Er habe schon an einen Sieg gegen Krasnodar geglaubt, sagt Basels Doppeltorschütze Kevin Bua nach dem Spiel. «Aber mit einem 5:0 hätte ich sicher nicht gerechnet.»
Neuzugang Cabral überzeugend
Der FCB ist an diesem Abend nicht nur das bessere, weil viel aktivere Team, der FCB hat nach Monaten der Selbstzweifel auch zu einer fast vergessenen Stärke zurückgefunden. Gegen Krasnodar ist – jedenfalls in der 2. Halbzeit – fast jeder Schuss ein Treffer. Und wenn mal kein Basler einschussbereit steht, dann übernimmt diesen Job halt ein Gegner: Tonny Vilhenas Eigentor nach einer knappen Stunde gehört fast schon in die Kategorie Slapstick. Er verwandelt eine Cabral-Flanke aus der Drehung und mit einer Direktabnahme ins eigene Tor. Es ist das 4:0 für Basel.
Trainer Marcel Koller bringt nicht nur diese Szene, sondern den ganzen Spielverlauf auf den Punkt: «Unser Visier war besser eingestellt.»
Es ist in der Tat erstaunlich, wie der FCB an diesem Abend gegen Krasnodar auftritt, den Leader der russischen Liga. Mit grosser Laufbereitschaft, mit aggressivem Forechecking und vor allem mit lange nicht gesehener spielerischer Leichtigkeit. Klar, Buas frühes Tor ebnet den Baslern den Weg und sein 2:0 kurz vor der Pause ist fast schon die halbe Miete. Aber dazwischen haben die Basler gegen überforderte Russen noch zwei, drei weitere grosse Chancen.
Auf dem Weg zurück
Der FCB, das ist die vielleicht wichtigste Erkenntnis dieses Abends, spielt wieder mit der Selbstverständlichkeit, die ihn zu acht Meistertiteln in Serie geführt hat. Und man kann sagen: Es ist der beste FCB, seit Marcel Koller im letzten Sommer kurz nach Saisonbeginn für den glücklosen Raphael Wicky verpflichtet wurde.
Denn vor genau einem Jahr lag der stolze FC Basel in Trümmern. Dem kurzen Hoch nach Kollers Verpflichtung folgte das Aus in der Qualifikation der Europa League gegen Apollon Limassol. Und am 23. September 2018 dieses verheerende 1:7 in Bern gegen YB, das sehr lange nachhallte.
Aber spätestens nach dem erfolgreichen Start in die Meisterschaft und diesem berauschenden 5:0 gegen Krasnodar hat man das Gefühl, dass dieser FCB unter Marcel Koller schon fast wieder der alte ist. Und dass die Mannschaft Kollers Spielidee langsam zu versteht und umzusetzen weiss.
«Hätten noch höher gewinnen können»
Doppeltorschütze Kevin Bua zeigt eines seiner besten Spiele in Rot-Blau. Valentin Stocker bereitet Buas zweites Tor mustergültig vor und ist auch sonst ein Aktivposten. Frei und Zuffi orchestrieren im zentralen Mittelfeld das Spiel. Taulant Xhaka, eine Reihe dahinter, gewinnt praktisch jeden Zweikampf und ist im Aufbau oft die erste Anspielstation.
Koller muss sich auf der Medienkonferenz nach dem Spiel schon fast entschuldigen, als er sagt: «Wir hätten auch noch das eine oder andere Tor mehr erzielen können.»
Dass der FCB derart beeindruckend in die Europa League gestartet ist, das darf der Trainer, der noch vor wenigen Wochen auf der Kippe stand, auch durchaus als persönlichen Erfolg verbuchen.
Als seine Angreifer im Abschlusstraining am Mittwoch eins ums andere Mal daneben zielen oder übers Tor schiessen, nimmt er sie nach der Einheit in die Pflicht: «Im Training ist kaum ein Ball reingegangen. Das habe ich danach angesprochen und den Spielern gesagt, sie sollten das mit nach Hause nehmen, darüber schlafen.» Kollers Fazit nach dem 5:0 vom Donnerstag: «Die Spieler haben mir sehr gut zugehört.»