Das letzte Spiel in der Schweiz ging ja für Leverkusen ziemlich in die Hosen. Das war 2018 ein 2:3 gegen den FC Zürich im Letzigrund.
Rudi Völler: Oh ja, stimmt. Ist gar nicht so lange her. Die Zürcher haben das damals super gemacht.
Erstaunlich ist: Von der damaligen Startformation sind nur drei Spieler nicht mehr dabei. Lars und Sven Bender, Bellarabi, Dragovic, Jedvaj, Hradecky, Wendell, Bailey – alle noch im Kader! Spricht das für die Kontinuität in der Arbeit bei Bayer?
Es ist wahr, dass wir ein paar Spieler haben, die schon einige Jahre hier sind. Aber es gab in den letzten zwei Jahren doch einen Umbruch. Es sind viele neue, junge Spieler dazugekommen. Ich kann ihnen versichern: Die von damals werden diesmal nicht alle spielen. Nun ist ein neuer Wettbewerb mit neuen Spielern.
Und neuer Unterlage: Kunstrasen!
Es ist darauf anders, klar. Aber man kann das nicht ändern. Also bringt es auch nichts, rumzujammern. Wir werden einen Tag vorher drauf trainieren. Und dann versuchen so zu spielen, dass wir erfolgreich sind. Da unsere Mannschaft gerne den Ball laufen lässt und Ballbesitz liebt, hat das einen Vorteil: Die Bälle springen nicht weg. Wir hatten zuletzt ein paar Spiele, wo die Rasenplätze nicht so gut waren. Man muss sich mit den Begebenheiten zurechtfinden. Das werden wir so handhaben.
Ein pragmatischer Ansatz, gut. Einige Grosse wie Manchester United, Juventus, Porto haben da viel mehr lamentiert.
Klar: Wünschen tut sich das keiner. Aber es darf keine Entschuldigung sein. Es ist so, wie es ist. Ich kann mir nicht vorstellen, dass auch nur ein Spieler der Young Boys die La-Ola-Welle gemacht hat, als sie damals den Kunstrasen bekamen. Wir spielen nur einmal in der Saison auf Kunstrasen. Da muss das machbar sein.
Wo steht denn Bayer im Moment? Näher beim peinlichen Pokal-Out bei Viertligist Rot-Weiss Essen oder bei der 5:2-Gala gegen den VfB Stuttgart? Oder bei diesem Auf und Ab wie beim 2:2 gegen Mainz?
Im Fussball ist im Lauf der Jahrzehnte alles schneller und moderner geworden. Was aber geblieben ist und sich nie ändern wird: Du musst deine Chancen nutzen! Wir hatten in Essen dreimal so viele Torchancen wie gegen Stuttgart. Aber gegen eine richtig gute Mannschaft wie Stuttgart haben wir fünf Tore gemacht und im Pokal nur eines. Man kann der Mannschaft keinen grossen Vorwurf machen, wie sie das Spiel auf diesem Katastrophenplatz angenommen hat. Wir haben uns Torchance um Torchance erarbeitet, viermal gegen Pfosten und Latte geschossen – aber der Ball wollte nicht rein. Die Wahrheit liegt wie so oft in der Mitte. Auch in der Vorrunde, als wir sechs Spiele in Folge gewannen und zwei Runden lang Tabellenführer waren, war nicht alles Gold, was glänzte. Da gab‘s Spiele, die wir nicht unbedingt hätten gewinnen müssen. Und zuletzt, als wir nicht so erfolgreich waren, hätten gewisse Spiele auch anders ausgehen können.
Aber Bayer ist gegen YB schon Favorit?
Ja. Das ist für mich Fakt, und diese Rolle nehmen wir auch an. Aber YB ist eine gute Mannschaft, die in der Schweiz nun die Rolle innehat, die Basel jahrelang spielte. YB hat keine Rivalen. Das zeugt von guter Arbeit in Bern.
Wie gut kennen Sie die Mannschaft?
Ich habe ja einst in Rom gespielt und die Gruppenspiele von YB gegen die AS Roma verfolgt. Und ich weiss natürlich, dass mit Nsame und Camara zwei Topspieler gesperrt sind. Aber die Mannschaft ist gut. Auch wenn wir die Favoriten sind, gibt es keinen Grund, sie zu unterschätzen. Wir wollen weiterkommen, das ist unser Anspruch. Aber wir müssen Respekt haben und definitiv alles abrufen, um weiterkommen.
