1. Die Spielpraxis
Mit Ausnahme von Lyons Ersatzgoalie Anthony Racioppi kommen fast alle U21-Spieler zu regelmässigen Einsätzen bei ihren Vereinen. Auch weil ausser Racioppi, Empoli-Söldner Nedim Bajrami, Salzburg-Profi Noah Okafor und Southampton-Spieler Alexandre Jankewitz in der letzten Saison alle noch in der Schweiz engagiert waren. Top-Torschütze Andi Zeqiri, der in der laufenden EM-Quali schon sechs Tore erzielt hat, absolvierte bei Lausanne in der vergangenen Saison 37 Pflichtspiele. Auch die übrigen Mitspieler kommen zu ihren Minuten. Ein nicht zu unterschätzender Vorteil, wenns darum geht, sich auf internationalem Parkett zu messen.
2. Die Breite
Beim 4:1-Sieg gegen die Slowakei hat Mauro Lustrinelli mit Dan Ndoye einen hochkarätigen Joker im Ärmel, ein Tor und ein Assist in 20 Minuten sprechen eine deutliche Sprache. Auch Petar Pusic, Kastriot Imeri und Djean Stojilkovic können nach ihren Einwechslungen überzeugen. FCB-Juwel Yannick Marchand, im Cupfinal einer der Besten auf dem Feld, kommt aufgrund der starken Konkurrenz gar nicht erst zum Einsatz.
3. Der Trainer
Als Spieler debütierte Mauro Lustrinelli erst mit 29 in der Nati, in einer U-Auswahl hat er nie gespielt. Ein Nachteil scheint das in Bezug auf die Trainerkarriere nicht zu sein. Lustrinelli hats geschafft, aus einer Truppe von starken Einzelspielern eine Einheit zu formen, die attraktiven Offensivfussball zelebriert, taktisch variabel ist und unter anderem die hoch favorisierten Franzosen schlug. Euphorie bricht beim Tessiner aber auch dem 4:1-Triumph gegen die Slowakei, dem 5. Sieg im 5. Spiel, nicht aus. «Wir müssen noch viel, viel arbeiten. Mit einer einzigen Niederlage kannst du alle kaputt machen.»
4. Der Staff
Mit Sportchef Adrian Knup und Spiel- und Gegner-Beobachter Gerry Gerosa verfügt die U21-Nati über zwei Männer im Staff, denen in Sachen Fussballkompetenz keiner was vormachen kann. Das Duo war lange Zeit beim FC Basel engagiert, wurde dort sehr geschätzt und hatte massgeblichen Anteil an den Höhenflügen der Bebbi in der Ära Heusler/Heitz. Kein Zufall, dass die U21 plötzlich auf einer Erfolgswelle schwimmt.
5. Der Hunger
Neun Jahre sind vergangen seit sich zum letzten Mal eine Schweizer U21 für eine EM-Endrunde qualifiziert hat. Eine halbe Ewigkeit. Entsprechend heiss sind die Spieler. Oder um es mit Mauro Lustrinelli zu sagen: «Die Mannschaft hat Hunger.» Drei Punkte beträgt der Vorsprung auf die favorisierten Franzosen, die neun Gruppenersten und der beste Gruppenzweite qualifizieren sich direkt für die EM. Die restlichen Gruppenzweiten sind für die Playoffs qualifiziert. In diesen werden in vier Paarungen mit Hin- und Rückspiel die letzten vier Teilnehmer für die Endrunde ermittelt.