und YB ist sehr körperbetont. Das war unter Adi Hütter so, der die Mannschaft schrittweise dahin geführt hat, wo sie jetzt ist. das ist immer noch so. Und im Sturm haben die Berner Raketen. Hut ab!
Nun, viele grosse Mannschaften, die in Bern spielten, haben sich ob des Kunstrasens empört. Ein Vorteil scheint dieser in der Tat zu sein. Denn YB verliert zuhause kaum je. Diese Saison zweimal, gegen die AS Roma und erstaunlicherweise gegen Servette. In den beiden Vorjahren gerade mal gegen Porto und Manchester. Das sind vier Niederlagen in drei Jahren!
Das ist schon ein Vorteil für YB. Aber das müssen wir annehmen. Aus, Schluss, Punkt.
Das letzte Gastspiel in der Schweiz ging ja für Bayer in die Hosen, das war 2018 ein 2:3 beim FC Zürich. Mit Ihnen in der Startelf. Ist Leverkusen weiter als damals?
Ich denke schon. Wir haben uns Jahr für Jahr weiterentwickelt. Wir sind trotz der aktuell ausbleibenden Resultate reifer und stärker als letztes Jahr. Der Stamm der Mannschaft ist seit einigen Jahren zusammen. Darum herum hat sich jeder punktuell verbessert. Da macht Leverkusen vieles richtig, denn jedes Jahr gefühlt zehn neue Spieler zu holen, da kommt man nicht in den Rhythmus. Unser Anspruch ist es, in die Champions League zu kommen. Selbst dann, wenn wir mit Kai Havertz und Kevin Volland jene Spieler verloren haben, die rund die Hälfte der Tore geschossen haben. Die kann man nicht eins zu eins ersetzen. Das ist uns aber über die Mannschaft gelungen, was aufzeigt auf, wo die Stärken von Bayer liegen. Wir sind eine Mannschaft.
Gibts jemanden, der Ihnen bei YB speziell imponiert?
YB beobachte ich im Gegensatz zu Basel nicht Woche für Woche. Da möchte ich nicht ins Detail gehen. Letztmals genau angeschaut habe ich die Berner, als sie vor anderthalb Jahren gegen Roter Stern Belgrad in der Champions-League-Quali ausschieden. Ich bin ja auch Sympathisant von Roter Stern.
Der Star ist Torschützenkönig Jean-Pierre Nsame…
…der aber gesperrt ist. Gut für uns.
Genau. Aber sein Backup Jordan Siebatcheu hat den noch besseren Torschnitt. Schlecht für Euch…
Okay, dann soll er in der Meisterschaft weitertreffen, gegen uns kann er gerne aussetzen.
Der gebürtige Wiener Aleksandar Dragovic (29) wird bei Austria Wien gross, wechselt im Januar 2011 zum FC Basel, wo er in zweieinhalb Saisons alle drei Meistertitel sowie einen Cupsieg abräumt und in den Europa-League-Halbfinal vorstösst. 2013 wechselt er zu Dynamo Kiew in die Ukraine, wo er je zweimal Meister und Cupsieger wird, bevor er 2016 nach Leverkusen geht, ein Jahr nach Leicester ausgeliehen wird und 2008 zu Bayer zurückkehrt. Dragovic macht 86 Länderspiele für Österreich, auch zwei an der EM 2016 unter Marcel Koller. Berühmt wird er in der Schweiz auch ausserhalb von Fussballkreisen, weil er bei der Pokalübergabe nach dem Cupsieg 2012 Bundesrat Ueli Maurer dreimal auf den Hinterkopf tätschelt. Daraus wird eine Staatsaffäre. Drago muss seine Ferien abbrechen und sich im Bundeshaus entschuldigen.
Der gebürtige Wiener Aleksandar Dragovic (29) wird bei Austria Wien gross, wechselt im Januar 2011 zum FC Basel, wo er in zweieinhalb Saisons alle drei Meistertitel sowie einen Cupsieg abräumt und in den Europa-League-Halbfinal vorstösst. 2013 wechselt er zu Dynamo Kiew in die Ukraine, wo er je zweimal Meister und Cupsieger wird, bevor er 2016 nach Leverkusen geht, ein Jahr nach Leicester ausgeliehen wird und 2008 zu Bayer zurückkehrt. Dragovic macht 86 Länderspiele für Österreich, auch zwei an der EM 2016 unter Marcel Koller. Berühmt wird er in der Schweiz auch ausserhalb von Fussballkreisen, weil er bei der Pokalübergabe nach dem Cupsieg 2012 Bundesrat Ueli Maurer dreimal auf den Hinterkopf tätschelt. Daraus wird eine Staatsaffäre. Drago muss seine Ferien abbrechen und sich im Bundeshaus entschuldigen.
Letzte Frage: Ich denke, Sie wissen, was noch kommt…
Ne.
Weshalb kennt man den Dragovic in der Schweiz auf immer und ewig?
Ach so, wegen Ueli Maurer - oder wie?
Logisch.
Das Thema ist in der Schweiz immer noch aktuell?