Ist Jean-Pierre Nsame einer, den sie sich bei Bayer vorstellen könnten?
Er ist ein Topstürmer, das in jedem Fall. Einerseits bin ich froh, dass er fehlt, andererseits hätte ich ihn gerne spielen sehen.
Mit Barnetta, Zuberbühler, Drmic, Pirmin Schwegler, Derdiyok und Mehmedi haben einige Schweizer in Leverkusen gespielt. Was haben Sie da für Erinnerungen?
Wir haben eine grosse und auch sehr gute Schweizer Vergangenheit. Die waren alle super. In den letzten Jahren haben wir mehr zu Österreichern gewechselt. Doch unabhängig von der Nationalität geht es um Qualität. Mal gucken, vielleicht ist bald wieder ein Schweizer hier. Aber momentan ist wohl Gladbach der klassische Abnehmer für eure Fussballer geworden. (schmunzelt)
Ist es symptomatisch, dass Österreicher nun überwiegen, weil die im Moment einfach besser sind?
Nein. Das ist Zufall. Das darf man nicht verallgemeinern. Die Nationalmannschaften bewegen sich ja auf demselben Niveau.
YB-Sportchef Christoph Spycher achtet bei der Verpflichtung von Spielern enorm auf den Charakter, darauf, wie ein Spieler auch neben dem Platz ist. Wie wichtig ist das für Sie?
Ja, natürlich ist das auch für mich wichtig. Bei YB war die Idee, Fabian Lustenberger in die Schweiz zurückzuholen, ein genialer Schachzug. Ich habe ihn bei der Hertha genau verfolgt. Er hat dort Superjahre gehabt.
Doch noch eine Frage zur «Situation». In der Schweiz sind bisher über 6000 Virus-Mutations-Fälle registriert worden. Hat man da keine Bedenken hierherzukommen
Die Fälle gibt es doch in ganz Europa. Bei einem etwas mehr, beim anderen weniger. Wir leben in einer Blase, mit einem Hygienekonzept. Das wird in der Schweiz ähnlich sein. Wir werden jedenfalls alle sehr vorsichtig sein und uns an die Vorgaben halten. Das ist in der Bundesliga so, das ist in Bern nicht anders.
Bayer ist ein Pharmagigant. Ist man da irgendwie näher bei der Pandemie?
Nein. Das eine hat mit dem anderen nichts zu tun.
Was ganz anderes zum Thema Schweiz: 2012 haben sie sich über eine Niederlage gegen Eintracht Frankfurt geärgert – und sind dann als Tatort-Fan gnadenlos über den Schweizer Tatort hergezogen, den sie als «beschissensten Tatort aller Zeiten» verunglimpften…
Ui, da holen einen unwichtige alte Dinge wieder ein…
Das Luzerner Duo von damals ist weg. Nun gibts zwei Zürcher Ermittlerinnen. Haben Sie deren ersten Tatort gesehen?
Nein. Damals habe ich das aus der schlechten Laune heraus gesagt, weil wir im Klub ein grausames Wochenende gehabt hatten. Und dann noch dieser Tatort… Die Schauspieler konnten ja gar nichts dafür. Das beste Team kann nichts machen, wenn das Drehbuch bescheiden ist.
Ist das im Fussball auch so, dass die Protagonisten auf dem Feld nichts dafür können, wenn die taktischen Vorgaben des Trainers falsch sind oder das Team vom Sportchef schlecht zusammengestellt ist?
Vielleicht kann man das vergleichen. Aber die Spieler auf dem Platz können dann doch noch sehr viel beeinflussen. Die können den Ball immer noch ins Tor schiessen. Aber wenn die Geschichte schlecht ist, können selbst die besten Schauspieler der Welt nichts mehr retten.