Aktuell nicht. Aber wenn man den Namen Dragovic hört, ist dies das erste, was einem in den Sinn kommt.
Wenn ich eines Tages zum FC Basel zurückkehre, lade ich den Herrn Maurer zur Meisterfeier ein!
Okay, aber das hat einen Haken. Der FC Basel dürfte für lange Zeit nicht an YB vorbeikommen. Und Sie sind 29…
Wenn ich zurückkomme, mache ich sie zum Meister, keine Sorge.
Aber wie gesagt: Sie sind jetzt 29…
Ich machs wie der Tom Brady. Ich bringe meine zwei, drei Spieler mit, werde Meister, lade den Ueli Maurer ein – und habe wieder eine schöne Geschichte geschrieben in der Schweiz.
Wie alt ist der Brady? 43 oder so?
Ich glaube. Also habe ich noch ein paar Jährchen.
Der arme Ueli Maurer könnte ein bisschen Aufheiterung gut gebrauchen, denn er hat als Wirtschaftsminister im Moment einen ganz schwierigen Job.
Nicht nur er. Corona stellt uns alle vor grosse Herausforderungen – gerade die Politiker. Egal, was sie gerade machen, sie machen es falsch. Wenn man es in eine Richtung macht, regen sich die einen auf. Geht man in die andere Richtung, die anderen. Ich möchte nicht in seiner Haut strecken. Politiker sind aktuell nicht zu beneiden.
Jetzt sind wir doch beim Thema gelandet, ohne dies beabsichtigt zu haben. Dabei wollte ich das Thema Corona aussen vor lassen…
Was sehr gut ist. Denn was soll man da noch sagen? Jeder hofft, dass es bald vorbeigeht. Bei Euch ist es aber nicht so schlimm – oder?
Doch, doch! Die Sieben-Tage-Inzidenz liegt in der Schweiz bei 90, in Deutschland bei 57.
Okay, das wusste ich nicht. Ich habe allerdings gehört, dass man beim FC Luzern nicht so oft testet.
Das stimmt. YB zum Beispiel hat sich zu Trainingsbeginn Anfang Januar testen lassen müssen. Jetzt, wegen der Uefa-Vorschriften, vor dem Spiel gegen Euch erst das zweite Mal in diesem Jahr.
Die Spieler werden bei uns regelmässig getestet. Wenn man negativ ist, kann man spielen. Und wer positiv ist, muss in Quarantäne. Also: Wir sehen uns spätestens bei der Basler Meisterfeier mit Ueli Maurer, den ich an dieser Stelle herzlich grüsse.
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
---|---|---|---|---|---|
1 | Lazio Rom | 4 | 9 | 12 | |
2 | Ajax Amsterdam | 4 | 12 | 10 | |
3 | Galatasaray SK | 4 | 4 | 10 | |
4 | Eintracht Frankfurt | 4 | 4 | 10 | |
5 | RSC Anderlecht | 4 | 4 | 10 | |
6 | Athletic Bilbao | 4 | 4 | 10 | |
7 | Tottenham Hotspur | 4 | 4 | 9 | |
8 | Fotbal Club FCSB | 4 | 2 | 9 | |
9 | Olympique Lyon | 4 | 4 | 7 | |
10 | Glasgow Rangers | 4 | 3 | 7 | |
11 | Olympiakos Piräus | 4 | 2 | 7 | |
12 | Bodö/Glimt | 4 | 1 | 7 | |
13 | FC Midtjylland | 4 | 1 | 7 | |
14 | Ferencvaros Budapest | 4 | 3 | 6 | |
15 | Manchester United | 4 | 2 | 6 | |
16 | FC Viktoria Pilsen | 4 | 1 | 6 | |
17 | AZ Alkmaar | 4 | 0 | 6 | |
18 | Besiktas JK | 4 | -4 | 6 | |
19 | TSG Hoffenheim | 4 | 0 | 5 | |
20 | AS Rom | 4 | 0 | 5 | |
21 | Fenerbahce Istanbul | 4 | -1 | 5 | |
22 | FC Porto | 4 | 0 | 4 | |
23 | SK Slavia Prag | 4 | 0 | 4 | |
24 | IF Elfsborg | 4 | -1 | 4 | |
25 | Real Sociedad | 4 | -1 | 4 | |
26 | SC Braga | 4 | -3 | 4 | |
27 | FC Twente Enschede | 4 | -2 | 3 | |
28 | Malmö FF | 4 | -3 | 3 | |
29 | Qarabag FK | 4 | -6 | 3 | |
30 | Union Saint-Gilloise | 4 | -2 | 2 | |
31 | FK Rigas Futbola Skola | 4 | -4 | 2 | |
31 | OGC Nizza | 4 | -4 | 2 | |
33 | PAOK Thessaloniki | 4 | -5 | 1 | |
34 | Ludogorets 1945 Razgrad | 4 | -5 | 1 | |
35 | Maccabi Tel Aviv FC | 4 | -9 | 0 | |
36 | FC Dynamo Kiew | 4 | -10 | 0 |