Den Durchbruch schafft der im hessischen Hanau geborene Rudolf «Rudi» Völler (60) bei Werder Bremen, wo er Vizemeister und Torschützenkönig wird. Via AS Roma geht er zu Olympique Marseille, wo er die Erstausgabe der Champions League gewinnt. Seine Karriere beendet er bei Bayer Leverkusen. Für Deutschland macht Völler 90 Länderspiele und schiesst 47 Tore. Höhepunkte: Weltmeister 1990, Vizeweltmeister 1986, Vizeeuropameister 1992. Von 2000 bis 2004 ist er deutscher Teamchef und wird 2002 Vizeweltmeister. Von 2005 bis 2018 war er Sportdirektor bei Bayer. Seitdem ist er Geschäftsführer Sport. Legendär ist seine Wutrede 2003 nach einem 0:0 gegen Island, als er ARD-Moderator Waldemar Hartmann an den Kopf warf, dieser habe drei Weizenbier getrunken und könne locker auf seinem Stuhl sitzen…
Den Durchbruch schafft der im hessischen Hanau geborene Rudolf «Rudi» Völler (60) bei Werder Bremen, wo er Vizemeister und Torschützenkönig wird. Via AS Roma geht er zu Olympique Marseille, wo er die Erstausgabe der Champions League gewinnt. Seine Karriere beendet er bei Bayer Leverkusen. Für Deutschland macht Völler 90 Länderspiele und schiesst 47 Tore. Höhepunkte: Weltmeister 1990, Vizeweltmeister 1986, Vizeeuropameister 1992. Von 2000 bis 2004 ist er deutscher Teamchef und wird 2002 Vizeweltmeister. Von 2005 bis 2018 war er Sportdirektor bei Bayer. Seitdem ist er Geschäftsführer Sport. Legendär ist seine Wutrede 2003 nach einem 0:0 gegen Island, als er ARD-Moderator Waldemar Hartmann an den Kopf warf, dieser habe drei Weizenbier getrunken und könne locker auf seinem Stuhl sitzen…
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
---|---|---|---|---|---|
1 | Lazio Rom | 6 | 11 | 16 | |
2 | Athletic Bilbao | 6 | 9 | 16 | |
3 | RSC Anderlecht | 6 | 5 | 14 | |
4 | Olympique Lyon | 6 | 8 | 13 | |
5 | Eintracht Frankfurt | 6 | 4 | 13 | |
6 | Galatasaray SK | 6 | 4 | 12 | |
7 | Manchester United | 6 | 4 | 12 | |
8 | Glasgow Rangers | 6 | 6 | 11 | |
9 | Tottenham Hotspur | 6 | 4 | 11 | |
10 | Fotbal Club FCSB | 6 | 2 | 11 | |
11 | Ajax Amsterdam | 6 | 8 | 10 | |
12 | Real Sociedad | 6 | 4 | 10 | |
13 | Bodö/Glimt | 6 | 1 | 10 | |
14 | AS Rom | 6 | 3 | 9 | |
15 | Olympiakos Piräus | 6 | 2 | 9 | |
16 | Ferencvaros Budapest | 6 | 1 | 9 | |
17 | FC Viktoria Pilsen | 6 | 1 | 9 | |
18 | FC Porto | 6 | 2 | 8 | |
19 | AZ Alkmaar | 6 | 0 | 8 | |
20 | Union Saint-Gilloise | 6 | 0 | 8 | |
21 | Fenerbahce Istanbul | 6 | -2 | 8 | |
22 | PAOK Thessaloniki | 6 | 2 | 7 | |
23 | FC Midtjylland | 6 | -2 | 7 | |
24 | IF Elfsborg | 6 | -3 | 7 | |
25 | SC Braga | 6 | -3 | 7 | |
26 | TSG Hoffenheim | 6 | -3 | 6 | |
27 | Maccabi Tel Aviv FC | 6 | -6 | 6 | |
28 | Besiktas JK | 6 | -7 | 6 | |
29 | SK Slavia Prag | 6 | -2 | 4 | |
30 | FC Twente Enschede | 6 | -3 | 4 | |
31 | Malmö FF | 6 | -6 | 4 | |
32 | Ludogorets 1945 Razgrad | 6 | -5 | 3 | |
33 | Qarabag FK | 6 | -10 | 3 | |
34 | FK Rigas Futbola Skola | 6 | -7 | 2 | |
35 | OGC Nizza | 6 | -8 | 2 | |
36 | FC Dynamo Kiew | 6 | -14 | 0 |